Robert Schnorr

Theater
Christopher Fry

Die Dame ist nicht fürs Feuer

Deutsch von Robert Schnorr, Hans Feist
3 D, 8 H, 1 Dek

Thomas, ein entlassener Soldat, stellt an die Behörde eines englischen Städtchens die ungewöhnliche Forderung, gehenkt zu werden, denn dieser Söldner und Zeuge einer Hexenjagd in der Heimat, will mit dem Leben und den Menschen nichts mehr zu tun haben. Doch der Galgen, meint der Bürgermeister, sei schließlich keine Wohlfahrtseinrichtung, und so gesteht Thomas, der Formulare halber einen Mord, den er nicht begangen hat. Schneller ist die Behörde bei der Hand, wenn es gilt, eine von einer hysterischen Meute verfolgten Hexe zu verbrennen: die Alchemistentochter Jennet, die mit allen Fasern am Leben hängt. Der todessüchtige Thomas versucht vergeblich, durch seinen Tod die dem Leben verbundene Jennet zu retten. Der Konflikt der vordergründigen Handlung wird plötzlich aufgelöst: der Lumpensammler, den Thomas angeblich ermordet und den Jennet angeblich in einen Hund verhext hat, taucht betrunken auf und nimmt dem Gericht das Beweismaterial für zwei Todesurteile. Das Todesurteil aber, das Thomas über sich selbst verhängt hat, kann durch keine Behörde, kann nur durch Jennet aufgehoben werden. Der Tod wird dem Leben geopfert, die Liebe führt in das Leben zurück - eine Liebe freilich, der Thomas sich nicht ohne Skepsis ergibt: "Ich liebe dich, aber die Welt ist nicht verändert. Vielleicht kann ich dich eine Weile vor meinen Augen halten, aber die Welt widert mich doch."

Theater
Arthur Miller

Erinnerung an zwei Montage

Deutsch von Robert Schnorr
2 D, 11 H, 1 Dek

"Manchmal packt mich die Angst; als führen wir alle auf dieser Welt in einem riesigen Raum hin und her, von Wand zu Wand und wieder zurück, und unaufhörlich, ewig! Unaufhörlich!"
Der das an einem Montag morgen in einer Lagerhalle für Autoersatzteile sagt, ist der einzige, der den monotonen Kreislauf aus "Arbeiten, Essen, Schlafen, Arbeiten" durchbrechen wird: Bert spart seinen Lohn, um studieren zu können. Er schafft den Aufbruch gerade noch rechtzeitig, bevor auch er der Gleichförmigkeit nachgeben würde.
Kenneth gelingt das nicht, im Gegenteil. Selbst seine kleinen Fluchten enden prosaisch: Als er nach Jahr und Tag mit Bert die Fenster der Lagerhalle putzt, um der Welt näher zu sein, kommt der Himmel zwar zum Vorschein, aber auch ein gegenüberliegendes Bordell. Kenneth, gerade aus Irland nach Amerika eingewandert und zu Beginn trotz allem lebensbejahend, ist einige Zeit später desillusioniert und deprimiert. Der Alkohol ist sein Betäubungsmittel. Er hat damit die Position von Tom eingenommen.
Jeden Montag morgen fürchtet die Belegschaft der Lagerhalle um jenen Tom, der auch am Tag der Inspektion durch den Chef betrunken zur Arbeit erscheint. Doch Tom gelingt der Ausweg aus der Sucht. Er arrangiert sich mit der Alltäglichkeit.
Kleine und größere Träume, unerfüllte Sehnsüchte, entfremdete Arbeit und ein Leben ohne wirkliche Chancen: Auch wer sich sein Leben lang arrangiert und darüber das Wesentliche, zum Beispiel die Liebe, vergisst, ist nicht auf der sicheren Seite: der rauhe Gus verliert am Ende seine Frau.
Bert geht im Wissen darum, dass ihn die anderen schnell vergessen werden. Laute Abschiede passen nicht in eine Welt, in der die Wiederholung des immer Gleichen der einzige Anker ist.

Theater
Christopher Fry

Thor mit Engeln

Deutsch von Robert Schnorr
3 D, 9 H, 1 Dek

Kent, 596 nach Christi Geburt: Die Wotan-gläubigen Jüten halten das Land besetzt. Cymen, Oberhaupt einer jütischen Familie, kehrt mit seinen Söhnen geschlagen aus einer Schlacht gegen die aufständischen Briten zurück. Er selbst verkehrte den sicheren Sieg ins Gegenteil. Eine Vision aus Licht und Liebe ließ ihn den Briten Hoel retten. Von ihm erhofft sich Cymen Klärung darüber, welcher Gott oder welcher Teufel ihm die Vision schickte. Aber allein seine Tochter Martina ist bereit, den Gefangenen Hoel zu bewirten. Durch sie kommt auch der ewig lebende Merlin auf das Gut und macht die Vorhersage, dass auch die Jüten einmal Christen sein werden. Cymens Söhne dagegen fordern den Tod Hoels als Opfer für die rasenden Götter. Die Wölfe, die in ihre Herde einfallen, verstehen sie als von Wotan geschickte Plage. In Abwesenheit des Vaters töten sie den Briten. Cymen, der zu einem Empfang des Abgesandten aus Rom geladen war, kommt mit der Botschaft zurück, dass sie in Zukunft nicht mehr in der ständigen Angst vor dem Zorn der Götter leben müssen: Der neue, einige Gott ist ein Gott des Friedens.

In Frys Schauspiel über die Christianisierung in England ringen die Menschen angstvoll um die richtige Religion. Ausgehend von dieser historischen Folie geht es Fry aber noch um weit mehr: nämlich um die immer gültige Schuldfrage. Geht die Schuld der Väter auf die Söhne über? Kann Schuld getilgt werden? Bei aller Tragik vergisst Fry aber auch das Leichte nicht: An das Volkstheater und an Shakespeare erinnernd, führt er mit dem Diener Colgrin eine humoristische Ebene ein. Mit viel Wortwitz und gelassener Chuzpe reagiert er auf die überreizten Gedanken und Handlungen der Herrschaft.

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