Thomas Perle

ein jedermann - domnul iedemann
frei nach Hugo von Hofmannsthals
„Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“
(domnul iedeman)
Auftragsarbeit für die Deutsche Abteilung am Nationaltheater Radu Stanca Sibiu/Hermannstadt
4 D, 6 H
UA: 20.1.2022 · Nationaltheater Radu Stanca Sibiu/Hermannstadt · Regie: Dávid Paška
In Ocna Sibiului, dem rumänischen Salzburg, hat Jedermann sich eingekauft und träumt mit seiner Frau und den zwei Kindern von einem Skigebiet ganz wie in Österreich. Hier richten sie Galas und Feste für ihre Tischgesellschaften aus. Frau Jedermann gibt die großzügige Charity-Lady, ohne Gespür für die wahren Bedürfnisse der Menschen. Die Ehe der beiden hat hauptsächlich repräsentativen Zweck. Heimlich lebt Jedermann eine verbotene, durch Gesellschaft und Kirche mit Scham behaftete homosexuelle Beziehung zu Buhl. Doch in den Wäldern um sie herum verschwinden Förster. Ihre toten Körper werden nach Tagen brutal zugerichtet gefunden. Als auch Buhl verschwindet und halb tot, halb lebendig zu Jedermann gebracht wird, zeigt dieser seinen wahren Charakter.

„Was vom Mittelalterstück geblieben ist, sind die zwei Trobairitzen, die die Handlung rahmen und durchs Stück geistern,“ beschreibt Thomas Perle selbst seine explizit als Neuschreibung definierte Fassung des Jedermann. Die Form ist auf kurze, prägnante Verse verkürzt. Das Stück lässt er im siebenbürgischen Salzburg spielen, inspiriert von der alljährliche Spielstätte des Originals. An den rumänischen Kontext angepasst, greift er Thematiken auf, die ihm wichtig sind, wie die Sichtbarkeit gleichgeschlechtlicher Liebe auf Bühnen im Balkan. Der Tod taucht bei Perle nicht figürlich auf. Die Thematiken um Tod und Sterben werden anhand der in Rumänien ermordeten Waldarbeiter durch die Holzmafia aufgegriffen. Thomas Perle liest Jedermanns Verhalten als puren Egoismus und Rücksichtslosigkeit. Und so ist es nicht Jedermann, der am Ende den Tod erfährt.