RAUM + ZEIT

RAUM+ZEIT ist ein Theaterkollektiv um den Regisseur Bernhard Mikeska und den Autor Lothar Kittstein. Seit 2009 erarbeitet die Gruppe in wechselnden Konstellationen in der Schweiz und in Deutschland hybride Installationen. Spektakulär gelingt ihnen die Verbindung zwischen neuen Technologien und analogem Theater.
Die Inszenierungen von RAUM+ZEIT spielen mit der Logik eines konsistenten Raum-Zeit-Kontinuums und der inneren Welt der Wahrnehmung.

RAUM+ZEIT ist ein Theaterkollektiv um den Regisseur Bernhard Mikeska und den Autor Lothar Kittstein. Seit 2009 erarbeitet die Gruppe in wechselnden Konstellationen in der Schweiz und in Deutschland hybride Installationen. Spektakulär gelingt ihnen die Verbindung zwischen neuen Technologien und analogem Theater.
Die Inszenierungen von RAUM+ZEIT spielen mit der Logik eines konsistenten Raum-Zeit-Kontinuums und der inneren Welt der Wahrnehmung.

Theater
RAUM + ZEIT

Making of::Marilyn

Der letzte Vorhang war aus schwerem, dunklem Stoff. Das Publikum musste ihn selbst beiseite ziehen. Der Blick fiel in ein karg möbliertes Schlafzimmer. Auf dem Bett der Körper einer Frau. Nackt. Reglos. Ihre rechte Hand hielt einen Telefonhörer umklammert.

Das Publikum, das sich an diesem 5. August 1962 um drei Uhr früh vor einem Bungalow in Brentwood, California, eingefunden hatte, sah die Todesszene von Marilyn Monroe. Diese Szene war das letzte und zugleich das erste Bild einer Inszenierung, deren Skript seither immer wieder umgeschrieben wird und neu beginnt, mit jeder Biographie, jedem Film über die Monroe, den Magazinstrecken voller wiederentdeckter Fotos, den Spekulationen über ihren Tod. Das Drama der Norma Jeane Mortenson verheißt keine Erlösung, nur endlose Wiederholung. Nie werden wir es satt, die Geschichte vom kometenhaften Aufstieg des ungeliebten Mädchens aus dem Waisenhaus zum glamourösen Hollywood-Star erzählt zu bekommen.

Ein letzter Zuschauer – von anderen wissen wir nichts mit Sicherheit – war Ralph Greenson, Marilyns Psychoanalytiker. Er verständigte telefonisch die Polizei: »Marilyn Monroe ist an einer Überdosis gestorben. Wahrscheinlich Selbstmord.«

Alle Mythen um ihren Tod – ob es nicht doch Mord war – entlasten eine ganze Nation, die nach dem Glück strebt, das Marilyn zuteil geworden war. Sie verkörperte den American Dream. MAKING OF :: MARILYN entwirft kein neues Szenario der Umstände vom Tod Marilyn Monroes, sondern eines für ihren Seelenzustand. Der Zuschauer betritt eine Installation, in der er Teil von Marilyns Geschichte wird. Es wird schon bald fraglich, ob es überhaupt eine klare Grenze gibt zwischen Wirklichkeit und Traum, zwischen dem Zuschauer und der beobachteten Figur. Wir begegnen Marilyn und in ihr doch wieder uns selbst. So intim sei Theater noch nie gewesen, auch nicht so angenehm und unangenehm berührend zugleich, schrieb die FAZ.

Theater
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Mädchenmörder :: Brunke

Die Uraufführung Mädchenmörder :: Brunke des mehrfach preisgekrönten Theaterkollektivs RAUM+ZEIT am 27. Januar 2024 lässt den Schriftsteller Thomas Brasch (1945-2001) wiederauferstehen und für eine Lesung nach Braunschweig kommen. Der Fall Karl Brunke, eine wahre Braunschweiger Geschichte, sorgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts für Aufsehen, da Brunke zwei junge Frauen, angeblich auf deren Wunsch, ermordete. Brasch hatte in den 1990er Jahren zurückgezogen und wie besessen zu diesem Verbrechen recherchiert. Mehr als 14.000 Manuskriptseiten sind dabei zusammengekommen und heute archiviert. Braschs Verlag veröffentlichte 1999 daraus einen Band mit gerade mal hundert Seiten Umfang.

Die Inszenierung in der Regie von Bernhard Mikeska entführt das Publikum, das mit VR-Brillen ausgestattet wird, im Verlauf der Lesung immer wieder in die Welt Brunkes und bietet mit dem Wechsel der Erzählebenen ein neuartiges Theatererlebnis: Die Geschichte, mit der Brasch sich seiner eigenen Abgründe vergewissern wollte, verschlingt den alternden Autor. Die Realitäten überlagern sich im Lauf des Abends, die Grenze zwischen Brasch und Brunke verschwimmt. Bald wird fraglich, wer von den Beteiligten dieser Geschichte eigentlich zum Opfer fällt.


Thomas Brasch war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker, Dichter, Drehbuchautor und Regisseur. Er wurde als Sohn jüdischer Emigranten in England geboren und zog 1947 mit seiner Familie in die sowjetische Besatzungszone. Seine Texte wurden vermehrt von der DDR-Regierung zensiert. Mitte der 1970er stellte er einen Ausreiseantrag und zog mit seiner Partnerin Katharina Thalbach und deren Tochter Anna nach Westberlin. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Lovely Rita«, »Vor den Vätern sterben die Söhne« und »Der schöne 27. September«. Auch als Filmregisseur machte sich Thomas Brasch einen Namen. Bereits sein Debütfilm »Engel aus Eisen« (1981) wurde mehrfach ausgezeichnet. 2001 starb Thomas Brasch in Berlin an Herzversagen.




Aufführungsarchiv

Digitales Textbuch