Theater

Emre Akal

Barrrbie – Ein Puppenheim

unfrei nach Henrik Ibsen

Zwei Kinder spielen "Familie". Ein in Plastik gegossenes, super shiny Vorstadtidyll. Da ist Barrrbie. Sie geht mühelos in ihren Rollen als Karrierefrau, Gattin und Mutter auf. Zusammen mit ihrem Traumgatten, dem überfürsorglichen Bankdirektor Helllmie, leben sie mit zwei Kindern den Familientraum. Doch das Leben in Suburbia kracht und bricht. Denn da, wo sie hergekommen sind, ist der Beton kalt und grau. Die Angst vor dem sozialen Abstieg legt sich wie ein Schatten über die rosa Plastikwelt. Das Draußen dringt ins Traumhaus ein und Barrrbie und Helllmie werden mit ihren dunklen Geheimnissen konfrontiert.

Emre Akal verlegt die Handlung von Ibsens Nora – Ein Puppenheim in eine Spielzeugwelt. Aus dem anfänglich unschuldigen Kinderspiel wird ein albtraumhafter Abgesang auf Familienideale, fest verkrustete Frauenbilder und toxische Beziehungen. Das alles wird von Emre Akal so lustvoll in eine überwältigende, bildreiche Sprache gegossen, dass man sich selbst wie aus einem Traum vom Glück herausgeschleudert fühlt.

6 Darsteller:innen, Doppelbesetzung möglich

UA: 18.10.2024 · Thalia Theater, Hamburg · Regie: Akal, Emre

Kritiken

NDR Kultur

„Schauspielerin Victoria Trauttmansdorff glänzt als "Barrrbie", als Nora. Gleichzeitig ist "Barrrbie ein Puppenheim" ein toller Ensemble-Abend, der lange nachhallt [...]."

Theater heute

„[D]er gute harte Erzählkern einer misogynen Familienordnung hat sich über alle Transformation bedrohlich gut erhalten. Und all das in gerade einmal 80 Minuten!"

Nachtkritik

„Akal hat mit dem Abend eine konsequente Linie vollzogen: von Barbie zu Nora, vom Pop zu Ibsen, vom Künstlichen zum Realismus, vielleicht auch von der Postmoderne ins klassische Drama."

NDR Kultur

„Schauspielerin Victoria Trauttmansdorff glänzt als "Barrrbie", als Nora. Gleichzeitig ist "Barrrbie ein Puppenheim" ein toller Ensemble-Abend, der lange nachhallt [...]."

Theater heute

„[D]er gute harte Erzählkern einer misogynen Familienordnung hat sich über alle Transformation bedrohlich gut erhalten. Und all das in gerade einmal 80 Minuten!"

Nachtkritik

„Akal hat mit dem Abend eine konsequente Linie vollzogen: von Barbie zu Nora, vom Pop zu Ibsen, vom Künstlichen zum Realismus, vielleicht auch von der Postmoderne ins klassische Drama."

Aufführungsarchiv

18
Oktober 2024
Emre Akal

Barrrbie – Ein Puppenheim

Theater
UA
Regie Emre Akal
Theater Thalia Theater GmbH, Hamburg

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Emre Akal

Hotel Pink Lulu - Die Ersatzwelt

6 Darsteller:innen, Eine Horde Rowdies, Chor der Erntehelfer*innen | Besetzung kann frei angepasst werden

„Herzlich Willkommen im Hotel Pink Lulu, die Welt der unendlichen Wünsche und Erfüllungen. Bitte wählen Sie sich einen Namen, eine Optik, eine Verdienstquelle, eine Beziehung, eine Landschaft, ein Land, eine Erinnerung, ausgewähltes Essen, ausgewählte Getränke, Savannenlandschaft, Kirschblüte, Cocktail am Nil, wählen Sie sich eine Lebensgeschichte, eine Herkunft, eine, die Sie sich schon immer gewünscht haben.“

