Pietro Aretino

Pietro Aretino (1492-1556), von seinen Bewunderern "der Göttliche" genannt, war die schillerndste Figur seiner Zeit. In wenigen Jahren avancierte er mit seinen journalistischen Glossen, Satiren, frivolen Schriften, Dramen und Sonetten zum gefürchteten Sittenrichter der abendländischen Welt. Der Autor starb an gebrochenem Genick, nachdem er angeblich beim Lachen über einen schamlosen Witz seiner Schwester rücklings vom Stuhl gefallen war: Er hat sich totgelacht.

Pietro Aretino (1492-1556), von seinen Bewunderern "der Göttliche" genannt, war die schillerndste Figur seiner Zeit. In wenigen Jahren avancierte er mit seinen journalistischen Glossen, Satiren, frivolen Schriften, Dramen und Sonetten zum gefürchteten Sittenrichter der abendländischen Welt. Der Autor starb an gebrochenem Genick, nachdem er angeblich beim Lachen über einen schamlosen Witz seiner Schwester rücklings vom Stuhl gefallen war: Er hat sich totgelacht.

Theater
Pietro Aretino

Die Bäckersfrau als Kurtisane

3 D, 17 H, St, Verwandlungsdek

La Cortigiana ist eine bissige Satire auf das zeitgenössische korrupte Rom und den päpstlichen Hof. Das Stück entstand 1525 und wurde 1537 in Bologna uraufgeführt.

Aretino erweist sich mit seiner "Hofkomödie" gleichermaßen als legitimer Nachfahr eines Boccaccio wie als Vorläufer von Gozzi und Goldoni. In seinem ausgedehnten Schwank um Liebe und Intrige treiben besonders die Diener ihr Unwesen. Die Herren allerdings bieten ihnen dazu auch genug Angriffsfläche. Und auch sie beherrschen das Spiel der Zeit, sich mit derben Späßen zu foppen - amouröse Verstrickungen inbegriffen.

Da sind Messer Maco, der von Siena nach Rom kommt, um ein Höfling zu werden, und Signor Parabolano, unsterblich verliebt in Livia.
Da sind die Diener, die sich gegenseitig übel mitspielen, ansonsten aber alles tun, um ihre Herrschaft mit Hilfe eines Kunstmalers und der Kupplerin Alvigia hereinzulegen. Messer Maco wähnt sich bei Maestro Andrea in guten Händen, der ihm die Gepflogenheiten am Hof näher zu bringen versucht: lügen, betrügen, fluchen und lästern. Aber Messer Maco ist zu tumb dafür, und so erfindet man kurzerhand eine Prozedur, Menschen mittels eines Hohlspiegels in eine neue Form zu bringen. Signor Parabolano wird schließlich vorgegaukelt, die Bäckerin Tonga sei die heißgeliebte Livia. Der anschließende Ehekrach zwischen ihr und ihrem Mann enthält genug Stoff für weitere derbe Späße. Drum herum ranken sich vielerlei Schwänke, drastische Anekdoten und Streiche, die ein ganzes Panorama Roms des frühen 16. Jahrhunderts zeichnen: Fischhändler, Mönche, Höflinge, ja selbst der Vatikan - keiner wird von den heiter-bösen Eskapaden verschont, und auch Petrarca und die Medici bekommen ihr Fett weg.

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