Junges Theater

Robert Bolt

Der kleine dicke Ritter

Kinder- und Jugendstück in 2 Akten
(The Thwarting of Baron Bolligrew)

Der Herzog von Ostwesten ist in heller Aufregung. Er erwartet die Ankunft Ritter Oblongs, der seit geraumer Zeit zum Ärgernis des Hofes geworden ist, da er die im Lande lebenden Drachen nicht - wie befohlen - tötet, sondern sie gezähmt mit ins Schloss bringt. Um dieser friedliebenden Neigung Ritter Oblongs für die Zukunft vorzubeugen, haben der Herzog und sein Hofmarschall einen klugen Plan ausgeheckt. Ritter Oblong soll überredet werden, zur Insel Bolligru zu fahren, um dort für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Doch Oblong weiß, dass ein Aufenthalt auf der Insel gefährlich ist, denn dort lebt nicht nur ein gefährlicher Drache, sondern auch der ziemlich unangenehme Baron Bolligru. Ritter Oblong nimmt den Auftrag an. Nach stürmischer Überfahrt erreicht er eine vom Drachen verkohlte und von Baron Bolligru zerstörte Insel. Baron Bolligru ist vom Erscheinen des Ritters sehr überrascht und unternimmt alles Mögliche, ihn wieder von der Insel zu vertreiben.
Zunächst setzt er als Waffe den Drachen, dann den Raufbold Ritter Schwarzherz auf den gutmütigen Oblong an. Doch durch die Hilfe der Dorfbewohner der Insel kann Oblong diesen ersten Angriffen widerstehen. Als nächste Waffe setzt der Baron einen Zauberer, der Spezialist für Heimtücke und Niedertracht ist, ein. Aber auch dieser kann Ritter Oblong nicht zum Verlassen der Insel bewegen. Nun soll der Drache Oblong endgültig von der Insel vertreiben. Doch diese Attacke Bolligrus wird für ihn zum Bumerang: Der Drache besetzt das Bolligru-Schloß und vertreibt den Baron und seinen Raufbold Schwarzherz. Ritter Oblong verpflichtet den Baron, die Insel in Zukunft milde zu regieren und kann - mit dem Drachen - nach Ostwesten zurückkehren.

Deutsch von Marianne de Barde

Altersempfehlung 6+

12 H, St, Simultandek

UA: 11.12.1965 · Aldwych Theatre, London · Regie: Trevor Nunn

DSE: 1967/68 · Schauspielhaus Bochum

Aufführungsarchiv

01
November 2000
Robert Bolt

Der kleine dicke Ritter

Junges Theater
Theater Gerhards Marionetten-Theater, Schwäbisch Hall
21
Juni 2014
Robert Bolt

Der kleine dicke Ritter

Junges Theater
Regie Nina Lorenz
Theater Chapeau Claque, Bamberg

Weitere Stücke

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DSE Frei
Theater
Robert Bolt

Jacko Jack

5 D, 10 H, 2 Dek

Man kann nicht Gott und Mammon gleichzeitig dienen, und wenn man es versucht, gerät man unweigerlich in Entscheidungsnot - erst recht dann, wenn Gott in Gestalt von "Jack on the Green", dem englischen Äquivalent zu Pan, daherkommt.
Die alternde Konzernchefin Violet Lazara springt mit ihren Angestellten um wie mit Sklaven. Eines ihrer Opfer ist Jacko, ein kleiner, verschüchterter Angestellter, der es gewohnt ist, drangsaliert zu werden. Er wird auf der Landpartie der Lazara zum Hauptakteur in dem grotesken und erschreckendem Spiel um Macht, Wille und Liebe. Während eines heidnischen Rituals wird er zum König gekrönt und steht eben jenem Jack gegenüber - seinem Alter ego, seinem anderen Gesicht. Jack und Jacko schließen einen Pakt: Eine Woche lang darf sich Jacko der Kraft von Jack bedienen, er kann die Natur beeinflussen, kann sich endlich einmal frei und lustvoll bewegen, er kann besonders auch den Menschen zeigen, was sie wirklich wollen. Etwa dem mittelalterlichem Ehepaar, das sich trennen will, es aber nicht schafft, oder dem jungen Paar, das als Folge von Jackos Ratschlägen endlich der Begierde freien Lauf lässt. Am Ende der Woche will Jacko seinen göttlich-diabolischen Patron Jack ausspielen - aber jeder Pakt, ob mit einem Gott oder einem Teufel - hat seinen Preis. Jack behält die Oberhand. Aber ohne Jacko kann er nicht wahrgenommen werden, und so versinkt - nach der mörderischen Zuspitzung des archaischen Kults - alles wieder in die nicht minder brutale Alltäglichkeit. Nur Violet bleibt von allem unberührt - vom Vordringen der Natur ebenso, wie vom Kampf arm gegen reich, den ihre Arbeiter versuchen.

