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Theater

Lukas Rietzschel

Der Girschkarten

Komödie nach Anton Tschechow

Zwei Neubausiedlungen, die sich scharf gegenüberstehen. Reihen von Einfamilienhäusern mit Carports, gleißend helle Straßenlampen. Aber dazwischen steht noch ein altes Haus in seinem verwilderten Garten. In diesem Garten trifft sich eine Familie, um zu beraten, wie es weitergeht mit diesem alten Haus: Man könnte es endlich richtig renovieren. Man könnte es verpachten als Ferienhaus mit Garten. Oder es verkaufen an die Bauträger rundherum.

Aber hinter allen guten Vorschlägen lauern verstrickte Fragen: Wer aus der Familie würde selber dort einziehen wollen? Wer würde sich um das Ferienhaus kümmern? Und wem würde das Geld vom Verkauf zustehen? Emotionen und Erinnerungen stehen einer neuen Wirklichkeit gegenüber, und allmählich ziehen Unschärfen in die familiäre Debatte: Wie intakt oder kaputt ist das Haus tatsächlich? Wie viele Quadratmeter hat das Grundstück wirklich? Und: Haben wir das Heute nicht gestern schon einmal erlebt?

2025 nun widmet sich Lukas Rietzschel Tschechows Kirschgarten: Die letzte der Parzellen, sie hat die Zeiten bis hierhin überstanden. Erneut ist das Haus Gegenstand von Möglichkeiten und Emotionen, und wieder lautet der Untertitel „Eine Komödie“. Eine Komödie über den Wandel der Zeit und den Umgang mit der Realität: „Eins und eins ergibt zwei; das ist doch eine klare Sache.“¿—¿„Für manche nicht mehr.“ (Schauspiel Leipzig)

Schauspiel Leipzig

4 D, 3 H

UA: 27.11.2025 · Schauspiel Leipzig · Regie: Enrico Lübbe

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Alles bleibt, wie es ist und wie es war. Das ist eine beachtliche Leistung, die mehr Arbeit und Zeit erfordert, als du dir vorstellen kannst. Ich wünsche dir, dass du verstehen lernst, dass die größte Anstrengung die Herstellung des Stillstands ist.

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Lukas Rietzschel

Kritiken

MDR

28.11.2015

Klug reflektiert [Lukas Rietzschel] die Gegenwart in das alte Tschechow-Muster hinein. Er ist sprachlich originell, er setzt auf Komik und macht phasenweise einen Schwank 2.0 aus dem Abend. Die Personenkonstellation über drei Generationen ist toll.

Nachtkritik

28.11.2025

Hier gräbt Rietzschel mit lockeren Dialogen, Witz und Mut zu grotesken Zügen allmählich immer mehr nach Grundsätzlichem. [...] Das ist intellektuell anregend, kitzelt hermeneutisch.

Die deutsche Bühne

28.11.2025

Rietzschel schreibt Tschechows Komödie fort, holt sie in unsere Gegenwart und überzeichnet sie gleichzeitig. [...] Geschickt evoziert der Autor eine Stimmung, die an aktuelle politische Debatten erinnert.

Theater der Zeit

05.12.2025

DER GIRSCHKARTEN beschreibt die gesellschaftliche Tendenz, dass sich Debatten durch Emotionalität [...], Nostalgie, und Ausflüchte in Grundsätzliches komplett ins Absurde verschieben. [...] Rietzschel [...] gelingt damit ein grandioses, universales Bravourstück über unsere gegenwärtige Debattenlage, bei der alternative Fakten hoch im Kurs sind.

LVZ

28.11.2025

Di[e] Gegenwart als Stillstandsparabel mit den Motiven Tschechows auszuleuchten, das gelingt der Inszenierung zwischen satirischem Witz und einer fast gespenstischen Atmosphäre.

Deutschlandfunk Kultur / FAZIT

28.11.2025

Nachdenk-Stück darüber, wie man mit Zukunft umgeht

Die Welt

28.11.2025

kluger Zugriff auf die deutsche Gegenwart

MDR

28.11.2015

Klug reflektiert [Lukas Rietzschel] die Gegenwart in das alte Tschechow-Muster hinein. Er ist sprachlich originell, er setzt auf Komik und macht phasenweise einen Schwank 2.0 aus dem Abend. Die Personenkonstellation über drei Generationen ist toll.

Nachtkritik

28.11.2025

Hier gräbt Rietzschel mit lockeren Dialogen, Witz und Mut zu grotesken Zügen allmählich immer mehr nach Grundsätzlichem. [...] Das ist intellektuell anregend, kitzelt hermeneutisch.

Die deutsche Bühne

28.11.2025

Rietzschel schreibt Tschechows Komödie fort, holt sie in unsere Gegenwart und überzeichnet sie gleichzeitig. [...] Geschickt evoziert der Autor eine Stimmung, die an aktuelle politische Debatten erinnert.

Theater der Zeit

05.12.2025

DER GIRSCHKARTEN beschreibt die gesellschaftliche Tendenz, dass sich Debatten durch Emotionalität [...], Nostalgie, und Ausflüchte in Grundsätzliches komplett ins Absurde verschieben. [...] Rietzschel [...] gelingt damit ein grandioses, universales Bravourstück über unsere gegenwärtige Debattenlage, bei der alternative Fakten hoch im Kurs sind.

