Christopher Fry

Christopher Fry (1907-2005) wurde von seiner Mutter in seinem frühen Interesse für Theater und Musik gefördert, und wenn man einmal von seinem Auftritt in einer Varieté-Vorstellung für Jungtalente als Sechsjähriger absieht, war das erste sichtbare Ergebnis dieser Förderung, dass er mit siebzehn Jahren einen Einakter schrieb. Mit siebenundzwanzig ging er als Schauspieler und Regisseur, Dramatiker und gelegentlich sogar Komponist fest an ein Theater und hatte dort erste Erfolge. Der große Durchbruch, in dessen Folge er wegen seines sprühenden Geistes als "Shakespeare des 20. Jahrhunderts" gepriesen wurde, kam für Fry nach dem Krieg, zunächst mit Legendenspielen, später mit Komödien und einer Tragödie. Darüber hinaus verfasste er Übersetzungen und Drehbücher (u.a. für das Monumentalwerk Ben Hur).

Christopher Fry (1907-2005) wurde von seiner Mutter in seinem frühen Interesse für Theater und Musik gefördert, und wenn man einmal von seinem Auftritt in einer Varieté-Vorstellung für Jungtalente als Sechsjähriger absieht, war das erste sichtbare Ergebnis dieser Förderung, dass er mit siebzehn Jahren einen Einakter schrieb. Mit siebenundzwanzig ging er als Schauspieler und Regisseur, Dramatiker und gelegentlich sogar Komponist fest an ein Theater und hatte dort erste Erfolge. Der große Durchbruch, in dessen Folge er wegen seines sprühenden Geistes als "Shakespeare des 20. Jahrhunderts" gepriesen wurde, kam für Fry nach dem Krieg, zunächst mit Legendenspielen, später mit Komödien und einer Tragödie. Darüber hinaus verfasste er Übersetzungen und Drehbücher (u.a. für das Monumentalwerk Ben Hur).

Theater
Christopher Fry

Der Erstgeborene

Deutsch von Hans Feist
3 D, 8 H, 2 Dek

Im Sommer des Jahres 1200 v.Chr. kehrt Moses nach Ägypten zurück, in das Land, in dem er erzogen wurde und das er verließ, als ihm seine jüdische Herkunft bewusst wurde.
Seine Geschwister Miriam und Aaron drängen ihn, die Zuneigung des Pharaonensohnes Ramases zu nutzen, um dem Pharao, der die Juden grausam unterdrückt, Widerstand leisten zu können. Moses lehnt ab. Unmissverständlich gibt er dem Pharao zu verstehen, wer für das an den Juden begangene Unrecht die Verantwortung trägt. Er hat die Absicht mit seinem Volk eine Zeitlang in der Wüste zu leben, "wo sie ihren Gott finden sollen und endlich zu lebendigen Menschen werden". Im Gegensatz zu ihm kennt der Pharao keine Skrupel und ernennt Miriams Sohn zum Offizier der ägyptischen Armee in der Hoffnung, durch diese Vergünstigungen den Aufstand einzudämmen und Moses unter Druck zu setzen, dessen militärisches Talent er dringend benötigt. Miriams Sohn Shendi findet sich zunächst in seiner neuen Rolle als Offizier erstaunlich gut zurecht; um dem Pharao seine Loyalität zu beweisen, behandelt er seine Landsleute mit unvorstellbarer Grausamkeit und weist Moses die Schuld an den Aufständen der Arbeiter zu. Moses hat in der Tat schwere Schuld auf sich geladen, denn das Strafgericht Gottes, dem in der Nacht des Auszugs alle Erstgeborenen Ägyptens zum Opfer fallen, kostet auch Ramases, der dem Vater den Gehorsam verweigert, das Leben. Auch für Shendi kommt jede Hilfe zu spät. Moses bleibt die Erkenntnis, dass jeder dem Leben einen eigenen Sinn geben muss, "bis wir einander wiederfinden in dem Sinn der Welt".

