John Millington Synge

Der Ire John Millington Synge (1871-1909) entwickelte sich zu einem großen Dichter, als er 1902 dem Rat Yeats' folgte, Paris verließ und auf den Aran-Inseln lebte. Dort lernte er die anglo-irische Sprache kennen und eine elementare "Wirklichkeit des Lebens". Yeats rühmte ihn: "Ob er von alten Bettlern am Wegrand schreibt, welche jammern über des Lebens Elend und Hässlichkeit, oder von einer alten Frau aus Aran, die ihren ertrunkenen Sohn betrauert, oder von einem jungen Weib, das an einen alten Ehemann gebunden ist - er hat nicht den Wunsch, irgend etwas zu ändern, irgend etwas zu reformieren; alle diese Menschen gehen vorüber wie an einem offenen Fenster und murmeln seltsame, erregende Worte dazu ..."

Der Ire John Millington Synge (1871-1909) entwickelte sich zu einem großen Dichter, als er 1902 dem Rat Yeats' folgte, Paris verließ und auf den Aran-Inseln lebte. Dort lernte er die anglo-irische Sprache kennen und eine elementare "Wirklichkeit des Lebens". Yeats rühmte ihn: "Ob er von alten Bettlern am Wegrand schreibt, welche jammern über des Lebens Elend und Hässlichkeit, oder von einer alten Frau aus Aran, die ihren ertrunkenen Sohn betrauert, oder von einem jungen Weib, das an einen alten Ehemann gebunden ist - er hat nicht den Wunsch, irgend etwas zu ändern, irgend etwas zu reformieren; alle diese Menschen gehen vorüber wie an einem offenen Fenster und murmeln seltsame, erregende Worte dazu ..."

Theater
John Millington Synge

Der Ritt zum Meer

Deutsch von Martin Michael Driessen
3 D, 1 H, St, 1 Dek

"Das Drama kreist um ein einziges Ereignis: den Tod Bartleys, der im Meer ertrinkt, als er mit einem Schiff zum Pferdemarkt nach Connemara übersetzen will. Bartleys Mutter Maurya hat bereits früher ihren Mann und fünf ihrer sieben Söhne an die See verloren: der vorletzte, Michael, wird seit Tagen vermisst, und die Gewissheit über sein Ende erhält die Mutter im Verlauf der Handlung durch die Entdeckung angeschwemmter Kleidungsstücke. In einer Vision sieht Maurya, wie der Tote auf einem grauen Fohlen seinem letzten Bruder Bartley, der Michaels rote Stute zum Meer reitet, nachjagt, um ihn sich zu holen - ein Motiv der irischen Folklore, das den Toten Rachsucht gegenüber den Lebenden zuschreibt. Aber nicht nur Maurya hat Vorahnungen über das Verhängnis, auch Bartley selbst scheint sich bereits gezeichnet zu fühlen; trotzdem weigert er sich, auf die Schiffsreise zu verzichten, und wird von dem Fohlen über die Klippen gestoßen.
Indem Synge Bartley und Maurya zu archetypischen Figuren stilisiert, verleiht er dem Drama mythische Dimensionen. Maurya wird als eine Art Menschheitsmutter, das Meer als Symbol des Todes gezeichnet. In Maurays Klage, die aller privaten Details entkleidet ist, drückt sich das Leid, aber auch der ohnmächtige Zorn der Menschheit aus, die sich gnadenlos dem Tod ausgeliefert fühlt. In der resignierten Erkenntnis, dass die See jetzt nichts mehr von ihr zu fordern hat, findet Maurya schließlich einen gewissen Trost, den sie auch ihren Töchtern Cathleen und Nora mitzuteilen versucht. Vor dem überwältigenden Schmerz über Bartleys Tod schirmt sie sich und die beiden Mädchen ab, indem sie sich ganz dem Ritus der Bestattung und damit dem Bewusstsein, dass das Leben weitergehen wird, hingibt.
Das Stück... zählt zu den besten einaktigen Tragödien der Weltliteratur." (Kindlers Neues Literatur Lexikon)

Theater
John Millington Synge

Die Pennerhochzeit

Deutsch von Martin Michael Driessen
2 D, 2 H, 1 Dek

"Das Geschehen wird durch Sarah Casey in Gang gesetzt, die seit Jahren mit dem Kesselflicker Michael Byrne von Markt zu Markt zieht und ihm bereits mehrere Kinder geboren hat. (Sie) will plötzlich kirchlich getraut werden, ein Ansinnen, das bei Michael und seiner Mutter Mary auf völliges Unverständnis stößt. Daß Sarahs Argument, sie wolle von den "anständigen" Leuten nicht länger scheel angesehen werden, nur ein Vorwand ist (in Wirklichkeit geht es ihr darum, Byrnes auch im Alter sicher zu sein), merkt sogar der Priester, den Michael nur aufsucht, weil Sarah ihm mit einem Rivalen gedroht hat. Die Gebühr, die der Priester verlangt, kann und will der Kesselflicker aber nicht voll bezahlen, und nach längerem Feilschen erklärt sich der Geistliche schließlich bereit, die Trauung für weniger Geld vorzunehmen, falls man ihm eine bestimmte Zinnkanne überlasse. Das Ehesakrament hat also für beide Seiten einen rein finanziellen Wert, der kühl abgeschätzt wird. Nachts, als Sarah und Michael sich zum Hühnerstehlen fortgeschlichen haben, nimmt die alte, stets durstige Mary die Kanne aus der Verpackung, ersetzt sie durch einige leere Flaschen und tauscht sie beim Wirt gegen Bier ein. Als der Priester am Morgen den Betrug bemerkt und die Polizei rufen will, kommt es zu einem Handgemenge, bei dem er gefesselt, mit Ersäufen im Sumpf bedroht und erst freigelassen wird, als er den Kesselflickern geschworen hat, nichts gegen sie zu unternehmen. Der Möglichkeit beraubt, sie dem weltlichen Gesetz auszuliefern, rächt er sich so, wie es ihm sein geistliches Amt erlaubt: Auf lateinisch verflucht er die rasch die Flucht ergreifenden Kesselflicker." (Kindlers Neues Literatur Lexikon)

Digitales Textbuch