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Maria Milisavljević

HOPE mit Texten von Maria Milisavljević am Thalia Theater Hamburg

HOPE: Ein rauschhafter Tanz am Abgrund – Guy Weizmans Inszenierung am Thalia Theater

Eine Szene auf einer Bühne: Neun Darsteller in rosa Tutus oder Ballettkostümen, einige mit rosa Federboas oder Kopfschmuck. Im Hintergrund auf einer erhöhten Plattform sind drei Musiker. © Kerstin Schomburg

HOPE (eine Kooperation zwischen dem Thalia Theater Hamburg und dem Nationalen Interdisziplinären Theaterensemble Groningen / NITE ), basierend auf den sprachgewaltigen Texten der vielfach ausgezeichneten Autorin Maria Milisavljević, stellt unter der Regie von Guy Weizman eine fesselnde und genreübergreifende Auseinandersetzung mit den Themen Macht, Gemeinschaft und dem unzerstörbaren Eigensinn der Hoffnung dar. 

Der Abend beginnt in einer vermeintlich entspannten Szenerie: Ein Tanzensemble feiert nach einer anstrengenden Probe in einer Bar. Diese nach-feierliche Stimmung kippt jedoch schlagartig, als die Nachricht überbringt wird, dass die Choreografin das gesamte Stück im Alleingang umgeschrieben hat. Diese autoritäre Entscheidung dient als Katalysator, der alte Wunden aufreißt und tiefe Risse in der Gruppe sichtbar macht.

Die Geschichte entwickelt sich rasch zu einem Strudel aus Loyalitätskonflikten, Aufbegehren und dem Kampf um Selbstbehauptung. Die Dramaturgie verwebt diese interne Krise mit einem existenziellen Bedrohungsszenario: Während draußen der Regen zur apokalyptischen Flut anschwillt, spitzen sich innen die Fragen zu, die weit über die Tanzbühne hinausweisen – mitten ins Herz der Gesellschaft. Was geschieht, wenn die Mächtigen die Regeln ändern? Wie navigiert eine Gemeinschaft zwischen dem Wunsch nach klarer Führung und dem Ruf nach kollektiver Solidarität? Was, wenn Hoffnung selbst die radikalste Form von Widerstand ist?

Regisseur Guy Weizman (zugleich künstlerischer Leiter der Tanzkompagnie NITE) inszeniert HOPE als einen rauschhaften Theaterabend, der Schauspiel, modernen Tanz (Choreografie: Roni Haver) und Live-Musik miteinander verbindet. Das elfköpfige, gemischte Ensemble aus Deutschland und den Niederlanden brilliert in der Darstellung des komplexen Gruppengefüges, wobei der Abend mehrsprachig in Deutsch, Englisch und Niederländisch angelegt ist.

Hope
mit Texten von Maria Milisavljević und Ensemble
Regie: Guy Weizman, Choreografie: Roni Haver, Bühne: Ascon de Nijs, Kostüme: Maison the Faux und Simon Carle, Komposition: Camill Jammal, Live-Musik: Hanna Caroline Boos, Camill Jammal, Matze Pröllochs/Timo Schempp, Lichtdesign: Maarten van Rossem: Sounddesign: Timo Merkies, Dramaturgie: Friederike Schubert, Johanna Vater.
Mit: Patrick Bimazubute, Tommy Heeffer, Bram van der Heijden, Maike Knirsch, Tatiana Matveeva, Bien de Moor, Gloria Odosi, Rosie Reith, Nimuë Walraven, Tilo Werner.

© Linda Rosa Saal 2018

Maria Milisavljevic

Maria Milisavljevic, geboren 1982 in Arnsberg, studierte Englische Kulturwissenschaften, Englische Literatur und Kunstgeschichte. Vor und während ihres Studiums arbeitete sie in der freien Szene und hospitierte an verschiedenen Theatern in Deutschland und London. Milisavljevic promovierte über Autorentheater am Londoner Royal Court Theatre. Von 2011 bis 2015 war sie am Tarragon Theatre in Toronto als Regie- und Dramaturgieassistentin engagiert. Seit 2013 war sie dort International Playwright-in-Residence. Mit ihrem Stück Brandung gewann Maria Milisavljevic 2013 den Kleistförderpreis für junge Dramatik. Ihr Stück Beben wurde für den Mülheimer Dramatikerpreis 2018 nominiert, sowie 2017 mit dem Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes und dem Else-Lasker-Schüler-Stückepreis ausgezeichnet. Neben ihrer Autorinnentätigkeit arbeitet Milisavljevic als Übersetzerin. Maria Milisavljevic lebt in Berlin.

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