© Michael Utz

Andres Müry

Andres Müry, geb. 1948 in Basel/Schweiz, arbeitete als Schauspieldramaturg an verschiedenen deutschen Bühnen, ehe er sich 1983 als freier Autor, Theaterkritiker, Übersetzer und Lektor in Frankfurt a. M. niederließ. Texte u.a. für TransAtlantik, F.A.Z.- Magazin, Theater heute, Die Zeit, Der Tagesspiegel, Focus. Das Fischer Taschenbuch Minetti ißt Eisbein. Lob der Hinterbühne(1992) war seine erste Buchveröffentlichung; nach dem Umzug nach Österreich folgten (Auswahl): Jedermann darf nicht sterben. Geschichte eines Salzburger Kults (2001/aktual. Neuausgabe 2014), Zwei Paare ohne Sex im Waldviertel. Stories (2016), Wirziana. Das andere Leben des Peter Wirz (2020). Theaterstücke: Tod eines Kellners (mit Jürg Laederach, 1986), Körper Brennen (mit Jürg Laederach, 1987), They shoot horses, don't they? (nach Horace
McCoy, 1988); Stückübersetzungen aus dem Französischen (u.a. Michel Deutsch, Chantal Akerman). Seit 2022 lebt Müry wieder in
Basel.

Andres Müry, geb. 1948 in Basel/Schweiz, arbeitete als Schauspieldramaturg an verschiedenen deutschen Bühnen, ehe er sich 1983 als freier Autor, Theaterkritiker, Übersetzer und Lektor in Frankfurt a. M. niederließ. Texte u.a. für TransAtlantik, F.A.Z.- Magazin, Theater heute, Die Zeit, Der Tagesspiegel, Focus. Das Fischer Taschenbuch Minetti ißt Eisbein. Lob der Hinterbühne(1992) war seine erste Buchveröffentlichung; nach dem Umzug nach Österreich folgten (Auswahl): Jedermann darf nicht sterben. Geschichte eines Salzburger Kults (2001/aktual. Neuausgabe 2014), Zwei Paare ohne Sex im Waldviertel. Stories (2016), Wirziana. Das andere Leben des Peter Wirz (2020). Theaterstücke: Tod eines Kellners (mit Jürg Laederach, 1986), Körper Brennen (mit Jürg Laederach, 1987), They shoot horses, don't they? (nach Horace
McCoy, 1988); Stückübersetzungen aus dem Französischen (u.a. Michel Deutsch, Chantal Akerman). Seit 2022 lebt Müry wieder in
Basel.

DSE Frei
Theater
Michel Deutsch

Der Souffleur von Hamlet

Deutsch von Andres Müry
2 D, 4 H, 1 Dek

Vor einer Hamlet-Probe belehrt der Theaterdirektor, zugleich Regisseur des Stückes, seinen Souffleur über die Kunst des Soufflierens, da dieser offenbar sein Handwerk nicht versteht. Ungeduldig verweist er ihn dann an seinen Platz.
Der Polonius-Darsteller tritt auf die Bühne und die Probe beginnt. Doch da sitzt der Souffleur nicht mehr in seinem Kasten. Und nun verwirren sich die Dinge mehr und mehr:
Eine Putzfrau des Hauses überreicht dem entnervten Direktor eine Gesundheitsbescheinigung des Souffleurs, ausgestellt von dem Taxifahrer, der ihn nach Hause brachte. Zudem lässt der Souffleur ausrichten, "dass er zur Vorbereitung auf Hamlet erst Finnegans Wake zu soufflieren übt".
Die Situation wird immer absurder. Die Darstellerin der Ophelia trifft mit drei Stunden Verspätung ein. Begleitet wird sie von ihrem Onkel, einem Businessman aus dem Spielermilieu in Las Vegas, der dem verblüfften Theaterdirektor ein Telegramm des Souffleurs überreicht. "--- Weigere mich in den Kasten zurückzukehren - stop ... Das Theater braucht keinen Souffleur mehr. Also adieu. Die Zeit ist abgelaufen. Der Atem gehört Ihnen. Ich bin die Höhe."
Die Verwirrung ist komplett und das Stück endet im Chaos. Während die Mitglieder des Ensembles auf der Bühne die Kontrolle über sich verlieren, deklamiert hoch oben auf dem Schnürboden der Souffleur eine freie Übersetzung von Finnegans Wake.

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