Theater
Christopher Fry

Die Dame ist nicht fürs Feuer

Deutsch von Robert Schnorr, Hans Feist
3 D, 8 H, 1 Dek

Thomas, ein entlassener Soldat, stellt an die Behörde eines englischen Städtchens die ungewöhnliche Forderung, gehenkt zu werden, denn dieser Söldner und Zeuge einer Hexenjagd in der Heimat, will mit dem Leben und den Menschen nichts mehr zu tun haben. Doch der Galgen, meint der Bürgermeister, sei schließlich keine Wohlfahrtseinrichtung, und so gesteht Thomas, der Formulare halber einen Mord, den er nicht begangen hat. Schneller ist die Behörde bei der Hand, wenn es gilt, eine von einer hysterischen Meute verfolgten Hexe zu verbrennen: die Alchemistentochter Jennet, die mit allen Fasern am Leben hängt. Der todessüchtige Thomas versucht vergeblich, durch seinen Tod die dem Leben verbundene Jennet zu retten. Der Konflikt der vordergründigen Handlung wird plötzlich aufgelöst: der Lumpensammler, den Thomas angeblich ermordet und den Jennet angeblich in einen Hund verhext hat, taucht betrunken auf und nimmt dem Gericht das Beweismaterial für zwei Todesurteile. Das Todesurteil aber, das Thomas über sich selbst verhängt hat, kann durch keine Behörde, kann nur durch Jennet aufgehoben werden. Der Tod wird dem Leben geopfert, die Liebe führt in das Leben zurück - eine Liebe freilich, der Thomas sich nicht ohne Skepsis ergibt: "Ich liebe dich, aber die Welt ist nicht verändert. Vielleicht kann ich dich eine Weile vor meinen Augen halten, aber die Welt widert mich doch."

Theater
Christopher Fry

Thor mit Engeln

Deutsch von Robert Schnorr
3 D, 9 H, 1 Dek

Kent, 596 nach Christi Geburt: Die Wotan-gläubigen Jüten halten das Land besetzt. Cymen, Oberhaupt einer jütischen Familie, kehrt mit seinen Söhnen geschlagen aus einer Schlacht gegen die aufständischen Briten zurück. Er selbst verkehrte den sicheren Sieg ins Gegenteil. Eine Vision aus Licht und Liebe ließ ihn den Briten Hoel retten. Von ihm erhofft sich Cymen Klärung darüber, welcher Gott oder welcher Teufel ihm die Vision schickte. Aber allein seine Tochter Martina ist bereit, den Gefangenen Hoel zu bewirten. Durch sie kommt auch der ewig lebende Merlin auf das Gut und macht die Vorhersage, dass auch die Jüten einmal Christen sein werden. Cymens Söhne dagegen fordern den Tod Hoels als Opfer für die rasenden Götter. Die Wölfe, die in ihre Herde einfallen, verstehen sie als von Wotan geschickte Plage. In Abwesenheit des Vaters töten sie den Briten. Cymen, der zu einem Empfang des Abgesandten aus Rom geladen war, kommt mit der Botschaft zurück, dass sie in Zukunft nicht mehr in der ständigen Angst vor dem Zorn der Götter leben müssen: Der neue, einige Gott ist ein Gott des Friedens.

In Frys Schauspiel über die Christianisierung in England ringen die Menschen angstvoll um die richtige Religion. Ausgehend von dieser historischen Folie geht es Fry aber noch um weit mehr: nämlich um die immer gültige Schuldfrage. Geht die Schuld der Väter auf die Söhne über? Kann Schuld getilgt werden? Bei aller Tragik vergisst Fry aber auch das Leichte nicht: An das Volkstheater und an Shakespeare erinnernd, führt er mit dem Diener Colgrin eine humoristische Ebene ein. Mit viel Wortwitz und gelassener Chuzpe reagiert er auf die überreizten Gedanken und Handlungen der Herrschaft.

Aufführungsarchiv

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