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Theater

Jan Peter Bremer

Feuersalamander

"Ein Buch!" rief ich und lachte auf. "Ich verspreche Ihnen, dass ich nie wieder ein Wort schreiben werde."
Ein Schriftsteller nimmt sich vor, einen tragischen Menschen zu erfinden. Doch zuerst muss er die Stadt, seine Frau und seinen kleinen Sohn verlassen, in ein kleines Städtchen in den Bergen fahren, dort ein Café aufsuchen und die Kappe von seinem Füller ziehen. Seiner Frau hat er nicht einmal einen Abschiedsbrief hinterlassen, seinem Sohn, der jede große Idee des Schriftstellers mit seinen kleinen Händchen zum Einstürzen bringt, will er später als großer Künstler, zu dem die Menschen aufschauen, entgegentreten.
Zuerst aber übt er sich an einer "Postkarte an jemanden, den es nicht gibt, über Sachen, die nie stattgefunden haben". Er setzt den Stift auf das Papier und beginnt: "Mein Freund ..." Mehr wird ihm in den ereignisreichen nächsten 24 Stunden nicht gelingen. Ein Herumtreiber kommt an seinen Tisch und möchte wissen, wer denn dieser Freund sei. Es beginnt ein Ringen um das, was an "wundervollen Sätzen jetzt folgen könnte".
Wie einst Kafka und Robert Walser gelingt es Jan Peter Bremer in seinen preisgekrönten Kurz-Romanen, abstrakte Räume zu entwerfen, die mehr von der Tragik der Existenz zeugen als so manches große Epos. Feuersalamander nähert sich dem Mysterium des Schöpferischen und lässt den Leser teilnehmen am Abenteuer einer Idee, die durch eine geduldige Ehefrau, die Bausteine des Sohnes, einen frechen Kellner und einen Herumtreiber gehindert wird, in die Welt zu kommen. (Berlin Verlag zum Roman)

2 D, 4 H

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Jan Peter Bremer

Der Fürst spricht

4 H, 1 Dek

Der Fürst spricht, und er hat das letzte Wort!! Er übt seine Macht aus, indem er spricht, verspricht, bespricht, durch bzw. mit Sprache seine Welt in den Griff bekommt, seine ´Untergebenen´ in Fangfragen verstrickt und sie mit aus der Luft gegriffenen Beweisführungen stürzt. Tatsachen werden nicht nur verdreht, sie werden durch ständige Beschreibung elementar untergraben, in Frage gestellt.
Die Handlung umfasst den Zeitraum zwischen zwei Beerdigungen: Zu Beginn des Stücks stehen Fürst und Hofmeister am Grab des verstorbenen Verwalters, am Schluss steht die Beerdigung des Hofmeisters bevor, dessen Posten der neue Verwalter einnehmen wird, der sich vornehmlich wiederum um das Einsetzen eines neuen Verwalters kümmern wird.
Sprechen wird nicht als Mittel der Verständigung benutzt, es ist ein akustischer Niederschlag, eine Veräußerung einer Person, die gefangen ist zwischen Wahn, Traum, Ohnmacht und Phantasie, Erinnerung und Wunschvorstellung, ohne den Versuch zu unternehmen, von einer nüchternen Realität auszugehen. Es herrscht ein absoluter Schwebezustand, in dem sich die Figuren verzerren, akrobatische Höchstleistungen vollbringen, um dem Bild des Fürsten zu entsprechen und trotzdem nicht ihren Standpunkt zu verlieren.
Und dennoch ist der Fürst auf der Suche nach der ´Wahrheit´; er verbeißt und verkeilt sich - wortwörtlich - in den Hofmeister und den Verwalter, dringt in sie ein und behauptet sein Regiment der Willkür.

Digitales Textbuch