Marianne Wentzel

Theater
Eugene O'Neill

Der Quell

Deutsch von Marianne Wentzel
3 D, 20 H, St, 8 Dek

1493 brach Kolumbus zu einer zweiten Fahrt auf, um China, das Land voller goldener Städte, zu entdecken. Sie führte nach Puerto Rico. Mit an Bord war vermutlich Juan Ponce de Léon. Seine Suche nach einem sagenumwobenen Jungbrunnen stellt O'Neill ins Zentrum seines Schauspiels um Macht, Fanatismus und unerfüllte Sehnsüchte.
Ausgangspunkt ist die Unterwerfung der Mauren durch die Christen. Die Arroganz der Sieger geht einher mit dem maßlosen Anspruch, die ganze Welt missionieren zu wollen. Kolumbus und die seinen wähnen sich als letzte Kreuzritter des Abendlandes. Der Klerus spielt die Doppelrolle aus Heilsbringer und goldsüchtiger Eroberer. Juan, Frauenheld und voller Mitleid für seine Geliebte, die zusehends altert, bildet die Ausnahme. Mehr als die anderen ist er von Idealismus geleitet.
20 Jahre später zeigt er sich auf Puerto Rico als Statthalter, der gegen die Indianer Milde walten lässt - sehr zum Missfallen des Klerus. Juan spürt das Alter kommen, will aber immer noch China entdecken, erst recht, als Häuptling Nano ihm die Legende vom "Quell des Lebens" bestätigt. Als Botin aus der Vergangenheit überbringt ihm Beatriz, die Tochter und das Abbild seiner ehemaligen Geliebten, schließlich das Patent zur Reise. Elektrisiert von der Idee, sich mittels des "Quells des Lebens" wieder verjüngen und ihr Herz erobern zu können, bricht er mit Nano an Bord auf. Seine Gralssuche führt zur blutigen Unterwerfung der Indianer Floridas. Ihn selbst führt sie an die vermeintliche Quelle - und zu mystischen Visionen. In der Realität findet die Verjüngung seiner selbst ihren eigenen Weg...

Theater
Eugene O'Neill

Tage ohne Ende

Deutsch von Marianne Wentzel
4 D, 5 H, 5 Dek

"Es ist ein steiniger Weg voller Windungen und Sackgassen - dieses Davonlaufen vor der Wahrheit, um sie zu finden."
John Loving will die Wahrheit nicht nur finden, er will die Wahrheit über sich auch seiner Frau Elsa anvertrauen. Um das Schreckliche, das in der Wahrheit liegt, überhaupt ausdrücken zu können, entwirft er einen Roman. Nur das Ende ist noch offen. Um dieses Ende ringt er mit seinem zweiten Ich: John Loving ist gespalten in John, der an die Liebe glaubt, und in Loving, der verbittert den Untergang will.
Der Roman, den er Elsa und seinem Onkel, einem Pater, erzählt, ist die verklausulierte Lebensbeichte Johns: Sein Held wuchs im Glauben an den Gott der Liebe auf, verlor früh seine Eltern und damit seinen Glauben und wandte sich auf der Suche nach Sinn neuen Göttern zu: Er wurde Atheist, Nihilist, Sozialist, Marxist, schließlich Buddhist und Mechanist, bis er dank einer Frau wieder glauben konnte: an die Liebe. Sie wurden das ideale Ehepaar, von allen beneidet. Aber mit diesem Happy End kann John respektive der zynische Loving den Roman nicht enden lassen. John erzählt, wie das Grauen, die Angst wieder bestimmender Teil seines Helden wurde. Elsa findet in dem Roman genau das wieder, was ihre Freundin Lucy gerade erst berichtete: die Geschichte eines Ehebruchs - begangen von John. Sie kann ihm nicht verzeihen. Als John, von Loving getrieben, die Frau seines Romanhelden sterben lässt, um eine Läuterung für ihn herbeiführen zu können, beginnt ein verzweifelter Kampf gegen die Fiktion und um Glauben und Liebe.

In bewährter Manier verbindet O'Neill Psychologie, Kapitalismuskritik und Sinnsuche zu einem fesselnden Enthüllungsdrama - Apotheose inbegriffen.

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