Theater

Virginia Woolf

Orlando

Fassung von Darryl Pinckney
(Orlando)

Gesellschaften, wie Virginia Woolf in Orlando sagt, sind eine "Fata Morgana". Sie sind Instanzen des Imaginären. Sie sind die Börse, auf der die Bilder und die Etiketten gehandelt werden: der Marktplatz, auf dem sie als Tauschwerte zirkulieren. ...
1928 veröffentlichte Virginia Woolf ihren Roman Orlando, nimmt noch einmal das Motiv der in Bewegung versetzten Frau auf. Orlando, der Roman, ist die Fortsetzung eines Tagtraums. Eine Eintragung vom 14.3.1927 lautet: "Zwei Frauen, arm, einsam, auf dem Dach eines Hauses. Von da oben aus kann man alles sehen, die Tower-Bridge, Wolken, Flugzeuge. Alles scheint sich in einem vollkommenen Durcheinander zu befinden. Man könnte das nur in allergrößter Eile beschreiben, etwa so, wie ich Briefe beantworte. Keinen Versuch machen wollen, einzelne Charaktere zu erkennen. Sapphismus nur andeuten. Der Schwerpunkt die Satire - Satire und Wildheit. Die Damen sollen sich Konstantinopel herbeizaubern. Träume von goldenen Kirchen." Der Roman steht in diesem Fluidum des Tagtraums. Zigeunerisch und exotisch sind die Schauplätze, ist die Hauptfigur des Buches; Vita Sackville-West. ...
Vita Sackville-West, die Heldin von Orlando, erforscht die farbige, chaotische Welt eines weiblichen Nomaden: die an kein Geschlecht, an kein Jahrhundert oder Kostüm gebundene Frau. Orlando gestaltet Bilder der Macht, die mehrdeutigen Gesichter einer souverän gewordenen Weiblichkeit. ... Orlando ist die Parodie einer Biographie.
(Gisela von Wysocki)

Deutsch von Brigitte Walitzek

Für die Bühne bearbeitet von Darryl Pinckney, Robert Wilson

1 D

UA: 21.11.1989 · Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin · Regie: Robert Wilson

Aufführungsarchiv

07
Oktober 2006
Virginia Woolf

Orlando

Theater
Regie Stefan Schimmel
Theater Societaetstheater gGMBH, Dresden
26
März 2010
Virginia Woolf

Orlando

Theater
Regie Carola Bühn
25
Februar 2011
Virginia Woolf

Orlando

Theater
Regie Ina-Kathrin Korff
Theater Schlosstheater Celle, Celle
24
März 2011
Virginia Woolf

Orlando

Theater
Regie Carola Bühn
Theater Schauspielhaus Bochum, Bochum
02
Oktober 2011
Virginia Woolf

Orlando

Theater
Regie Bastian Kraft
Theater Thalia Theater GmbH, Hamburg
16
Oktober 2011
Virginia Woolf

Orlando

Theater
Regie Pia Donkel
Theater Theater Konstanz, Konstanz
19
September 2015
Virginia Woolf

Orlando

Theater
Regie Udo van Ooyen
Theater Kellertheater Winterthur, Winterthur
11
März 2016
Virginia Woolf

Orlando

Theater
Theater , Berlin

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Theater
Virginia Woolf

Ein Zimmer für sich allein

Deutsch von Karin Kersten
1 D, 1 Dek

Tatsächlich, wenn die Existenz der Frau sich auf die von Männern geschriebene Dichtung beschränkte, dann hätte man sie sich als ein Wesen von ungeheurer Bedeutung vorzustellen. Von ganz unterschiedlicher Wesensart, heroisch und niederträchtig, großartig und gemein, unendlich schön und extrem hässlich, so groß wie der Mann, mögen manche meinen, ja größer noch. Doch dies ist die Frau in der Dichtung. In Wahrheit wurde sie, wie Professor Trevelyan hervorhebt, eingesperrt, geschlagen und durchs Zimmer gestoßen.
So zeichnet sich denn ein sehr eigenartiges Mischwesen ab. In der Phantasie ist sie von höchster Bedeutung. Praktisch jedoch völlig unbedeutend. Die Poesie ist von der ersten bis zur letzten Zeile von ihr durchdrungen. Nicht, dass sie in der Geschichte nicht vorkäme - in der Literatur beherrscht sie das Leben von Königen und Eroberern. In der Wahrheit aber war sie die Sklavin eines jeden Knaben, dessen Eltern ihr gewaltsam einen Ring auf den Finger steckten. Einige der inspiriertesten Worte, der tiefsten Gedanken stammen von ihren Lippen. In wirklichen Leben jedoch konnte sie kaum lesen, kaum buchstabieren und war der ausschließliche Besitz ihres Gatten. Es ist wahrlich ein seltsames Ungeheuer, das man sich vorzustellen hat, wenn man erst die Historiker und danach die Dichter liest. Ein Wurm mit Adlerschwingen. Der Geist der Schönheit, wie er in der Küche steht und Rindertalg hackt. (Virginia Woolf)

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