WÄRE ICH ELEONORE,
wäre ich heute einfach liegen geblieben.
In der Sonne.
Oder abgehauen. Über die Dächer. Wohin auch immer.
Doch liebe Eleonore, wegen dir bin ich hier!
Und wegen deiner Erfinderin. Caren Jeß.
Und weil ich die Inszenierung dieser Katze letztes Jahr
hier in Mülheim angeschaut habe und davon begeistert war.
Und weil ich danach mein Zettelchen für Eleonore angekreuzt und
eingeschmissen habe, damit sie den Publikumspreis gewinnt, was sie tat.
Und weil mich Katzen sowieso magisch anziehen und ich keiner
Katze begegnen kann ohne irgendwelche freudigen Laute auszustoßen
oder wenigstens das Wort KATZE zu rufen - darum halte
ich so gerne diese Laudatio für die Katze Eleonore und für dich, Caren Jeß.
Caren und ich kennen uns schon bestimmt 12-13 Jahre, aber
persönlich getroffen haben wir uns noch gar nicht so oft.
Und trotzdem ist da diese Verbindung. Und zwar auch - aber nicht nur - wegen
Katzen! Denn während der Zeit, Ende 2020, als Caren ihr Katzen-Drama so
gut wie verlagsfertig hatte, beauftragten wir mit unserer Design-Agentur Caren
damit, den Text für unseren Katzen-Comic MO & LEO zu schreiben.
Caren hat uns eine wunderbare und aufregende Geschichte über die beiden
ungleichen Katzen geliefert und falls der Comic von unserer Seite
jemals fertig werden sollte, geben wir Bescheid........... ;)
Und Carens Katzen-Drama, das durfte ich daher auch sehr früh lesen
und ich las es
und las es nochmal - denn Eleonore zog mich sofort in ihren Bann,
und ich merkte schnell:
SCHEIßE! Das will ich irgendwie auch.
Also manchmal.
So alles hinter mir lassen
und mir einfach nur gemütlich den Teil meiner Hand
zwischen Daumen und Zeigefinger lecken.
Ganz
in
Ruhe!
Denken?
An nichts!
Zivilisierte Betriebsamkeit? Abgestellt!
Einfach KATZE sein.
Also, genau deswegen stehe ich wohl so auf diese Katzentiere.
Und auf Carens Stück!
Eleonore dabei zuzusehen - in ihrer Entschiedenheit jetzt Katze zu sein!
Dass die das einfach durchzieht!!! - cool!!
Wenn Sie auf Wildbruchs Frage bei sich denkt:
„Ein Katzenleben gleichförmig?
Nicht im Geringsten.
Meine zarten Vibrissen nehmen Schwingungen wahr,
davon träumen Sie nur,
meine Sinne sind fein,
filigran.
Sie zittern.
Sie schnurren.
Sie beben.
Sie
elektrisieren.
Mein Instinkt unbeirrbar,
ich wittere Gefahr,
ich fühle das Wetter.“
Dann fühle ich das auch so.
WÄRE ICH EINE KATZE und hätte das Stück von Caren Jeß
lässig liegend, in irgendeiner hinteren Ecke des Theaters angeschaut,
hätte ich gedacht. MENSCH, die hats geblickt!
„Instinkt sticht Vernunft.“
Ich weiß noch genau als Carens Freund Joni uns vor vielen
Jahren erzählte: Hey die Caren, die schreibt jetzt - und das wird richtig gut!
Er hatte recht. Es ist richtig gut, was Caren schreibt und wie sie es tut.
Ich liebe Carens Texte - wie bei raffiniert gewürzten Speisen lösen die
gewählten Wortfolgen Freude in meinen Synapsen aus.
Freude bringt es mir auch zu sehen, dass Caren heute ganz verdient so erfolgreich ist und ich ihren Weg von der ersten Veröffentlichung bis heute miterlebe.
Beim Schreiben der Laudatio ist mir noch ein Gedanke gekommen:
Genau wie Eleonore entschieden hat, Katze zu sein,
hat Caren entschieden, Schriftstellerin zu sein.
Dass die beiden das so durchziehen - MEGACOOL!
Tja und so aufgeregt und ungläubig ich war, dass ich diese Laudatio heute halten soll, bin ich jetzt gerade sehr dankbar, hier zu stehen und es getan zu haben.
Ganz zum Schluss noch schnell einer meiner Lieblingssätze:
„Was sollte da ungelöst sein, fragte ich ihn und dachte an Knäule aus Wolle.“
4. Mai 2024 / Mühlheim an der Ruhr
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