© Katrin Roth

Gerhard Roth

Gerhard Roth, 1942 in Graz geboren, war nach seinem Medizinstudium lange Organisationsleiter im Rechenzentrum Graz. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Wien und der Südsteiermark. Roth hat zahlreiche Theaterstücke veröffentlicht. 1991 schloss er seinen siebenbändigen Romanzyklus Die Archive des Schweigens ab. Roths literarisch-dokumentarische Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte Österreichs wurde unter anderem mit dem Preis der SWF-Bestenliste, dem Alfred-Döblin-Preis und dem Preis des Österreichischen Buchhandels ausgezeichnet.

"Die Literatur ist ein Denkprozess, dessen Normen sich verändern: Das Theater muss im Zusammenhang mit der Literatur ein gespielter Denkprozess sein. Das Theater auf dem Papier spielt seinen imaginären Besuchern nichts vor, sondern es begreift sich als Ort der Möglichkeiten und der gegenseitigen Eingeständnisse. Es ist ein Theater, das sich nicht verbrüdert: nicht mit dem Staat, nicht mit dem Zuschauer, auch nicht mit seinesgleichen. Es ist kein Erklärungstheater." (Gerhard Roth)

Gerhard Roth, 1942 in Graz geboren, war nach seinem Medizinstudium lange Organisationsleiter im Rechenzentrum Graz. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Wien und der Südsteiermark. Roth hat zahlreiche Theaterstücke veröffentlicht. 1991 schloss er seinen siebenbändigen Romanzyklus Die Archive des Schweigens ab. Roths literarisch-dokumentarische Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte Österreichs wurde unter anderem mit dem Preis der SWF-Bestenliste, dem Alfred-Döblin-Preis und dem Preis des Österreichischen Buchhandels ausgezeichnet.

"Die Literatur ist ein Denkprozess, dessen Normen sich verändern: Das Theater muss im Zusammenhang mit der Literatur ein gespielter Denkprozess sein. Das Theater auf dem Papier spielt seinen imaginären Besuchern nichts vor, sondern es begreift sich als Ort der Möglichkeiten und der gegenseitigen Eingeständnisse. Es ist ein Theater, das sich nicht verbrüdert: nicht mit dem Staat, nicht mit dem Zuschauer, auch nicht mit seinesgleichen. Es ist kein Erklärungstheater." (Gerhard Roth)

Theater
Gerhard Roth

Lichtenberg

2 D, 7 H, 1 Dek

„Ist es Wahnsinn, Blitze einzufangen? Sich die Unendlichkeit vorzustellen?“ Für Gerhard Roths Lichtenberg stellt sich die Frage nicht. Wahnsinn und Forscherdrang liegen bei ihm eng zusammen, das eine befördert das andere und andersherum. Denn das Abenteuer Denken schließt, wenn es zu Entdeckungen führen soll, Ungeheuerlichkeiten mit ein.
Dieser Lichtenberg ist vom echten Experimentalphysiker der Aufklärung inspiriert, einschließlich einiger Aphorismen, die zitiert werden. Doch anders als das Original, hat er den letzten Schritt gemacht: Die Grenze zwischen Chaos und System ist verwischt. Er ist manisch in allem: im Denken, in der Leidenschaft, im Sprechen und Handeln.
Zu Beginn der Groteske nehmen ein Arzt, ein Pfarrer und der Vater eines Sonderlings die Experimente Professor Lichtenbergs noch interessiert und irritiert auf. Die Gedankengebäude des Professors, kaskadisch versprüht, überfordern sie, aber das macht den besonderen Reiz für sie aus. Sogar noch, als der Kommissar der Ermordung der Nachbarin nachgeht, weiß Lichtenberg alle Anwesenden in ein Labyrinth aus Experiment und logischem Denken zu verstricken. Er lässt eine Prostituierte kommen, um die gefährliche Zügellosigkeit des Sonderlings zu beweisen. Doch der Verdacht fällt trotz der absurden Beweisführung Lichtenbergs auf ihn selbst: Er wurde gesehen, wie er nachts in das Haus der Nachbarin ging. Das Spiel mit dem Wahnsinn wird zum tödlichen Ernst.

Theater
Gerhard Roth

Sehnsucht

5 D, 7 H, 1 Dek

Bei Stückbeginn ist das Stück bereits geschehen, es handelt sich also um die Beschreibung des 'Wiederdenkens', des Sich-Erinnerns in einer Krisensituation. Dabei verändern sich notwendigerweise die einzelnen Figuren, sie bekommen einen verzerrten Charakter. Die Wiedebegegnung mit der Frau wird zur Bedrohung, der Besuch der Eltern zu einer kleinen Komödie der Ahnungslosigkeit. Aber in den Figuren ist die Möglichkeit des Andersseins offen. Die Frau ist wahrscheinlich nicht bedrohlich, eher deprimiert und aufbegehrend - aber sie hat ein Gewehr in der Hand.
"Nichts, es ist kein Unterschied", der letzte Satz des Stückes, führt wieder zur Anfangssituation zurück. Auch der Wunsch nach dem Tod des verlorenen Partners hat - ausgesprochen und in Gedanken nachvollzogen - nichts geändert. Und wenn der Sicherinnernde in der Figur des Lehrers dargestellt ist, so hat sein schatten-Ich, Albert, ihm die Antwort gegeben, dass er damit beginnen muss, den Partner als verloren, als Erinnerung zu betrachten. Zwar wird die Sehnsucht des Lehrers nach seiner nicht sichtbaren Liebe als gestillt gezeigt, aber vermutlich stimmt auch das nicht und Albert und der Lehrer müssen sich mit der Trennung abfinden. In den einzelnen Szenen ist auch die augenblickliche Verfassung des Sicherinnernden miteingeschlossen. Er hat sich in seiner Erinnerung verändert, hat Mühe, sich überhaupt zu sehen, und sich eine Rolle zuzuweisen. Ist er so, wie er sich jeweils sieht oder das Gegenteil?" (Gerhard Roth)

Digitales Textbuch