Theater
News

Ewald Palmetshofer

VOR SONNENAUFGANG von Ewald Palmetshofer - Uraufführung

Ewald Palmetshofer überschreibt Gerhart Hauptmanns naturalistisches Drama VOR SONNENAUFGANG und lässt es schmerzhaft heutig nachhallen. Am 24.11.2017 wurde das Theaterstück am Theater Basel uraufgeführt.

Produktionsfoto der Inszenierung am Theater Basel © Sandra Then
Produktionsfoto Vor Sonnenaufgang / Theater Basel
© Sandra Then

Vom Publikum und vom Feuilleton gleichermaßen bejubelt, wird der tragische Untergang der Familie Hoffmann und Krause bald auch am Burgtheater in Wien zu sehen sein. 

»Die Welt wandelt sich. Wir erleben dies in den neuen Bedrohungsszenarien und Erosionserscheinungen westlicher Demokratien, im Erstarken der Populismen und Fundamentalismen, in der Verrohung und Radikalisierung der politischen Sprache und Diskurse, in der zunehmenden Polarisierung unserer Gesellschaften, dem gesteigerten Argwohn und Missverstehen zwischen Weltregionen und religiösen oder säkularen Wertesystemen. Es ist, als würden wir an der Schwelle zu einer neuen Epoche stehen, deren Name und Bedeutung man noch nicht kennt. Die Ahnung eines kommenden Wandels scheint auch in Hauptmanns VOR SONNENAUFGANG unterschwellig präsent zu sein. Aber während der Titel seines Dramas noch hoffnungsvoll den Anbruch eines neuen Tages verheisst, endet es in einer Katastrophe. Im Mikrokosmos des Privaten beispielhaft demonstriert, kündet Hauptmann vom Verschwinden des Humanen. Hinter der zivilisierten Fassade ist der Mensch ein rohes, verzweifeltes, unsolidarisches Tier. Schrecklich, wenn Dr. Schimmelpfennig – die Figur des Arztes im Stück – mit seiner Diagnose recht behalten soll: 'Die Menschheit liegt in der Agonie.' Dann würde die Nacht nur noch mehr Nacht gebären, und nach dem Sonnenaufgang nur Dunkelheit auf uns warten.« Ewald Palmetshofer

Produktionsfoto der Inszenierung am Theater Basel
© Sandra Then
© Magnus Lechner

Ewald Palmetshofer

Ewald Palmetshofer, geboren 1978 in Linz, studierte in Wien Theologie und Lehramt Philosophie / Psychologie. Der Autor und Dramaturg wurde 2008 zum Nachwuchsdramatiker des Jahres ernannt. Mit hamlet ist tot. keine schwerkraft wurde er 2008 für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert, 2010 mit dem Stück faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete. Mit seinem Stück die unverheiratete gewann Ewald Palmetshofer 2015 den Mühlheimer Dramatikerpreis. Die Uraufführungsinszenierung von Robert Borgmann am Wiener Akademietheater wurde außerdem 2015 zum Berliner Theatertreffen 2015. Dem folgten weitere Einladungen nach Mülheim. 2018 wurde Vor Sonnenaufgang am Theater Basel uraufgeführt und seitdem an mehr als zwanzig Häusern nachgespielt. Mit der Uraufführung von die verlorenen in der Regie von Nora Schlocker eröffnete Andreas Beck 2019 seine Intendanz am Residenztheater in München, wo Ewald Palmetshofer seit der Spielzeit 2019/20 auch als Dramaturg arbeitet.

Mehr erfahren
Digitales Textbuch