LVZ

28.11.2025

Di[e] Gegenwart als Stillstandsparabel mit den Motiven Tschechows auszuleuchten, das gelingt der Inszenierung zwischen satirischem Witz und einer fast gespenstischen Atmosphäre.

Deutschlandfunk Kultur / FAZIT

28.11.2025

Nachdenk-Stück darüber, wie man mit Zukunft umgeht

Die Welt

28.11.2025

kluger Zugriff auf die deutsche Gegenwart

Aufführungsarchiv

27
November 2025
Lukas Rietzschel

Der Girschkarten

Theater

UA

Regie Enrico Lübbe
Theater Schauspiel Leipzig, Leipzig

Weitere Stücke

Alle Stücke

Theater

Lukas Rietzschel

Widerstand

2 D, 3 H

Gegenwart. Land. Eine der Gegenden, die zu lange „Die fünf neuen Bundesländer“ genannt worden sind. Viele sind weg, viele sind aber auch noch dort. Manche kommen zurück. Zum Beispiel Isabell. Um mal zu schauen, wie es den Eltern geht. Denn die sind noch da.
Die Arbeit? Ist schon auch weg. Zumindest die gewohnte Arbeit. Neue Arbeit ist eigentlich genug da. Paketdienst geht immer. Die Frage ist, ob die alten Beziehungen und Freundschaften noch da sind. Zwischen Isabell und ihren Eltern, ihrem Schulkameraden, zwischen Isabell und der neuen Freundin des Vaters.
Die Häuser sind abbezahlt, oder sie sind viel zu groß, um sie allein zu unterhalten. Denn Alleinsein, das ist auch so ein Thema. Man begegnet sich auf der Straße, man grillt, abends sitzt man in der Garage zusammen beim Bier. Aber in dem, was geredet wird, verbirgt sich viel an Ungesagtem. Manches wird auch gar nicht erst gesagt, sondern gleich verschwiegen. Die Suche nach Nähe führt nicht nur Isabell immer wieder zur Mutter, aber die ist eh fast nicht mehr da.
Sprachlosigkeit wird greifbar, und Verständnislosigkeit. Zwischen den Generationen, innerhalb der Generationen. Sehnsucht wird greifbar, Unsicherheit. Begründet liegt die Unsicherheit in den Figuren selbst, nicht so sehr in den Umständen (den realen und den gefühlten). Auch, wenn das den Figuren lieber wäre. Umso mehr stellen sich manche die Frage, ob die früheren Zeiten nicht doch bessere waren und wie man auf die neuen Zeiten reagieren sollte. Will man sich wieder alles gefallen lassen? Denn Widerstand, den hat man doch jetzt gelernt, heißt es in der Garage: „Da gibt es tausend Möglichkeiten. Heute sowieso.“
Lukas Rietzschel entwirft in großer Genauigkeit die Atmosphäre einer Gegenwart. Sein Text schaut sehr genau hin und hört seinen Figuren sehr genau zu: Dem, was sie sagen, und dem, was in der Stille dazwischen liegt. Dem, was geschieht, und dem, was daraus geschehen könnte. Einfache Antworten sucht der Text nicht, er verwirft sie, sogar die Figuren verwerfen sie. Stattdessen gibt „Widerstand“ in konzentrierten Dialogen und in scharfer Beobachtung das Bild einer Gesellschaft, deren Substanz Risse hat, die größer werden. Und die mit Argumenten nur noch schwer zu kitten sind. (Schauspiel Leipzig)


Theater

Lukas Rietzschel, Julia Weinreich, Liesbeth Coltof

Mit der Faust in die Welt schlagen

2 D, 5 H

"Philipp und Tobias wachsen in der Provinz Sachsens auf. Die Eltern sind Arbeiter. Mit ihrem Hausbau soll der Aufbruch in ein neues Leben beginnen. Doch im Dorf passiert längst nichts mehr: Das Schamottewerk hat schon vor Jahren dicht gemacht. Immerhin: einmal im Jahr ist Rummel! Doch dort trifft man sich hauptsächlich „zum Prügeln im Schatten des ausgeschalteten Kettenkarussells.“ Um die Brüder herum verfällt alles, die Heimat verschwindet, und dann trennen sich auch noch die Eltern. Wer dageblieben ist, besäuft sich oder ertränkt sich im künstlichen See, wo früher Tagebaugebiet war. So wie Uwe, der für die Stasi spitzelte und dem die Frau in den Westen weglief. Dieses Bild von Uwe, dem Verlierer, ist es auch, das Philipp und Tobias im Gedächtnis bleibt. Und als es dann noch zu Aufmärschen in Dresden kommt und ihr Heimatort Geflüchtete aufnehmen soll, eskaliert die Situation. Während sich der eine Bruder in sich selbst zurückzieht, sucht der andere ein Ventil für seine Wut. Und findet es.
Der Autor und Essayist Lukas Rietzschel, der 1994 in Ostsachsen geboren wurde, hat mit seinem Debütroman MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN eine Chronik des Verfalls geschrieben. Lebensläufe verlaufen hier einfach im Nichts oder aber man begegnet der Perspektivlosigkeit mit Brutalität, wie es Tobias tut. Es ist eine literarische Auseinandersetzung mit der Gegenwart eines zerrissenen Deutschlands." (Ankündigung Staatsschauspiel Dresden)

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