Theater

Fokus

Caren Jeß

Jetzt im Handel! ICH WILL DIESES LEBEN! IN GEIL! von Caren Jeß

Happy Book-Release-Day, Caren Jeß!!!! "Ich will dieses Leben! In geil! Dramatische Emanzipation" gibt es ab heute druckfrisch im Buchhandel. Aus diesem Anlass geben wir hier einen kleinen Einblick in das Nachwort von Sonja Anders und Nora Khuon.

Eine Frau sitzt vor einem dunklen Hintergrund und blickt nachdenklich. Oben steht der Text
© Autorinnefoto: Jewgeni Roppel

Caren Jeß presst leuchtendes Leben aus dem grauen Alltag. Die weiblichen Figuren straucheln immer wieder, aber sie geben nicht auf. Im Gegenteil. Sie suchen sich ihre Nischen. Eleonore verkriecht sich im Katzenfell. Brünnhilde klettert zu den Walküren in schwindelige Höhen. Und Ann Kudann baut sich mit Sara Sams ein Heartship, um dem Patriarchat davonzusegeln. Sie alle wollen dieses Leben, aber eben "In geil!". Die dramatische Emanzipation vom omnipräsenten Wahnsinn ist bei Caren Jeß – was für ein Glück – einfach nicht mehr aufzuhalten. 

Folgende Theaterstücke sind abgedruckt:
Die Katze Eleonore
Die Walküren
Heartship

Ich will dieses Leben! In geil!
Dramatische Emanzipation

Verlag: FISCHER Taschenbuch
Erscheinungstermin: 19.11.2025
ISBN: 978-3-596-71294-6
Preis: € 18,00,-  inkl. MwSt.
256 Seiten

Ausschnitt aus dem Nachwort von Sonja Anders und Nora Khuon

„Liebe ist nicht banal“

(...)

Wenn man Caren Jeß begegnet, fällt einem auf, wie sehr sie strahlt, und das, obwohl sie kein lauter, überschwänglicher Mensch ist. Sie spricht klug und komplex, ohne abgehoben zu wirken, ist charmant, offen und erreichbar. Im Café des Thalia Theaters in Hamburg sprechen wir nicht nur über das geplante Auftragswerk, es geht unwillkürlich um mehr: um Denk- und Arbeitsweisen, künstlerische Antriebe, die Bedeutung von Humor. Die Perspektiven auf Theater und Gesellschaft, die dabei angerissen werden, finden sich wieder im gesamten Werk von Caren Jeß. Es sind feministische Themen, es geht um Ungerechtigkeit und Machtverteilung und vor allem um mögliche neue Narrative. Die Fiktion ist für Caren Jeß ein wichtiger Bestandteil ihres Schreibens. In ihren Stücken formuliert sich die Hoffnung auf ein anderes, besseres Miteinander, etwas, was derzeit nahezu unvorstellbar scheint. 
Und natürlich kommen wir neben Politik und Kunst immer wieder auf die Liebe zu sprechen – und auf ihre politische Dimension. Liebe, die Caren Jeß, allumfassend gedacht als ein Konzept, eine Lebensweise, als eine poetische Strategie dient. Als eine politische Antwort auf patriarchale Verhältnisse und ihre Methoden. In ihren Stücken werden die harten Werte unserer Gegenwart auf vielen Ebenen angegriffen, indem sie aus ihrer Struktur gelöst werden. Ihre Figuren entstammen dieser, unserer Welt, die durchdrungen ist von Leistungs- und Wettbewerbsdenken, geprägt von binären Mustern. Caren Jeß‘ Figuren verzweifeln und scheitern in dieser Welt. Doch sie machen sich auf den Weg, eine neue zu erfinden. Eine, die vom Humor gestaltet wird, von Solidarität und Klarheit einer politischen Haltung. Caren Jeß‘ ästhetische, poetische Spur folgt dieser Idee der anderen Welten: Ihr Schreiben tastet sich in spezifische, eigene Sprachkosmen vor, sie verbindet unterschiedlichste Formen miteinander, indem sie vom Normativen ins Abseitige, Eigene und Zwingende der jeweiligen Welten eintaucht und sie in Differenz zu der uns bekannten entstehen lässt. Die Irritation, die daraus resultiert, ist selten eine über den Schmerz, sondern vielmehr eine der Verblüffung, wie gut diese andere Welt funktioniert. Hier überholt das Gelingen das Scheitern. 
Nein, Caren Jeß‘ Geschichten, ihr Begriff der Liebe, sind alles andere als banal. Sie sind Reaktionen auf eine komplexe Welt, schräg, klug und unglaublich lustig.

Sonja Anders wurde 1965 in Hamburg geboren. Seit 2025 ist sie Intendantin des Thalia Theaters Hamburg. Nora Khuon wurde 1980 in Konstanz geboren. Seit 2025 ist sie leitende Dramaturgin und stellvertretende Intendantin des Thalia Theaters Hamburg.  Seit 2019 verbindet Sonja Anders und Nora Khuon eine enge Zusammenarbeit.
 

© Jewgeni Roppel

Caren Jeß

Caren Erdmuth Jeß, geboren 1985 in Eckernförde, studierte Deutsche Philologie und Neuere deutsche Literatur in Freiburg i.Br und Berlin. Als Dramatikerin trat sie das erste Mal 2017 in Erscheinung, als sie mit ihrem Stück Deine Mutter oder Der Schrei der Möwe den dritten Platz des Osnabrücker Dramatikerpreises belegte. 2018 gewann sie die Residency des Münchner Förderpreises für deutschsprachige Dramatik mit Bookpink. Mit der Grazer Uraufführungsinszenierung von Bookpink wurde sie 2020 für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert und zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres erklärt. Im Jahr davor gewann sie außerdem den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis für ihr Stück Der Popper und den Preis der taz-Publikumsjury des 26. open mike für Die Ballade von Schloss Blutenburg. 2023 gewann sie für das Stück Die Katze Eleonore in der Produktion des Staatsschauspiel Dresden den Mülheimer Dramatikpreis sowie den Publikumspreis der Mülheimer Theatertage. Caren Jeß lebt in Dresden.

Mehr erfahren
Digitales Textbuch