Carlos Murillo

Als Sohn eines kolumbianischen Vaters verbrachte Carlos Murillo seine Kindheit zwischen den USA und Südamerika. Nach dem Schulabschluss besuchte er in New York zunächst die Schauspielschule, wandte sich aber schon bald dem dramatischen Schreiben zu und absolvierte ein Studium am O’Neill National Theatre Institute. Seine seit den neunziger Jahren entstandenen Stücke wurden in New York und zahlreichen anderen amerikanischen Städten aufgeführt. Heute lebt der Autor mit seiner Familie in Chicago und lehrt an der DePaul University.
14.04.1971

Als Sohn eines kolumbianischen Vaters verbrachte Carlos Murillo seine Kindheit zwischen den USA und Südamerika. Nach dem Schulabschluss besuchte er in New York zunächst die Schauspielschule, wandte sich aber schon bald dem dramatischen Schreiben zu und absolvierte ein Studium am O’Neill National Theatre Institute. Seine seit den neunziger Jahren entstandenen Stücke wurden in New York und zahlreichen anderen amerikanischen Städten aufgeführt. Heute lebt der Autor mit seiner Familie in Chicago und lehrt an der DePaul University.
14.04.1971

Theater
Carlos Murillo

Dunkles Spiel oder Geschichten für Jungs

Deutsch von Henning Bochert
2 D, 3 H

„Sag ich die Wahrheit? Oder denk ich mir was aus?”

Dunkles Spiel ist die Geschichte von Nick, der von sich selbst sagt, dass er sich „gern Sachen ausdenkt“. Am Anfang des Stücks liegt er mit einem Mädchen im Bett, mit dem er zum ersten Mal Sex hatte. Als sie seinen Bauch berührt, fragt sie ihn, woher er die vielen Narben hat. Ihre Frage stellt Nick vor das Dilemma, ob er die Wahrheit sagen oder lügen soll über das, was gewesen ist.

Vier Jahre vorher scheint die Antwort für Nick, den selbstsicheren und sprachgewandten Teenager, einfach zu sein. Inspiriert von seiner Erfahrung im Theaterunterricht seiner Schule mit dem „dunklen Spiel“ – einem Theaterspiel, in dem manche wissen, dass sie an einem Spiel teilnehmen, während andere völlig „im Dunkeln“ sind – beginnt Nick dieses Spiel in Chat-Rooms zu spielen. Nachdem er verschiedene Online-Persönlichkeiten ausprobiert hat, trifft er auf Adam, einen Sechzehnjährigen, der im Internet ein Mädchen zum Verlieben sucht. Nick macht sich zu Rachel, die alle Kriterien erfüllt, die Adam sich wünscht. So entwickelt sich zwischen den Jungen eine Cyber-Beziehung, in der sich allmählich die Realität und die virtuelle Welt kreuzen – mit unerwarteten und drastischen Folgen für beide. So wie Adams Gefühle für Rachel immer heftiger werden, wird auch Nicks Täuschungs-Spiel für ihn mehr und mehr zur Obsession, bis die Dinge völlig außer Kontrolle geraten.

Theater
Carlos Murillo

Vermischte Meldungen oder Die ganzen blutigen Details

Deutsch von Henning Bochert
3 D, 3 H

Eine Frau vor dem Fernseher, sie spricht leise von ihrem Sohn, dem „Möchtegern-separatistischen Cyberpunk-Teenagers“. Die Frau beschreibt im Detail sein mit Porno- und Waffen-Zeitschriften und selbstgebastelten Bomben zugemülltes, abgedunkeltes Zimmer und seine Drogen-Exzesse und den Video-Clip, der seine düstere Faszination mit Gewalt und Tod illustriert.
Murillos Stück verwebt diese Geschichte mit drei weiteren, die alle im Zusammenhang mit dem Fernsehen stehen. Neben der Mutter des terroristischen Teenagers gibt es den einsamen Mann, der fasziniert von einem Dokumentarfilm über das Sexualverhalten von Pavianen berichtet, um dann von einem Wochenendbesuch bei Freunden zu erzählen, von denen er bis dahin geglaubt hatte, dass sie glücklich verheiratet sind. Und wir erleben die gutsituierte Vorstadtfrau, die dem kurzen Ruhm entgegen strebt, als sie einer Fernseh-Crew ihre malende Katze vorführt. Und schließlich hören wir den Bericht eines Augenzeugen, der den Selbstmord eines Politikers während einer Pressekonferenz erlebte.

Auf die eine oder andere Art sehen sich all diese Figuren im Medium des Fernsehens reflektiert, im Ruhm, den es zelebriert, in der Gewalt, die es verherrlicht, in den Botschaften, die es verkündet. Es wirft ein Licht auf sie, aber eines, das bloß zeigt, wie tief sie im Schatten eingehüllt sind. Und Murillo erzählt das alles ohne Bilder, in einem Stück für sechs Stimmen.

„They rise from the dark, above the hiss of the snowy screen, as an anguished chorus, asking us if we know how we came to this point, the treacherous pass.” (Austin Chronicle)

Aufführungsarchiv

Digitales Textbuch