Theater

Georg Ringsgwandl

Die Ländler-Queen sieht Morgenrot

Ein Operettchen

Lieber Zuseher!
Gewisse, sich intellektuell wähnende Kreise halten dem Fernsehen gern vor, es sei "weitgehend eine Zumutung an Anhäufelung von jämmerlich verbrochenem Opportunistendreck".
Da möchte ich als Praktiker gern entgegenhalten: gäbe es denn über 20 TV-Kanäle, wenn sie keiner bräuchte?
Außerdem ist es gar nicht so einfach, jeden Tag was Pfiffiges zu bringen. Es ist immer leicht, an etwas herumzukritteln, aber stellen Sie sich vor, Sie müßten ein anspruchsvolles Programm von 24 Stunden Dauer aufstellen, würden Sie das schaffen? Wohl eher nein.
Und selbst wenn: Dann hätten Sie erst das Programm für 1 Sender von 1 Tag. Es wird aber Programm für 25 Sender gebraucht, und das 24 Stunden am Tag, und das wiederum 365 Tage im Jahr. Sie müßten also 219000 Stunden Programm machen, und zwar ansprechend. - Nicht so leicht, oder?
Und selbst wenn, dann haben Sie ja erst 1 Jahr. Dahinter kommt aber dann noch ein Jahr und noch ein Jahr und so weiter.

Hier sehen Sie ein kurzes Stück, wo gezeigt wird, was für ein erbarmungsloser Ausleseprozeß abläuft, bevor dem Publikum ein neuer Publikumsrenner präsentiert werden kann.
Im günstigsten Fall (Branchenjargon: Idealfall) steht dann am Ende eines beinharten working process mit klar umrissener Zielvorgabe eine ausgeklügelte Medienstrategie (senderseitig), welche mit der innovationsverpflichteten art work performance (künstlerseitig) so eine symbiotische Synergiesynthese eingeht, daß wir uns nicht mehr wundern zu brauchen, wenn es Traumeinschaltquoten gerade so hagelt. (Georg Ringsgwandl)

1 D, 1 H, 1 Dek

UA: 10.12.1995 · Schauspielhaus Köln · Regie: Günther Krämer

Aufführungsarchiv

09
Oktober 1999
Georg Ringsgwandl

Die Ländler-Queen sieht Morgenrot

Theater
Theater Harztheater gGmbH, Halberstadt

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Georg Ringsgwandl

Die Tankstelle der Verdammten

3 D, 6 H, St, Verwandlungsdek

"Currywurst bleibst du mir treu, / fürcht ich Hölle nicht und Teu- / - fällst du aber aus zu kroß, / straf ich dich mit Ketchup-Soß'."
"Was so anhebt und noch weiter abhebt, hier zwischen rotrostiger Dieselsäule und betriebseigener Menschennährbude ..., das ist der reinste, der herrlichste Schwachsinn der Saison. Denn natürlich ist die Story vom verhauten Ex-Rock'n'Roller Chuck, seiner Braut mit Kleinkind, von den gleichfalls abgewrackten Schnapsnasen oder einem Kredithai (eher Goldfischformat), die im Umkreis der titelgebenden Tankstelle so lange ihren Karriereträumen von Konzerten, Platten, BMWs und Eigenheimen nachhängen, bis sie das finale Inferno bei einem Herrgott namens Karl, "dem Grauslichen", etwas unvermittelt erlöst, natürlich ist diese sehr trivialmythische Geschichte auch ein bißchen fadenscheinig. Aber die Fäden sind schön.
Georg Ringsgwandl... zeigt sich bei seinem ersten Musiktheaterstück als nie zu spätes Talent. Zwar ist diese Tankstelle der Verdammten mehr ein Nummerntheater als bereits eine - und sei's noch so schräg - durcherzählte, mit dramatischen Gegensätzen oder Zuspitzungen angereicherte Fabel. ... Doch über allerlei detailstrenge Einwände hinweggedacht, hinweggelacht, könnte diese "lausige Operette" den Beginn auch darstellen von einer (hoffentlich) wunderbaren Freundschaft zwischen süddeutschem Kabarett, weltreifer Musik und einem bereits greifbar nahen neu-deutschen Musical." (Theater heute)

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