Eine "gelungene Rasensport-Romanze" in Oberhausen: Über die hymnisch gefeierte Uraufführung von Leo Meiers Debütstück "zwei herren von real madrid"

(c) Axel J. Scherer

So schön zärtlich kann Fußball sein. Nach dem Debakel um die One-Love-Binden und dem an Zynismus kaum zu überbietenden Ausspruch des FIFA-Chefs Gianni Infantino - "Heute fühle ich mich homosexuell" - mag man den Glauben am Profifußball verlieren. Am 15.01.2023 wurden wir jedoch am Theater Oberhausen Zeugen eines wahren queeren Fußballwunders. Dort fand die Uraufführung von Leo Meiers Debütstück "zwei herren von real madrid" statt. Maike Bouschen inszeniert den Text als quietschbunten Nintendo-Plastik-Abend mit einem bemerkenswerten Gespür für die subtilen Zwischentöne des Textes. Die Darsteller:innen entwickeln ein ganz eigenes Gesten-Programm, angelehnt an die Fußball-Doppelgänger der FIFA-Videospielreihe. Sie spielen so sagenhaft, dass man ihnen ewig zuschauen könnte: wie sie umeinander herumtändeln, sich zaghaft annähern, derbe Zoten deklamieren und über die eigene Vergänglichkeit philosophieren. Die Euphorie der Spielenden schwappte ins Publikum über - ein besonderer, zarter Theaterabend.

Dass der Text das Publikum mit seiner fein nuancierten Situationskomik begeistert, war bereits beim Heidelberger Stückemarkt offenkundig. Dort gewann Leo Meier nicht nur den Publikums- sondern auch den SWR2 Hörspielpreis. Eine Nachspiel-Produktion gibt es auch bereits: Am 27.01. wird das Stück in der Regie von Albrecht Schroeder am Schauspiel Leipzig gezeigt.


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