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Nuran David Calis / Roland Schimmelpfennig

DAS LIED VOM RAND DER WELT oder "Der Zigeunerbaron" nach Johann Strauß wird uraufgeführt.

Zum Johann Strauss Festjahr 2025 war im Wiener Museumsquartier eine Neu-Interpretation von Johann Strauss' berühmter Operette zu sehen. Roland Schimmelpfennig schrieb das Libretto und Nuran David Calis inzsenierte die musikalische Neufassung der famosen Musicbanda Franui. Und zwar mit einem grandiosen Ensemble und viel Humor .

Produktionsfoto © Victoria Nazarova

Der junge Sandor Bárinkay kehrt nach Jahren der Heimatlosigkeit in das Land seiner Eltern zurück, um sich dort niederzulassen und sein Erbe anzutreten. Doch die unwirtliche Sumpflandschaft am Rand der Welt ist bereits besetzt. Zsupán, ein reicher Schweinezüchter, hat sich auf den Ländereien breit gemacht. Als Bárinkay seine Rechte bei Zsupán einfordert, finden die Männer prompt eine probate Lösung: die Heirat zwischen Bárinkay und Zsupáns Tochter Arsena. Heimlich anderweitig verliebt, verlangt Arsena mindestens einen Baron zum Gatten. Da erhält der zurückgewiesene Bárinkay unerwartet Hilfe von den dort ebenfalls ansässigen Stahlnomaden – Ausgestoßene, Marginalisierte der Gesellschaft –, die ihn zu ihrem „Baron“ machen.

Strauss‘ 1885 uraufgeführte Erfolgsoperette Der „Zigeunerbaron“ ist eines seiner musikalisch ambitioniertesten, zugleich aber sein heute inhaltlich kontroversiellstes Werk. Das so brisante Stück erfährt anlässlich des Jubiläumsjahres seines Komponisten eine musikalische wie literarische Überschreibung, die die darin enthaltenen Spannungsverhältnisse sichtbar macht und in einen heutigen Kontext stellt. Unsere Bearbeitung ist also kein Bruch mit Strauss, sondern eine Weiterführung seiner Ideen. In der Neufassung von Roland Schimmelpfennig, einem der meistgespielten deutschsprachigen Gegenwartsdramatiker, wird die Geschichte rund um Besitz, Liebe, Krieg, gesellschaftliche Verhältnisse wie auch Selbstermächtigung gleichzeitig märchenhaft und desparat umgedeutet. Das für seinen unverwechselbaren Klang bekannte Tiroler Kammerensemble Musicbanda Franui wird – erweitert um acht Streicher*innen – den beliebten Melodien von Strauss eine neue Dimension verleihen. So entsteht aus Das Lied vom Rand der Welt oder Der „Zigeunerbaron“ etwas, das tief in der Tradition verwurzelt ist und doch ganz im Hier und Jetzt ankommt. (Ankündigung des Johann Strauss Festjahr)

"Bei Roland Schimmelpfennig spielt die Geschichte an einem geografisch nicht genau verorteten Schauplatz. 'In den Sümpfen', irgendwo 'am Rand der Welt' will eigentlich niemand leben - dort, abseits der wohlhabenden westlichen Gesellschaften, begegnen wir denjenigen, die sonst nirgends Zugehörigkeit und Heimat finden können: Den nomadisch lebenden Arbeiter*innen, die in Stahlwerken und auf Eisenfeldern den Reichtum anderer ermöglichen ohne dafür gesellschaftliche Anerkennung zu erfahren." (Clara Bender) 

© Adriana Jacome

Roland Schimmelpfennig

Roland Schimmelpfennig, geboren 1967 in Göttingen, ist Autor, Regisseur und vor allem einer der meistgespielten Gegenwartsdramatiker Deutschlands. Er studierte, nach einem längeren Aufenthalt als Journalist in Istanbul, Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Seither schreibt er Theaterstücke für große Häuser wie das Deutsche Theater Berlin, das Burgtheater Wien, das Residenztheater München und das Schauspielhaus Hamburg – aber auch für internationale Bühnen in Stockholm, Kopenhagen, Toronto oder Tokio. Seine Theaterstücke – darunter auch viel gespielte Texte für das Kinder- und Jugendtheater - werden immer wieder mit Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem renommierten Mülheimer Dramatikerpreis. Im S. Fischer Verlag erschien zuletzt Roland Schimmelpfennigs vierter Roman Sie wartet, aber sie weiß nicht auf, auf wen.
Roland Schimmelpfennig lebt in Berlin und Valencia.


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© Manfred Wegener

Nuran David Calis

Nuran David Calis, geboren in Bielefeld, ist Autor und Regisseur. Er studierte Regie an der Otto-Falckenberg Schule in München und produzierte Musikclips für Hip-Hop-Bands. Seine Theaterstücke und Inszenierungen sind regelmäßig an namhaften deutschsprachigen Opern- und Theaterhäusern in Hamburg, Berlin, Köln, Leipzig, Basel und Wien zu sehen. Neben seinen Inszenierungen klassischer Theatertexte widmet er sich auch Überschreibungen wie Frühlingserwachen! (LIVE FAST - DIE YOUNG), Othello X oder Nathan. Zudem gilt er als Experte für dokumentarische Theaterformate mit politischen Schwerpunkten. So erregte seine Inszenierung von Die Lücke - Ein Stück Keupstraße, bei dem Zeugen des NSU-Nagelbombenanschlags von 2004 auf der Bühne des Schauspiel Köln zu Wort kamen, für großes Aufsehen.
Weitere Projekte über den NSU-Komplex wie NSU 2.0 und Leaks von Mölln bis Hanau am Schauspiel Frankfurt oder 438 Tage NSU-Prozess beim Kunstfest Weimar folgten.

2008 kam mit Meine Mutter, mein Bruder und ich, sein erster Film in die Kinos, 2010 verfilmte er für ZDF/ARTE/3SAT Frank Wedekinds Frühlings Erwachen und 2012 Georg Büchners Woyzeck. 2011 erschien sein Romandebüt Der Mond ist unsere Sonne beim S. Fischer Verlag.
Zudem wurde Nuran David Calis in zahreiche Jurys und Beiräte berufen u.a. ist er im Kunsthochschulbeirat des Landes Nordrhein-Westfalen, war Kuratoriumsmitglied für die Ausstellung „Solingen 93" und Jurymitglied für den Theaterpreis des Bundes 2013“.
Seit Beginn der Spielzeit 2025/2026 ist Nuran David Calis Schauspieldirektor am Salzburger Landestheater.

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