Junges Theater
Robert Bolt

Der kleine dicke Ritter

Deutsch von Konstantin Küspert
12 Darsteller:innen, Doppelbesetzung möglich

Auf den Bulligrob-Inseln geht das Grauen um! Der korrupte Baron Bulligrob – ein Tyrann und Fiesling wie er im Buche steht – drangsaliert die Inselbewohner. Dabei steht ihm sein treudoofer Gefährte “Edelknecht” Schwarzherz stets zur Seite. Und dann gibt es zu allem Überfluss auch noch einen blutrünstigen Drachen, der nach Frischfleisch Ausschau hält und nur eines kennt – HUNGER! Nein, dieses Inselvolk ist wahrlich nicht zu beneiden. Wie gut, dass der ebenso rundliche wie moralisch integre Ritter Länglich von Länglich per königlichem Dekret auf die abgelegenen Bulligrob-Inseln geschickt wird, um dem dortigen Baron das Handwerk zu legen. Dabei helfen ihm sein scharfer Verstand, sein gutes Herz und viele Unterstützer vor Ort. Doch wird der edle Recke Länglich von Länglich seine Mission erfüllen und sich gegen böse Zaubermeister, korrupte Barone und gierige Drachen behaupten können?!

Der preisgekrönte Dramatiker Konstantin Küspert übersetzte Robert Bolts schwarzhumorigen Klassiker »The Thwarting of Baron Bolligrew« für das Schauspiel Frankfurt neu. Ihm ist eine sprachliche Neuinterpretation des Stoffes gelungen, ohne sich inhaltlich vom Original zu entfernen. Präzise geht er auf die idiomatischen Eigenarten des Ursprungstextes ein und verleiht Robert Bolts aberwitzigen Dialogen und absurden Figuren neuen Glanz. Robert Bolts Märchenkomödie ist ein irrer Ritterspaß à la Monty Pythons DIE RITTER DER KOKUSNUSS, die u.a. durch eine Adaption der Augsburger Puppenkiste bekannt wurde.

Theater
Robert Bolt

Thomas More

3 D, 11 H, 1 Dek

Thomas More, Humanist, Politiker und Verfasser des Staatsromans "Utopia", kam unter Heinrich VIII. rasch zu politischen Ansehen. Als Lordkanzler bekleidete er eines der höchsten Ämter. Mit Erasmus gut befreundet, bezog er klar Stellung zur Reformation und Luther. Den Suprematseid, der die Lösung des englischen Königreichs vom Vatikan und die Gründung der anglikanischen Kirche beschloss, wollte er nicht ablegen. 1535 wurde Thomas More inhaftiert und hingerichtet.
Aufstieg und Fall dieses Vordenkers ist die historische Basis, auf der Robert Bolt das Bild eines Mannes zeichnet, der sich über sämtliche Hindernisse hinweg treu bleibt. Lange Zeit gelingt es ihm, seine mächtigen Gegenspieler durch taktische Aussagen oder aber kluges Schweigen ruhig zu stellen. Gegen Bestechung ist er ebenso immun wie gegen die Schmeicheleien des Hofes. Parallel mit Mores Fall verläuft der Aufstieg eines Mannes, der für den Opportunisten schlechthin steht: Rich, anfangs von allen zurückgewiesen, manövriert sich durch Spitzel- und Handlangerdienste bis in die obersten Ränge der Macht.
Die Mechanismen der Politik sind ein Thema dieses Geschichtsdramas. Untrennbar davon ist, das zeigt Bolt auf, die private Seite. Sie wirft einen psychologisch und emotional austarierten Blick auf eine Ausnahmegestalt, die in allem konsequent ist, ohne selbstgerecht zu werden.
Durch die wechselnden Zeiten führt der "gemeine Mann". Er schlüpft in sämtliche Rollen des Volkes, ist Wirt, Fährmann, Kerkermeister. Als er am Ende auch den Scharfrichter spielen soll, merkt er, dass er nicht Spielmacher, sondern, genau wie fast alle anderen Menschen auch, nur Spielball im großen Geschehen ist.

