Virginia Woolf

Virginia Woolf - "Tochter eines gebildeten Mannes", wie sie sich selbst oft nannte - wurde 1882 geboren. Sie wuchs zusammen mit ihren Geschwistern in einem literarisch und künstlerisch interessierten Milieu auf. Doch die Möglichkeit, wie ihre Brüder in Cambridge zu studieren und dort viele Freiheiten zu genießen, war ihr verwehrt. So beschloss sie schon als Sechzehnjährige, "alles, was man lernen kann, zu lernen und ein Buch zu schreiben". Heute gilt Virginia Woolf als eine der Klassikerinnen der Frauenbewegung: In Texten wie Ein Zimmer für sich allein rief sie ihre Geschlechtsgenossinnen auf, eine menschlichere Gesellschaft mitaufzubauen, eine Gesellschaft, die nicht von Konkurrenzdenken und Karrieresucht dominiert ist. Einen lebenslangen Kampf führte sie auch gegen die eigene psychische Gefährdung. Die Angst, für immer hilfsbedürftig, abhängig zu werden, führte sie schließlich zu einem bitteren Entschluss: 1942 nahm sie sich das Leben.

Virginia Woolf - "Tochter eines gebildeten Mannes", wie sie sich selbst oft nannte - wurde 1882 geboren. Sie wuchs zusammen mit ihren Geschwistern in einem literarisch und künstlerisch interessierten Milieu auf. Doch die Möglichkeit, wie ihre Brüder in Cambridge zu studieren und dort viele Freiheiten zu genießen, war ihr verwehrt. So beschloss sie schon als Sechzehnjährige, "alles, was man lernen kann, zu lernen und ein Buch zu schreiben". Heute gilt Virginia Woolf als eine der Klassikerinnen der Frauenbewegung: In Texten wie Ein Zimmer für sich allein rief sie ihre Geschlechtsgenossinnen auf, eine menschlichere Gesellschaft mitaufzubauen, eine Gesellschaft, die nicht von Konkurrenzdenken und Karrieresucht dominiert ist. Einen lebenslangen Kampf führte sie auch gegen die eigene psychische Gefährdung. Die Angst, für immer hilfsbedürftig, abhängig zu werden, führte sie schließlich zu einem bitteren Entschluss: 1942 nahm sie sich das Leben.

Theater
Virginia Woolf

Ein Zimmer für sich allein

Deutsch von Karin Kersten
1 D, 1 Dek

Tatsächlich, wenn die Existenz der Frau sich auf die von Männern geschriebene Dichtung beschränkte, dann hätte man sie sich als ein Wesen von ungeheurer Bedeutung vorzustellen. Von ganz unterschiedlicher Wesensart, heroisch und niederträchtig, großartig und gemein, unendlich schön und extrem hässlich, so groß wie der Mann, mögen manche meinen, ja größer noch. Doch dies ist die Frau in der Dichtung. In Wahrheit wurde sie, wie Professor Trevelyan hervorhebt, eingesperrt, geschlagen und durchs Zimmer gestoßen.
So zeichnet sich denn ein sehr eigenartiges Mischwesen ab. In der Phantasie ist sie von höchster Bedeutung. Praktisch jedoch völlig unbedeutend. Die Poesie ist von der ersten bis zur letzten Zeile von ihr durchdrungen. Nicht, dass sie in der Geschichte nicht vorkäme - in der Literatur beherrscht sie das Leben von Königen und Eroberern. In der Wahrheit aber war sie die Sklavin eines jeden Knaben, dessen Eltern ihr gewaltsam einen Ring auf den Finger steckten. Einige der inspiriertesten Worte, der tiefsten Gedanken stammen von ihren Lippen. In wirklichen Leben jedoch konnte sie kaum lesen, kaum buchstabieren und war der ausschließliche Besitz ihres Gatten. Es ist wahrlich ein seltsames Ungeheuer, das man sich vorzustellen hat, wenn man erst die Historiker und danach die Dichter liest. Ein Wurm mit Adlerschwingen. Der Geist der Schönheit, wie er in der Küche steht und Rindertalg hackt. (Virginia Woolf)

Theater
Virginia Woolf

Orlando

Deutsch von Brigitte Walitzek
1 D

Gesellschaften, wie Virginia Woolf in Orlando sagt, sind eine "Fata Morgana". Sie sind Instanzen des Imaginären. Sie sind die Börse, auf der die Bilder und die Etiketten gehandelt werden: der Marktplatz, auf dem sie als Tauschwerte zirkulieren. ...
1928 veröffentlichte Virginia Woolf ihren Roman Orlando, nimmt noch einmal das Motiv der in Bewegung versetzten Frau auf. Orlando, der Roman, ist die Fortsetzung eines Tagtraums. Eine Eintragung vom 14.3.1927 lautet: "Zwei Frauen, arm, einsam, auf dem Dach eines Hauses. Von da oben aus kann man alles sehen, die Tower-Bridge, Wolken, Flugzeuge. Alles scheint sich in einem vollkommenen Durcheinander zu befinden. Man könnte das nur in allergrößter Eile beschreiben, etwa so, wie ich Briefe beantworte. Keinen Versuch machen wollen, einzelne Charaktere zu erkennen. Sapphismus nur andeuten. Der Schwerpunkt die Satire - Satire und Wildheit. Die Damen sollen sich Konstantinopel herbeizaubern. Träume von goldenen Kirchen." Der Roman steht in diesem Fluidum des Tagtraums. Zigeunerisch und exotisch sind die Schauplätze, ist die Hauptfigur des Buches; Vita Sackville-West. ...
Vita Sackville-West, die Heldin von Orlando, erforscht die farbige, chaotische Welt eines weiblichen Nomaden: die an kein Geschlecht, an kein Jahrhundert oder Kostüm gebundene Frau. Orlando gestaltet Bilder der Macht, die mehrdeutigen Gesichter einer souverän gewordenen Weiblichkeit. ... Orlando ist die Parodie einer Biographie.
(Gisela von Wysocki)

Aufführungsarchiv

Digitales Textbuch