UA Frei
Junges Theater

Yade Yasemin Önder

Bu sözler bizim - Die Worte gehören uns

Lale ist fast zehn und kann Mamas Sprache nicht. Sie hat mit ihrem Bruder Lilo geübt. Die Verben und die Nomen. Die Zahlen und die Zeiten. Sogar Mamas Lieblingslied. Aber die Worte wollen nicht in Lales Kopf. Lale und Lilo wohnen zusammen mit Mama und Papa irgendwo in Deutschland. Früher hat Mama als Journalistin in Istanbul und Ankara gearbeitet. Doch jetzt darf Mama nicht mehr schreiben. Papa geht in letzter Zeit oft an die Decke. Wenn er sich mit Lilo in die Haare kriegt. Wenn Mama sich heimlich in ihre Notizen vertieft. Dann herrscht eisiges Schweigen. Das machen sie sehr oft in letzter Zeit. Schweigen – jeder für sich allein. Bis Mama spurlos verschwindet! Kurzentschlossen machen sich Lale und Lilo auf, um nach ihr zu suchen. Die beiden durchqueren ein Meer aus Buchstaben und Worten, fliegen sogar mit ihrer zum Leben erwachten Wohnzimmercouch quer über Europa. Ob sie Mama jemals wieder finden?

Yade Önder verwebt in diesem Stück Fragen nach (Sprach-)Identität, Generationskonflikten und Heimat mit gesellschaftspolitischen Themen wie Pressefreiheit und Aktivismus. Die Grenzen zwischen Türkisch und Deutsch sind in diesem Text fließend und ermöglichen einen poetischen Zugriff auf die Sprachen, die uns in unserer alltäglichen Weltwahrnehmung prägen – auf die Worte, die jedem von uns gehören.

Altersempfehlung 10+

1 D, 2 H

Kritiken

Heidelberger Stückemarkt

„Surreal verspielte Sprachspiel-Erfindungen entwickelt der Text, Bilder voller kindlicher Phantastik. Buchstaben, Wörter, Sätze fliegen durch die Luft, tauchen unter, werden gerettet, versteckt oder prasseln wie Munition. Önder schöpft szenisch aus dem Vollen, erfindet Begegnungen mit Sprache, in denen bestes Regie-Futter steckt.“

Exil-Dramatiker*innenpreis

„'Bu sözler bizim – Die Worte gehören uns' ist ein anspruchsvolles und empathisches Theaterstück für ein junges Publikum jeden Alters. Es ist eine Spielvorlage für ein mehrsprachiges Ensemble, die einer Couch Flügel verleiht, ihren Figuren und deren Anliegen definitiv eine starke Stimme verschafft.“

Heidelberger Stückemarkt

„Surreal verspielte Sprachspiel-Erfindungen entwickelt der Text, Bilder voller kindlicher Phantastik. Buchstaben, Wörter, Sätze fliegen durch die Luft, tauchen unter, werden gerettet, versteckt oder prasseln wie Munition. Önder schöpft szenisch aus dem Vollen, erfindet Begegnungen mit Sprache, in denen bestes Regie-Futter steckt.“

Exil-Dramatiker*innenpreis

„'Bu sözler bizim – Die Worte gehören uns' ist ein anspruchsvolles und empathisches Theaterstück für ein junges Publikum jeden Alters. Es ist eine Spielvorlage für ein mehrsprachiges Ensemble, die einer Couch Flügel verleiht, ihren Figuren und deren Anliegen definitiv eine starke Stimme verschafft.“