DSE Frei
Theater
Robert Bolt

Der Tiger und das Pferd

3 D, 3 H, 3 Dek

Dean, Professor für Astronomie, soll zum Rektor einer englischen Universität ernannt werden. Was seine Wahl noch verhindern könnte, ist die Petition, die sein Schwiegersohn in spe, Louis, gegen die Atomforschung in Umlauf gebracht hat. Besonders, dass Gwendolyn, Deans leicht exzentrische Frau, die Petition unterschreiben will, stört das Wahlgremium. Es stört auch Deans Tochter Stella, die feinfühlige, etwas gehemmte Freundin von Louis, die ihre Mutter mehr und mehr für verwirrt hält. Sie selbst ist zwar eine idealistische Schwärmerin, möchte sich aber unbedingt innerhalb der Konventionen bewegen. Ihr Gegenstück ist Mary, ihre weitaus lebensfrohere Schwester, der es einzig um ein bequemes Leben geht.
Stella sieht sich aber auf den Boden der Realität gestellt, als sie von Louis schwanger ist. Stella emanzipiert sich, sowohl von ihrer Familie als auch von Louis. Louis, der sie zuvor relativ herablassend behandelt hat, duldet sie nur noch als Hilfe im Haushalt, nicht aber als Mann.
Die Situation spitzt sich zu, als bekannt wird, dass Gwendolyn ein wertvolles Holbein-Gemälde der Universität zerstört und die von ihr unterschriebene Petition daran geheftet hat. Es ist ein Akt gegen die Heuchelei, es ist auch ein Akt gegen die ständige Gelassenheit ihres Mannes, die ihr nicht ermöglichte, sich ihm verständlich zu machen. Jetzt, so die Kollegen von der Universität, müsse Dean seine Frau verlassen, um noch Rektor werden zu können. Das Gegenteil passiert: Dean stellt sich ganz und gar auf die Seite seiner Frau. Aufrichtigkeit und Idealismus, das lernt er aus der Verzweiflungstat seiner Frau, sind wichtiger als alle Posten.

Theater
Robert Bolt

Blühende Kirschen

Deutsch von Hermann Stiehl
3 D, 4 H, 1 Dek

Man bleibt beisammen, auch wenn man sich nicht mehr versteht und vielleicht sogar noch nie verstanden hat. Man klammert sich aneinander und an die längst vergangenen Träume und spielt sich etwas vor. Jeder Versuch, sich zu nähern, schlägt ins Gegenteil um und vergrößert die Kluft nur noch - Familie in ihrer verspannten Form, ein unfrei angepasstes Korsett, das man nur schwer sprengen kann.
Cherry, ein erfolgloser Vertreter und in seinem Beruf vollkommen falsch am Platz, verkündet seiner Familie, dass er gekündigt hat. Er will zurück auf's Land, will endlich einen Obstgarten bewirtschaften. Somerset ist sein großer Traum. Tom und Judy, die fast schon erwachsenen Kinder, begegnen ihm nur mit Missachtung. Seine Frau Isobel weiß, dass er niemals selbst kündigen würde - einer seiner vielen Wunschträume. Desillusioniert und langmütig erträgt sie seine Scheinwahrheiten. Erst, als sie erfährt, dass Cherry einem wartenden Verkäufer von Bäumen gegenüber die Lüge vom eigenen Grundstück aufrecht erhält, verzweifelt sie. Wenn sie Kraft hätte, würde sie ihren Mann verlassen.
Einen Monat später: Cherry stiehlt seiner Frau Geld für den nächsten Gin. Isobel verdächtigt Tom, später auch Judy. Tom hat von den Vertuschungen der ganzen "kleinen Szenen" in der Familie genug. Er besteht auf seiner Unschuld. Isobel muss erkennen, dass ihr Mann das Geld gestohlen hat - und dass er vor einem Monat tatsächlich gekündigt wurde. Sie macht einen energischen Versuch, Cherry vor der Trinkerei und der endgültigen Resignation zu retten. Sie will ihm das ermöglichen, wovon er schon sprach, als sie sich kennenlernten: ein Leben auf dem Land. Aber er greift nicht zu. Somerset war immer schon eine Lebenslüge.

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