Theater

Lukas Rietzschel

Das beispielhafte Leben des Samuel W.

Auftragsarbeit für das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau

Auf einer Wahlversammlung treffen Menschen aufeinander, Politiker und Wähler, Presse und Parteikollegen, politische Gegner. Die Spannung ist groß kurz vor der Wahl. Es gibt zwei aussichtsreiche Kandidaten – den Bürgermeister und Samuel W. – und jede Menge Fragen: „Wer ist Samuel W.? Ist er ein Gedanke? Eine Idee? Steht Samuel W. für einen Ort? Oder für eine Zeit? Ist er wir?“ Lukas Rietzschel zeichnet zwar das Leben eines Politikers nach, der in der DDR geboren ist, in einer Gegend mit Braunkohlegruben, mit Smog, Ruß und Dreck, mit Menschen, die darüber nachdenken, ob sie ihre Heimat verlassen müssen, weil sie nicht mehr lebenswert ist – doch dies alles gibt es ja nicht nur hier. Und dann ist da dieser Samuel W., der nicht auftritt und doch immer anwesend ist, der Politiker wird und einer offensichtlich radikalen Partei beitritt, obwohl er doch hier… oder etwa, weil er hier aufgewachsen ist? „Ist er wir? Einer von uns?“ Wie kommt es, dass der eine sich radikalisiert, während der andere Konsens und Aussöhnung sucht – das ist Lukas Rietzschels großes Thema. (Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau)

Auftragsarbeit für das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau

frei zu besetzen

UA: 09.03.2024 · Gerhart-Hauptmann-Theater, Görlitz-Zittau · Regie: Ingo Putz

Aufführungsarchiv

13
September 2025
Lukas Rietzschel

Das beispielhafte Leben des Samuel W.

Theater
Regie Helge Schmidt
Theater Theater Lübeck GmbH, Lübeck
16
Oktober 2025
Lukas Rietzschel

Das beispielhafte Leben des Samuel W.

Theater
Regie Max Immendorf

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Lukas Rietzschel

Widerstand

2 D, 3 H

Gegenwart. Land. Eine der Gegenden, die zu lange „Die fünf neuen Bundesländer“ genannt worden sind. Viele sind weg, viele sind aber auch noch dort. Manche kommen zurück. Zum Beispiel Isabell. Um mal zu schauen, wie es den Eltern geht. Denn die sind noch da.
Die Arbeit? Ist schon auch weg. Zumindest die gewohnte Arbeit. Neue Arbeit ist eigentlich genug da. Paketdienst geht immer. Die Frage ist, ob die alten Beziehungen und Freundschaften noch da sind. Zwischen Isabell und ihren Eltern, ihrem Schulkameraden, zwischen Isabell und der neuen Freundin des Vaters.
Die Häuser sind abbezahlt, oder sie sind viel zu groß, um sie allein zu unterhalten. Denn Alleinsein, das ist auch so ein Thema. Man begegnet sich auf der Straße, man grillt, abends sitzt man in der Garage zusammen beim Bier. Aber in dem, was geredet wird, verbirgt sich viel an Ungesagtem. Manches wird auch gar nicht erst gesagt, sondern gleich verschwiegen. Die Suche nach Nähe führt nicht nur Isabell immer wieder zur Mutter, aber die ist eh fast nicht mehr da.
Sprachlosigkeit wird greifbar, und Verständnislosigkeit. Zwischen den Generationen, innerhalb der Generationen. Sehnsucht wird greifbar, Unsicherheit. Begründet liegt die Unsicherheit in den Figuren selbst, nicht so sehr in den Umständen (den realen und den gefühlten). Auch, wenn das den Figuren lieber wäre. Umso mehr stellen sich manche die Frage, ob die früheren Zeiten nicht doch bessere waren und wie man auf die neuen Zeiten reagieren sollte. Will man sich wieder alles gefallen lassen? Denn Widerstand, den hat man doch jetzt gelernt, heißt es in der Garage: „Da gibt es tausend Möglichkeiten. Heute sowieso.“
Lukas Rietzschel entwirft in großer Genauigkeit die Atmosphäre einer Gegenwart. Sein Text schaut sehr genau hin und hört seinen Figuren sehr genau zu: Dem, was sie sagen, und dem, was in der Stille dazwischen liegt. Dem, was geschieht, und dem, was daraus geschehen könnte. Einfache Antworten sucht der Text nicht, er verwirft sie, sogar die Figuren verwerfen sie. Stattdessen gibt „Widerstand“ in konzentrierten Dialogen und in scharfer Beobachtung das Bild einer Gesellschaft, deren Substanz Risse hat, die größer werden. Und die mit Argumenten nur noch schwer zu kitten sind. (Schauspiel Leipzig)


Theater
Lukas Rietzschel, Julia Weinreich, Liesbeth Coltof

Mit der Faust in die Welt schlagen

2 D, 5 H

"Philipp und Tobias wachsen in der Provinz Sachsens auf. Die Eltern sind Arbeiter. Mit ihrem Hausbau soll der Aufbruch in ein neues Leben beginnen. Doch im Dorf passiert längst nichts mehr: Das Schamottewerk hat schon vor Jahren dicht gemacht. Immerhin: einmal im Jahr ist Rummel! Doch dort trifft man sich hauptsächlich „zum Prügeln im Schatten des ausgeschalteten Kettenkarussells.“ Um die Brüder herum verfällt alles, die Heimat verschwindet, und dann trennen sich auch noch die Eltern. Wer dageblieben ist, besäuft sich oder ertränkt sich im künstlichen See, wo früher Tagebaugebiet war. So wie Uwe, der für die Stasi spitzelte und dem die Frau in den Westen weglief. Dieses Bild von Uwe, dem Verlierer, ist es auch, das Philipp und Tobias im Gedächtnis bleibt. Und als es dann noch zu Aufmärschen in Dresden kommt und ihr Heimatort Geflüchtete aufnehmen soll, eskaliert die Situation. Während sich der eine Bruder in sich selbst zurückzieht, sucht der andere ein Ventil für seine Wut. Und findet es.
Der Autor und Essayist Lukas Rietzschel, der 1994 in Ostsachsen geboren wurde, hat mit seinem Debütroman MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN eine Chronik des Verfalls geschrieben. Lebensläufe verlaufen hier einfach im Nichts oder aber man begegnet der Perspektivlosigkeit mit Brutalität, wie es Tobias tut. Es ist eine literarische Auseinandersetzung mit der Gegenwart eines zerrissenen Deutschlands." (Ankündigung Staatsschauspiel Dresden)

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