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Leo Meier

Wenn ein Bagger fehlt, fehlt plötzlich alles – Leo Meiers neues Stück in Dresden uraufgeführt

Von der Suche nach einem Spielzeug zur Gesellschaftssatire: Leo Meiers neues Stück „auf der suche nach dem verlorenen bagger“ feierte am Staatsschauspiel Dresden seine Uraufführung.

Zwei Theaterdarsteller umarmen sich. Die Frau trägt ein Rotkäppchen-Kostüm und hält mit dem Mann zusammen einen Weidenkorb über ihren Köpfen. Er trägt eine leuchtend gelbe Daunenjacke. © Sebastian Hoppe

Es beginnt mit einem Plan, so bestechend einfach, wie ihn nur ein Fünfjähriger fassen kann. Alfi hat ein Problem: Sein Bagger ist hässlich. Er ist „gelb und gammel“, die Schaufel ist abgebrochen und wurde von der Mutter lieblos wieder angeklebt. Alfis Lösung: Er täuscht den Verlust des Baggers vor, erstattet offiziell Anzeige bei der Polizei und hofft, mit dem bürokratischen Wisch als Beweis endlich den ersehnten ferngesteuerten Bagger von seiner Mutter zu bekommen.

Doch in Leo Meiers neuem Stück, das am 5. Dezember 2025 im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden unter der Regie von Matthias Reichwald uraufgeführt wurde, bleibt nichts lange einfach.

Ein Kinderspiel wird zum Politikum

Was als Lausbubengeschichte beginnt, entgleist herrlich rasant zu einer grotesken Gesellschaftskomödie. Die Erwachsene Welt stürzt sich auf Alfis fingierten Verlust, als hätte sie nur darauf gewartet. Eine übereifrige Polizistin wittert die Chance, endlich gebraucht zu werden („Wir finden deinen Bagger!“), ein Politiker nutzt die „Kindersprechstunde“ für absurde Monologe über seine eigene Kindheit und die Kuba-Krise, und eine Frau im Fundbüro exhumiert kurzerhand ihren Opa, um über die großen Verluste des Lebens zu sinnieren.

Das Stück verhandelt unter der Oberfläche des absurden Humors tiefe Themen: Trauer, Projektion und die Unfähigkeit der Erwachsenen, dem Kind einfach nur zuzuhören. Alfi wird zur Projektionsfläche für alles, was in der Gesellschaft „verloren“ gegangen ist – Sinn, Empathie, Verstand.

Die Dresdner Inszenierung

Matthias Reichwald inszeniert diesen „komischen Alptraum von Sehnsucht und Verlust“ mit einem Gespür für das Abgedrehte. Das Bühnenbild von Jelena Nagorni und die Kostüme von Ira Storch-Hausmann unterstreichen den wahnwitzigen Charakter der Odyssee, die schließlich in einer völlig überdrehten TV-Show („ES IST NICHT ALLES VERLOREN!“) gipfelt.

auf der suche nach dem verlorenen bagger
von Leo Meier
Regie: Matthias Reichwald, Bühne: Jelena Nagorni, Kostüme: Ira Storch-Hausmann, Musik: Jens-Karsten Stoll, Lichtdesign: Rico Löwe, Dramaturgie: Kerstin Behrens.
Mit: Henk Buchholz, Sven Hönig, Hans-Werner Leupelt, Ahmad Mesgarha, Anna-Katharina Muck, Karina Plachetka. Live-Musik: Jens-Karsten Stoll, Dietrich Zöllner, Henk Buchholz.

dein bagger ist hässlich, alfi

Junge in der Mitte einer Bühne, umgeben von fünf Darstellenden mit Kostümen und winkenden Händen im Rampenlicht, vor einer schwarzen Kulisse.
© Sebastian Hoppe
© Jakob Fliedner

Leo Meier

Leo Meier wurde in Berlin geboren und wuchs in Duisburg auf. Nach dem Abitur studierte er zunächst Theaterwissenschaft und Philosophie in Bochum, bevor er von 2015 bis 2019 sein Schauspielstudium an der Folkwang Universität der Künste absolvierte. Für das Theaterstück Tote gehen nicht ins Kino, das er zusammen mit Rudi Klein und Yannik Heckmann entwickelte, wurde er mit dem Folkwang-Preis ausgezeichnet. Nach dem Studium gastierte er u.a. am Schauspielhaus Bochum und am Schauspielhaus Hamburg. Außerdem ist Leo Meier in zahlreichen Film-und Fernsehproduktionen zu sehen, so ermittelt er u.a. an der Seite von Katrin Wichmann und Bjarne Mädel im Sörensen Krimi. Für zwei herren von real madrid - seinem ersten Theaterstück im S. Fischer Verlag - wurde Leo Meier zum Heidelberger Stückemarkt 2022 eingeladen. Leo Meier lebt in Berlin.

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