Junges Theater

Martin Baltscheit

Die Belagerung

Der Winter in dem sibirischen Dorf ist so hart, dass die Vorräte aufgebraucht wurden und kein Tier mehr zu jagen ist. Einzig die Wölfe schleichen herum, wie der Mensch sind sie auf der verzweifelten
Suche nach Nahrung. Als Milan in der Not einen Wolf erschießt, um Fleisch auf den Tisch zu bringen, ergreift alle das Unbehagen. Denn, so sagt der Volksmund, wer Wolfsfleisch isst, kriegt falsche Kinder. Wenige Tage später ist das Dorf von Wölfen umgeben, die in ihrem Hunger alles zerfleischen, was sich bewegt. Und irgendwann beginnen die Wölfe zu begreifen, wie sie an die in den Häusern
verbarrikadierten Menschen herankommen. Martin Baltscheit erzählt von einer im Dorf lebenden Familie, die um ihr Leben und Überleben kämpft. Erfolgreich. Denn nach tagelanger Belagerung wird die noch verbleibende Dorfgemeinschaft von der Armee gerettet.

Die Belagerung basiert auf einer wahren Begebenheit. Im Dezember 1927 belagerten Wölfe das sibirische Dorf Pilowo. Erst ein Schutztrupp der Armee konnte verhindern, dass die Wölfe den
ganzen Ort auslöschten.

Martin Baltscheit hat davon ausgehend ein spannendes und atmosphärisch dichtes Jugendtheaterstück über Mut und Verzweiflung, über Instinkte und Gefühle und nicht zuletzt über die Liebe geschrieben. Die Schlichtheit der Sprache spiegelt die endlosen Schneeweiten Sibiriens, die Verwebung von Mythos und Wahrheit lässt irgendwann das eine zum anderen werden.

Altersempfehlung 14+

2 D, 5 H, Verwandlungsdek

UA: 25.10.2009 · Kompanie Kopfstand, Zürich · Regie: Annina Roth

Aufführungsarchiv

25
Oktober 2009
Martin Baltscheit

Die Belagerung

Junges Theater
Regie Annina Roth
Theater Kompanie Kopfstand, Zürich
28
Januar 2011
Martin Baltscheit

Die Belagerung

Junges Theater
DE
Regie Taki Papaconstantinou
Theater Theaterhaus Ensemble GbR, Frankfurt

Weitere Stücke

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UA Frei
Junges Theater
Martin Baltscheit

Die Überredung

2 D, 5 H

Gibt es einen guten Grund, auf die Welt zu kommen? Diese Frage stellt Vito, königlicher Nachfolger, gleich nachdem er seinen Kopf aus dem mütterlichen Schoß streckt. Dickköpfig besteht er auf eine Überredung. Vorher sehe er keine Notwendigkeit, das wärmende Innere der Königin zu verlassen. Arzt, König, Präsident und Hebamme, die Zeugen dieses Wunders, sind sprachlos. Und überbieten sich an Überredungskünsten. Genuss, Sinnlichkeit, Glaube, Liebe, die Bandbreite menschlicher Sinnsuche wird eindrucksvoll demonstriert. Doch vergebens. Scharfzüngig und klarsichtig entlarvt der Säugling die Makel aller Vorschläge. In der dritten Nacht aber entdeckt eine Putzfrau seinen Kopf zwischen den mütterlichen Beinen. "Kopf ist im Arsch", kreischt sie und lacht und lacht und lacht und haut mit dem Besen auf diese Lächerlichkeit. Vito erbost. Schimpft. Und will ihr hinterher ...

