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Albert Ostermaier

DRAMA @ HOME Mikrodramen: interpunktion – EIN GEDICHT ALS MINIDRAMA

Im Frühsommer 2020, dem ersten Jahr der Coronakrise, wurde pro Tag ein Mikrodrama von uns veröffentlicht. Alle konnten mitmachen. Wir haben uns sehr gefreut über alle, die an diesem Experiment teilgenommen haben. #dasdramaverbindet #dasdramalebt #dankanalle

interpunktion – EIN GEDICHT ALS MINIDRAMA

PERSONEN

1, vielleicht die Mutter
2, vielleicht der Vater
3, vielleicht der 17. jährige Sohn
4, vielleicht die 15 jährige Tochter
5, vielleicht die siebenjährige Tochter
Aber: alle Personen sind variierbar.


DAS GEDICHT

interpunktion

was spricht dich
gesund ein wort
steckt das andere an
bis es in klammern
steht der doppelpunkt
isoliert ich lebe
in anführungszeichen
das komma wartet
alleine was kommt
das du oder die
quarantäne drei
punkte am ende
jedes satzes nach vorn


DIE SPIELANLEITUNG

2
was

1
was spricht dich

2
gesund

3
ein wort
3 flüstert ein Wort zu 4

4
steckt das andere an
4 flüstert das wort weiter zu 5

1
bis es in klammern
1 umarmt 5

5
steht

3
der doppelpunkt
streckt die hand aus

2
geht in eine ecke, separiert sich von den anderen
isoliert

3
ich

12345
lebe

1
in anführungszeichen
jeweils zwei der gruppen machen anführungszeichen und nehmen einen in die
mitte. es wird durchgewechselt. wer in der mitte steht erzählt, was er als erste
machen möchte, wenn die krise vorbei ist.

5
auf einem bein
das komma

4
setzt sich auf den boden
wartet

2
noch immer in der ecke
allein

3
was kommt

1
das du
jeder bilden reihum einen satz mit : du bist

2
oder die quarantäne
1 holt 2 aus der ecke, führt ihn an der hand zurück in die gruppe

3
drei punkte
3, 2 und 1 spielen drei punkte auf dem boden und runden ihre rücken.

4
am ende jedes satzes

5
nach vorn
sie spielen bockspringen, 5 beginnt und springt über 3, 2, 1, dann 4 und so
reihum bis alle zusammen einmal durch das zimmer sind

12345
nach vorn

 

© Rechte liegen bei dem Autor

Pro Tag wird ein Mikrodrama veröffentlicht. Auf unserer Website befinden sich die vollständigen Stücke zur Ansicht. Einen kleinen Vorgeschmack bieten die "Teaser" auf Instagram und Twitter. Gerne senden wir aber auch pdf-Dateien zu; einfach [email protected] anschreiben. Wir freuen uns über alle Filme, Bilder, Dokumentationen dieses dramatischen Experiments, die mit uns geteilt werden. #dasdramaverbindet #dasdramalebt #dankanalle

© Kunstverlust eV

Albert Ostermaier

Albert Ostermaier ist 1967 in München geboren, wo er heute als freier Schriftsteller lebt. Er ist einer der meistgespielten deutschen Dramatiker der Gegenwart. Seine Stücke wurden u.a. von Karin Beier, Andrea Breth, Kay Voges und Nuran David
Calis uraufgeführt. Er schrieb für Komponisten wie Peter Eötvös und arbeitet mit DJ Hell. 2024 war Stahltier. Ein Exorzismus am Renaissance Theater Berlin in einer Koproduktion mit dem Théâtre National du Luxembourg zu sehen.
Im Februar 2026 wird sein Stück Munich Machine, das im Auftrag des Münchner Residenztheaters entstand, in der Regie von Ersan Mondtag uraufgeführt werden

Viele seiner Gedichte und Theaterstücke sind in mehrere Sprachen übersetzt und gelangten zur internationalen Aufführung u.a. in Los Angeles, New York, Athen, Santiago de Chile, Kiew, Rom und Teheran.
Neben seinen zahlreichen Lyrik-Bänden und Theaterstücken schrieb er 2008 seinen ersten Roman Zephyr.
Zur EURO 2024 veröffentlichte er im Korrekturverlag einen neuen Band mit Fußballtexten, Rote Asche. Im August 2025 erscheint sein neuer Roman Die Liebe geht weiter bei Matthes & Seitz Berlin.

Albert Ostermaier ist zudem Torwart der deutschen Autorennationalmannschaft und Kurator bei der DFB-Kulturstiftung. Er war „writer in residence“ in New York und Gastprofessor an verschiedenen Universitäten, wie Berlin und Venedig. Albert Ostermaier hat angesehene Literaturfestivals wie Lyrik am Lech, abc – Augsburg Brecht Connected, das Romantikfestival read* und das Jean-Paul-Festival in München kreiert und ins Leben gerufen.
Er kuratierte 2015 das forum:autoren beim Literaturfest München, 2023 zusammen mit dem Residenztheater München das Festival Welt/Bühne und bis 2023 das Thomas Bernhard Festival “Verstörungen“ in Österreich.
Von Mai bis Juli 2024 kuratierte er das Leuchtturmprojekt „Stadion der Träume“ für die Fußball-EM 2024.

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