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Yade Yasemin Önder

Kartonage

3 D, 2 H, Nokia 5110

Die Werners wohnen im Karton. Seit 16 Jahren. Da ist es eng. Frau Werner streng. Sagt an, wann Tag und Nacht. Und was zu tun. Und was zu lassen. Sagt sie dem Gatten - Werner - Wernerlein. Und dass das Marmeladenbrot gegessen wird. An jedem Tag. Marille, bittersüß. Bei Widerspruch gibt’s einen Schlag. Das funktioniert. Nur wenn Herr Werner unruhig wird, wenn ihn der Drang nach Draußen überkommt, dann knöpft Frau Werner ihre Bluse auf. Damit Herr Werner diesen Drang an ihr und im Karton bewältigt. Damit die Ordnung wieder herrschen kann. Doch diese Ordnung kippt, als eines Tages Rosalie am Boden liegt. Die totgeglaubte Tochter bringt den Werners schreckliches Erinnern mit. An das, was war, als Rosalie verschwand. Und vor allem auch an das, was war, als Werner noch das Sagen hatte.

Yade Önders surreale Setzung eines im Karton lebenden Ehepaars und ihrer traumatisierten Tochter erzählt poetisch und bedrückend genau von der routinierten Brutalität eines verwachsenen Miteinanders. Der Karton dient zur hermetischen Abriegelung von der Außenwelt, eine selbstgewählte Strafe, die zuvor am eigenen Kind schier endlos exerziert wurde. Und die auch im Selbstversuch keine Erlösung vom Vergangenen bieten kann. Mit Kartonage hat die junge Autorin ein höchst beeindruckendes Debüt geschrieben, in dem Vergangenheit und Gegenwart sich auf dem Blatt schon feindlich gegenüberstehen. Und das Dazwischen auch nicht mehr vermitteln kann.

UA Frei
Theater
Yade Yasemin Önder

Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron

Ein großartiges, anarchistisches Sprachereignis: Yade Önders Romandebüt.
Schon immer haben drei Bestandteile ausgereicht, um die Welt neu zu erschaffen und zurück ins Chaos zu stürzen: Vater, Mutter, Kind. Yade Yasemin Önder bringt diese Akteure so virtuos auf Kollisionskurs, dass einem die Luft wegbleibt: ein im schönsten Sinne atemberaubendes Debüt.

Im Jahr nach Tschernobyl wird die Ich-Erzählerin geboren, irgendwo in der westdeutschen Provinz, als »Mischling aus meiner Mutter und meinem Vater«, wie es heißt. Doch die intakte Kernfamilie währt nicht lange: Der türkische Vater (so übergewichtig, dass man »fast nichts mit ihm machen kann, was mit Schwerkraft zu tun hat«) stirbt. Alleingelassen ergeben Tochter und Mutter eine toxische Mischung. Der Roman erzählt, wie ein Mädchen hinausfindet aus einer beschädigten Familienaufstellung hinein in eine düster-funkelnde BRD. Er erzählt von einem Großvater mit Loch im Hals, von Sommern in Istanbul, die nach zu heißen Elektrogeräten riechen und nach Anis; von Dingen und Menschen, die auf Nimmerwiedersehen aus dem Fenster fliegen. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich immer wieder verliert und wiederfindet, auseinanderfällt und neu zusammensetzt. Bei alldem bleibt der Vater ein Wiedergänger, der deutlich macht: Auch jemand, der fehlt, kann zu viel sein. Önders Debüt ist ein wilder Roman über den Körper, über Fremdheit und Ankommen, über Identität und Differenz, der durch seine Kühnheit immer wieder verblüfft: schnell und klug und bei aller Düsterkeit irrsinnig komisch. (Kiepenheuer & Witsch)

„Önder lässt es scheppern, versteht sich aber auch auf die leisen Töne. Sie kann Sätze formulieren, die sich wie expressionistische Gedichtzeilen lesen. Und sie hat ein Gespür für literarische Komik, die nicht nur die Lesenden, sondern eben auch die leidenden Figuren brauchen.“ (taz)

„Ein furioser Text voller Drastik und Schönheit. (…) Mit Sätzen, die wie wummernde Bassläufe direkt in die Magengrube fahren. “ (SWR2)

„Ein schwerwiegendes und schwereloses Debüt.“ (Die Welt)

Digitales Textbuch