Kathrin Röggla
Gastbeitrag von Kathrin Röggla
Dieser Beitrag von Kathrin Röggla entstand für die Konferenz Ängst is now a Weltanschauung, die Nazis & Goldmund im Juni 2018 im Ballhaus Ost in Berlin veranstalteten.
"Das hätte ich jetzt gerne nicht gewusst, sagte kürzlich mein Mann zu mir, als ich ihm erzählte, dass ein Bekannter von uns beiden AFD-Anhänger ist. Er ist doch eigentlich ein ganz netter Mensch, fügt er hinzu. Und ich sage: Ja, aber er ist abgedriftet, er ist doch immer verschrobener geworden, oder? Unsere facebook-Freundschaft hat ausgespuckt, was ich in einem kürzlich stattgefundenen Gespräch vermutet habe...." Den gesamten Gastbeitrag können Sie hier nachlesen.
„Und so will ich den Reichtum der Strategien und Positionierungen erst einmal so stehen lassen. Vielleicht brauchen sie sich gegenseitig auch. Und vielleicht kann die Widersprüchlichkeit nur durch Widersprüchlichkeit abgebildet werden? Ansetzen würde ich selbst erstmal bei meiner eigenen merkwürdigen Unvorbereitetheit im Gespräch mit meinem Bekannten – woher kommt die? Wo bin ich möglicherweise selbst an der Situation beteiligt, welche Ohnmachtsfiguren wirken in mir, welche Selbstungläubigkeit? Meine Theaterarbeiten adressieren direkt das Publikum, es hat kein Interesse, dieses zu belehren, aber auch nicht, in Sozialvoyeurismen auszubrechen. Es ist doch viel interessanter zu sehen, wo die Argumente giftig werden, an welchen Stellen sie sich umdrehen. Wie entstehen diese gespaltenen Realitäten in den Köpfen, die sich dem Autoritären anschließen, ohne zu bemerken, was für ein Schindluder mit ihnen getrieben wird, (wie an den zahlreichen anhängigen Betrugsprozessen in Österreich gegen Mitglieder der ersten ÖVP-FPÖ-Regierung zu sehen ist.) Wie funktionieren Ausblendungen, wie gehen diese Diskursverschiebungen von statten, warum diese Abspaltungen in einer politischen Welt, die selbst weniger mit Parteiprogrammen, sondern mit Moralismen und Identitätspolitik arbeitet? Diese Fragestellungen wurden und werden andauernd zu stellen sein. Sie sind vielleicht auch nicht ein für allemal zu beantworten.“