Ayad Akhtar

Stoffrechte: Bettina Walther über den Roman HOMELAND ELEGIEN von Ayad Akhtar

Stoffrechte: Bettina Walther über den Roman HOMELAND ELEGIEN von Ayad Akhtar

Auch in Amerika sind die Theater geschlossen, es wird vermutlich länger keine neuen Broadway Produktionen geben, und so warten wir sicher auch noch eine Weile auf ein neues Theaterstück von Ayad Akhtar, dem Autor von vielgespielten Stücken wie GEÄCHTET oder THE WHO AND THE WHAT. Mit HOMELAND ELEGIEN (erschienen bei Claassen) ist nun aber endlich sein kluger und fesselnder zweiter Roman erschienen: ein Glücksfall für die Theater!

 

Mit HOMELAND ELEGIEN hat der Pulitzer-Preisträger Ayad Akhtar seinen zweiten Roman vorgelegt. Wie bereits in HIMMELSSUCHER (erschienen bei carl’s books) erzählt Akhtar eine Familiengeschichte, deren autobiographische Bezüge unübersehbar sind. Um was geht es: Ayad Akhtar, Kind eines in die USA eingewanderten Ärzteehepaars, geboren in den USA, wird vom erfolglosen Schriftsteller, dem seine Eltern immer wieder finanziell unter die Arme greifen müssen, zum gefeierten Dramatiker und kommt darüber hinaus durch clevere Börsengeschäfte zu fabelhaftem Reichtum.
Ayad Akhtar gelingt das Kunststück eines Romans, der Autofiktion und Biographie ist, Coming-of-Age-Story, Einwanderer- und Familiengeschichte. Und der zugleich noch ganz nebenbei einen Bogen schlägt vom Konflikt zwischen Pakistan und Indien über den Afghanistankrieg bis hin zu Osama bin Laden und dem islamistischen Terror der jüngsten Gegenwart. Vor dem Hintergrund der globalen Zeitgeschichte analysiert er die amerikanische Gesellschaft und ihre Verfasstheit nicht erst seit Trump.
HOMELAND ELEGIEN ist darüber hinaus aber auch eine hochspannende und brillant geschriebene Auseinandersetzung mit den Fragen nach Zugehörigkeit und Identität und eine amerikanische Erfolgsgeschichte ohne wirkliches Happy End. Denn Akhtars Aufstieg macht ihm schmerzlich die Fremdheit in der eigenen Heimat und seine Begrenztheit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bewusst. HOMELAND ELEGIEN ist damit nicht zuletzt auch ein diskursiver Roman, der als hochspannender Beitrag zu den Themen Identitätspolitik und Repräsentation gelesen werden muss. Dass Akhtar ein begabter Dramatiker ist, kann er auch in der Prosa nicht verbergen. Das Warten auf ein neues Akhtar-Stück hat damit vorerst ein Ende, denn die Bühnenrechte an HOMELAND ELEGIEN sind frei.


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