"So wie beschriebener Noch-Nicht-Geborener zwischen Himmel und Erde, zwischen Mutter und Boden zu verharren scheint, so verharren wir Zuschauer mit ihm in jenem Zwischenreich. Selig. Denn für einen langen Moment lässt das Theater die Zeit still stehen und wir dürfen uns mit dem ungeborenen Prinzen Antworten vergegenwärtigen auf die existenziellen Fragen, was uns treibe, warum es sich zu leben lohnt. Vom Büchnerschen Geist durchweht, fährt uns dieses Stück Theaterliteratur ins Gemüt, unprätentiös, romantisch, bösartig. Einfach großartig."
(aus der Urteilsbegründung des Duisburger Kinder- und Jugendtheaterpreises 2003 Kaas&Kappes)



Junges Theater
Martin Baltscheit

Der Winterzirkus

3 D, 1 H, diverse Tiere

Laika, der singende Hund mit dem Akkordeon, lädt alle Tiere der Stadt zum Winterzirkus am Heiligen Abend ein. Schon die tierliebe Tante Ruth hatte Anna von dem Phänomen des Winterzirkus erzählt und Annas Erstaunen wächst, als sie kurz vor Weihnachten die Sprache der Tiere verstehen kann. Dankbar entzieht sie sich den Weihnachtsvorbereitungen ihrer Familie, dem leidigen Plätzchenbacken, den kindischen Ritualen und vor allem der Frage nach dem Weihnachtsmann. Mit ihren neun Jahren ist Anna völlig klar, dass alles dies nur falscher Zauber und Geldmacherei ist. Am Heiligen Abend findet Anna auf ihrem Kopfkissen zwei Karten für den Winterzirkus. Und als sie sich heimlich davonstehlen will, ist auf einmal Tante Ruth in ihrem Zimmer, die sie begleiten wird. Zusammen mit Hunderten von Tieren stapfen die beiden durch den Schnee. Die menschlichen Hüllen haben sie abgelegt, Mäuse- und Katzengestalt haben sie angenommen. Der Winterzirkus öffnet seine Tore.

Der geheimnisvolle Winterzirkus, die ominöse Tante Ruth, der verkleidete Weihnachtsmann, der Igel auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, der flapsige Vater, die weihnachtsbeseelte Mutter und die unsichere Anna ergeben in ihrer Summe eine berührende Antwort auf die Frage, ob es den Weihnachtsmann und damit das nicht Erklärbare wirklich gibt.

"ganz egal, an was du glaubst / und ganz gleich, wem es gefällt /
sollte es dem Leben dienen / passt es gut in diese Welt"

Der Winterzirkus ist eine wunderbare Vorlage für ein weihnachtliches Feuerwerk aus Zauber, Zuckergebäck und Zirkuscharme. Im Dezember 2003 wurde die Hörspielfassung von Radio Berlin Brandenburg ausgestrahlt.

Junges Theater
Martin Baltscheit

Schneewittchen darf nicht sterben

2 D, 4 H

Was macht man mit der Vorstellung, wenn die Schauspieler plötzlich streiken oder anderswo unterwegs sind? Absagen, meint der Direktor, und der Techniker macht schon mal das Licht aus. Schneewittchen deluxe muss ausfallen, das Publikum wird nach Hause geschickt. Aber die Zuschauer wollen nicht gehen. Ein Mädchen meldet sich und findet, man solle trotzdem spielen. Wenn Schneewittchen nicht da ist, könnte man doch eine andere Story erfinden. Der Direktor ist einverstanden. Er holt Angelika auf die Bühne, und sie beginnt spielerisch mit einer Geschichte mitten aus dem Leben - mit ihrer eigenen. Angelika, sechzehnjährige Tochter eines wohlhabenden Kaufhausbesitzers, hat alles, was sie braucht und noch mehr. Aber: Sie will sich umbringen. Nur warum?
Die Theaterleute steigen in das Spiel ein. Sie steuern ihr Fachwissen bei, übernehmen verschiedene Rollen und suchen nach dem Kern der Story. Ben wird dazugeholt, ein Zuschauer wie Angelika, auch er sechzehn Jahre alt. In Bens Geschichte geht es um seinen arbeitslosen Vater.

Im Spiel verbinden sich die zwei Geschichten zu einer einzigen. Mit viel Witz und etwas Sentiment wird sie mit allen Mitteln erzählt, die dem Theater zur Verfügung stehen. Und auch über das Theater selbst erfährt man so einiges. Aber das ist kein Spiel im Spiel, sondern Theater, das zur Wirklichkeit wird, und Wirklichkeit, die nur durch das Theater wahrhaftig werden kann.

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