Das Hotel Pink Lulu ist ein staatlich subventioniertes, digitales Arche-Projekt. Eine virtuelle Welt, die totale Freiheit und Weltenflucht verspricht. In den Flurkorridoren und Gesellschaftsräumen des Hotels treffen sich zahlreiche Avatare. Es sind die Zurückgelassenen, die Eskapisten, die Neugierigen und Gescheiterten – die Pionier*innen einer digitalen Post-Gender-Welt. Einer Welt, in der der eigene makelhafte Körper abgelegt wird. Unter der strengen Aufsicht von Lulu 6.0 – der allwissende Gatekeeper dieses virtuellen Schlaraffenlandes – werden neue Identitäten angenommen, lang gehegte Lebensträume erfüllt, Gewaltphantasien ausgelebt.
Doch was passiert, wenn all diese Wünsche erfüllt werden? Was, wenn die Flucht ins Digitale kein Überbrückungszustand bleibt, sondern sich zu einer neuen Realität manifestiert? Wenn sich die Schein-Realität echter und richtiger anfühlt als das analoge Leben? Dann kann der virtuelle Traum schnell zum Alptraum werden. Als es für die Avatare immer schwieriger wird, das Hotel zu verlassen, formiert sich allmählich Widerstand. Denn auch im Hotel Pink Lulu – dem Ort unbegrenzter Möglichkeiten – sind manche Gäste gleicher als andere.

Emre Akal thematisiert in seinem weltenumspannenden Theaterstück die digitale Durchdringung unseres Lebens. Eine Durchdringung, die sich durch sämtliche Gesellschaftsschichten zieht. HOTEL PINK LULU ist kein technikpessimistisches Manifest, sondern ein Stück Erinnerung an die Überforderung der digitalen Migration und der Gegenwart, in der wir eben sind. Über das Über- und nicht Miteinander.

Theater
Emre Akal

GOLDIE

frei zu besetzen

Nach einem langen Tag lässt die vertraute Stimme alle Sorgen verblassen. Ein aufmunterndes Zuzwinkern und der Ärger verfliegt. Dazu eine zärtliche Berührung, vielleicht ein sanfter Kuss, dann tritt alles andere in den Hintergrund. Letzteres fehlt bisher noch. Aber zwischenmenschliche Nähe und räumliche Distanz sind zumindest kein Widerspruch mehr. Digitale Medien und soziale Netzwerke sind heute bewährte Instrumente des sozialen Kontakts. Für Menschen, die in Fernbeziehungen leben oder Familie am anderen Ende der Welt haben, ist es eine Selbstverständlichkeit. Trotz großer Distanzen können wir heute nicht nur direkt miteinander plaudern, wir können uns dabei sogar in die Augen schauen. Zumindest vermittelt über den jeweiligen Screen.

Schwieriger wird es, wenn die vermisste Person sich nicht mehr in einen Videochat einwählen kann: Wenn ein Mensch stirbt, ist das nach wie vor eine unabänderliche Tatsache. Mit jedem Tod werden Angehörige vor die Herausforderung gestellt, etwas annehmen zu müssen, was emotional nicht zu begreifen ist. Eine geliebte Person ist für immer weg. Obschon sie in den Erinnerungen lebendig ist wie nie.

Umso mehr, wenn auch ihre digitale Präsenz fortbesteht, sie weiterhin aus Selfies von den Pinnwänden lächelt, pfiffige oder altkluge Ratschläge aka Lifehacks erteilt oder die Lektüre dieses oder jenes gut recherchierten Hintergrundberichts empfiehlt. Üppige Hinterlassenschaften aus Daten bleiben zurück, die ihrerseits einen Menschen greifbar und lebendig machen können. Aber können sie ihn auch weiterleben lassen? KIs, die auf der Grundlage von Chatprotokollen, getätigter Likes und geposteter Beiträge einen Charakter algorithmisch beleben, sind kein bloßes Zukunftsphantasma mehr. Bietet sich uns nun die nie dagewesene Chance, verpasste Aussprachen zu führen? Oder gar weiter in Kontakt zu bleiben? Wer aber hat ein Anrecht auf das hinterlassene Datenerbe? Die Familie oder die Plattform, in deren Cloud dieser persönliche Schatz verwahrt ist?

