Karl Kraus

Karl Kraus (* 28. April 1874 in Jièín, Böhmen, damals Österreich-Ungarn, heute Tschechien; † 12. Juni 1936 in Wien) war einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller des beginnenden 20. Jahrhunderts, ein Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker, Dramatiker, Förderer junger Autoren, Sprach- und Kulturkritiker – vor allem ein scharfer Kritiker der Presse und des Hetzjournalismus oder, wie er selbst es ausdrückte, der Journaille.

Karl Kraus (* 28. April 1874 in Jièín, Böhmen, damals Österreich-Ungarn, heute Tschechien; † 12. Juni 1936 in Wien) war einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller des beginnenden 20. Jahrhunderts, ein Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker, Dramatiker, Förderer junger Autoren, Sprach- und Kulturkritiker – vor allem ein scharfer Kritiker der Presse und des Hetzjournalismus oder, wie er selbst es ausdrückte, der Journaille.

Theater
Karl Kraus

Die letzten Tage der Menschheit

12 H

Ein Drama, das nicht für die Bühne gedacht war, ein Klassiker der Weltliteratur: 220 Szenen, in denen mehr als ein halbes Tausend Figuren auftreten. Das Geschehen des Ersten Weltkriegs zeigt sich in wahllos nebeneinander gestellten Wirklichkeitsausschnitten, das verbindende Element ist die entfesselte Unvernunft. Überall hin führt uns Kraus: in die Straßen Wiens und Berlins, in Kanzleien und Kasernen, in Hinterhöfe und großbürgerliche Wohnungen, in Lazarette und Wallfahrtskirchen, in Friseursalons und Redaktionen, an alle Fronten und in die Etappe. Es treten auf: Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser Wilhelm II., Kronprinzen, Erzherzöge, Militärs und Zivilisten jeglicher sozialen Schattierung. Mittelmäßigkeit und politische Verbrechen, blutrünstiger Patriotismus, Profitgier und Phrasendrescherei. Das Stück endet apokalyptisch mit der Auslöschung der Menschheit, das letzte Wort hat Gott: „Ich habe es nicht gewollt.“
Karl Kraus, Gründer der Zeitschrift Die Fackel und einer der bedeutendsten satirischen Schriftsteller seiner Zeit, nimmt in seinem Hauptwerk eine Technik der Literatur unserer Tage vorweg – die Montage von Originaldokumenten, die von Geist und Ungeist einer Zeit oft mehr verraten als jede Dichtung. Die Kombination und Konfrontation der Zitate, das Unterbrechen der Handlung durch einen kommentierenden Dialog zwischen Optimist und Nörgler, die Steigerung zum Höllentanz – das ist absurdes Theater im modernsten Sinn. Hier baut einer mit dem Mut des Verzweifelten „Wortbarrikaden gegen die Herrschaft der Banalität“ – wie Kraus einmal seinen Landsmann Nestroy charakterisierte. Es trifft auch auf ihn selbst zu. (Volkstheater Wien)

Aufführungsarchiv

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