In seinem Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig begibt Emre Akal sich auf die Suche nach Formen digitaler Trauerarbeit in all ihren Facetten. Eingebettet in verschiedene Spielmomente spürt er den Chancen und Gefahren dieser technologischen Entwicklungen nach. Damit widmet sich diese szenische Installation dem Erleben einer Zukunft, an deren Schwelle wir uns bereits befinden. (Schauspiel Leipzig)

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Emre Akal

NACHKOMMEN Ein lautes Schweigen!

frei zu besetzen

Vier blinde Seher*innen harren als letzte Menschen in den Ruinen der vermeintlich echten und analogen Welt aus und erinnern das Leben und Menschsein auf dem Planeten Erde. Der Rest der Menschheit hat seine Seelen und Köper in die digitalen Weiten des Metaversums hochgeladen. Schatten und Fetzen menschlicher Überbleibsel, Erbschaften und Schuld fliegen an den blinden Augen der Seher*innen vorbei. Sie schreiben ein Buch der erinnerten Vergangenheit als Lebensanleitung für kommende Generationen. Doch es schleichen sich Fehler in die Erinnerung und Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Erzählten und Gezeigten ein. Sind wir tatsächlich noch in der analogen Welt oder nicht vielleicht doch schon in deren digitaler Raubkopie – irgendwo in einer Experience im Metaversum?

Das Metaverse – die Utopie einer parallelen digitalen Realität, die alle sozialen Plattformen und virtuellen Welten miteinander verbindet – wird zum Sehnsuchtsort der Massen. Die Zeit der ersten Computer, hinter denen Menschen saßen und sie steuerten, ist längst vorbei. Das KI-gesteuerte digitale Zeitalter mit seinen Versprechen von unendlicher Entfaltung und Identitäts-Erweiterung in virtuellen Welten hat bereits begonnen. Doch was bedeutet das für den „Rest“, der den Sprung in die neue Ära verpasst hat? Oder sich den Zugang und eine Teilhabe zu dieser erst gar nicht leisten konnte?

Mit NACHKOMMEN – Ein lautes Schweigen! führt der Münchner Regisseur und Autor Emre Akal, der u.a. mit dem exil-Dramatiker*innenpreis der Wiener Wortstätten und dem Förderpreis Theater der Landeshauptstadt München ausgezeichnet wurde, seine vierteilige Serie über das Leben an der Schnittstelle von Digitalität und Analogizität fort. Seine bisherigen Inszenierungen und Theaterstücke waren u.a. an den Münchner Kammerspielen, am Maxim Gorki Theater Berlin, Thalia Theater Hamburg und Schauspiel Leipzig zu sehen.

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Emre Akal

Wood Wide Web

frei zu besetzen

Tief unten, wo die Böden noch nicht ausgelaugt und versauert sind. Dort im Untergrund befindet sich der Mykorrhiza-Highway - das Wood Wide Web -, auf dem sich Pilzgeflechte und Pflanzenwurzeln verbinden. Wo ein Flüstern und ein Rauschen durch das Wurzelwerk dringt. Dort, wo nicht nur Symbiosen, sondern auch Allianzen entstehen. Hier werden Informationen über die ahnungslosen Menschen gesammelt, verarbeitet und weitergeleitet. Von Pilz zu Pilz. Von Wald zu Wald. Vom Perlacher Forst bis Äquatorialguinea. Überall sind sie Zeugen menschlicher Schicksale: Ob nun der leise Zerfall einer Kleinfamilie in der Vorstadt oder das letzte große Hadern eines alten Mannes auf einer ägäischen Insel. Die Pflanzen und Pilze sind connected und kommentieren das Geschehen. Die Geburt des ersten Menschen, Kriege, Tote - das Wood Wide Web hielt stand. Doch Bäume, die Sträucher, die Pilze ächzen vor Anstrengung. Denn der Ruß der Jahrtausende haftet am Blattwerk, durchdringt Wurzeln und Myzelien. Das System wirft Anomalien auf. Plötzlich ist gar nicht so klar, ob es überhaupt noch ein analoges Leben im Digitalen gibt… oder ob sich nicht schon längst ein digitales Wurzelwerk eingegraben hat.

In Wood Wide Web thematisiert Emre Akal die Kommunikationsprozesse zwischen Mensch und Natur. Ein Stück über das Gefühl der Entfremdung im 21. Jahrhundert - sowohl von der Natur als auch von sich selbst. Dabei skizziert er keineswegs ein verheerendes Endzeit-Szenario, sondern zeigt eindringlich auf, wie feingliedrig unsere Beziehung zu anderen Organismen ist, mit denen wir viel mehr gemeinsam haben, als man denken könnte - der unbedingte Wille zum Überleben. Wood Wide Web ist eine Weiterführung seines Stück Hotel Pink Lulu, in dem Akal die digitale Migration des Menschen in virtuelle Welten thematisiert. Eine weitere Erinnerung an die Gegenwart.

Digitales Textbuch