Theater

Arthur Miller

Alle meine Söhne

(All my Sons)

Nach jahrzehntelanger Mühe hat sich Josef Keller zum Fabrikbesitzer mit gesellschaftlichem Rang und Namen hochgearbeitet. Um sich selbst, seiner Frau und den beiden Söhnen Larry und Chris ein Leben in Wohlstand bieten zu können, hatte er sogar während des Krieges funktionsunfähige Zylinderköpfe an die Luftwaffe geliefert. Seine Schuld an dem Tod von 21 jungen Soldaten konnte er auf seinen Geschäftspartner Steve Deever abwählten, der an seiner Stelle verurteilt wurde und seither im Gefängnis sitzt. Jetzt holt die Vergangenheit Keller wieder ein: Sein Sohn Larry, der bei einem militärischen Einsatz umkam, gilt als Kriegsheld und ermöglicht Keller die Pose des leidgeprüften patriotischen Vaters. In einem letzten Brief an seine Verlobte Ann, der Tochter von Deever, hatte Larry jedoch bekannt, von den Verbrechen seines Vaters erfahren zu haben. Aus Scham darüber war er freiwillig in den Tod geflogen. Als Ann und ihr Bruder George den Fabrikanten mit ihrem Wissen konfrontieren, versucht er sich zunächst herauszureden. Durch die Verzweiflung seines Sohnes Chris aufgerüttelt, erkennt er aber schließlich seine Schuld und richtet sich selbst.

Deutsch von Berthold Viertel, Bernd Schmidt

4 D, 5 H, 1 Junge

UA: 29.01.1947 · Coronet Theatre, New York · Regie: Elia Kazan

DSE: · Stadttheater Bern · Regie: 21.01.1948

Aufführungsarchiv

16
Dezember 2010
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Roger Vontobel
Theater Deutsches Theater, Berlin
08
Januar 2011
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Martin Ratzinger
Theater Staatstheater Darmstadt, Darmstadt
07
April 2012
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Harald Fuhrmann
Theater Staatstheater Cottbus, Cottbus
28
September 2014
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Peter Hailer
21
März 2015
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Martin Nimz
Theater Staatstheater Braunschweig, Braunschweig
22
Mai 2015
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Sandra Strunz
27
Januar 2017
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Michael Helle
Theater Theater Aachen, Aachen
20
Mai 2017
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Anselm Weber
Theater Schauspielhaus Bochum, Bochum
08
Dezember 2017
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Anselm Weber
15
März 2019
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Tilo Esche
02
Mai 2021
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Theater Schleswig-Holsteinisches, Rendsburg
12
Mai 2021
Arthur Miller

Alle meine Söhne

Theater
Regie Niklas Ritter

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Arthur Miller

Erinnerung an zwei Montage

Deutsch von Robert Schnorr
2 D, 11 H, 1 Dek

"Manchmal packt mich die Angst; als führen wir alle auf dieser Welt in einem riesigen Raum hin und her, von Wand zu Wand und wieder zurück, und unaufhörlich, ewig! Unaufhörlich!"
Der das an einem Montag morgen in einer Lagerhalle für Autoersatzteile sagt, ist der einzige, der den monotonen Kreislauf aus "Arbeiten, Essen, Schlafen, Arbeiten" durchbrechen wird: Bert spart seinen Lohn, um studieren zu können. Er schafft den Aufbruch gerade noch rechtzeitig, bevor auch er der Gleichförmigkeit nachgeben würde.
Kenneth gelingt das nicht, im Gegenteil. Selbst seine kleinen Fluchten enden prosaisch: Als er nach Jahr und Tag mit Bert die Fenster der Lagerhalle putzt, um der Welt näher zu sein, kommt der Himmel zwar zum Vorschein, aber auch ein gegenüberliegendes Bordell. Kenneth, gerade aus Irland nach Amerika eingewandert und zu Beginn trotz allem lebensbejahend, ist einige Zeit später desillusioniert und deprimiert. Der Alkohol ist sein Betäubungsmittel. Er hat damit die Position von Tom eingenommen.
Jeden Montag morgen fürchtet die Belegschaft der Lagerhalle um jenen Tom, der auch am Tag der Inspektion durch den Chef betrunken zur Arbeit erscheint. Doch Tom gelingt der Ausweg aus der Sucht. Er arrangiert sich mit der Alltäglichkeit.
Kleine und größere Träume, unerfüllte Sehnsüchte, entfremdete Arbeit und ein Leben ohne wirkliche Chancen: Auch wer sich sein Leben lang arrangiert und darüber das Wesentliche, zum Beispiel die Liebe, vergisst, ist nicht auf der sicheren Seite: der rauhe Gus verliert am Ende seine Frau.
Bert geht im Wissen darum, dass ihn die anderen schnell vergessen werden. Laute Abschiede passen nicht in eine Welt, in der die Wiederholung des immer Gleichen der einzige Anker ist.

Theater
Audio
Arthur Miller

Hexenjagd

Deutsch von Hannelene Limpach, Dietrich Hilsdorf
10 D, 11 H, 5 Dek

Pastor Parris entdeckt eines Nachts, wie seine Tochter Betty, seine Nichte Abigail und andere junge Mädchen zusammen mit der Sklavin Tituba im Wald zu fremdartiger Musik seltsame Tänze aufführen. Am nächsten Morgen ist seine Tochter in einem sonderbaren Zustand und nicht ansprechbar. Da gibt es in Salem nur eine Erklärung: Es muss der Teufel im Spiel sein. Als nun auch noch der Hexenspezialist Pastor Hale in der Kleinstadt erscheint, bricht ein regelrechter Hexenwahn aus. Die Mädchen, die noch nie zuvor in der Gemeinde ernst genommen wurden, bekommen jetzt, als sie anfangen, Menschen der Hexerei zu beschuldigen, ungeahnte Aufmerksamkeit. Je länger sie ihr Handeln weitertreiben, umso mehr steigern sie sich selbst in ihre scheinbaren Visionen und Erscheinungen hinein und beginnen nach und nach, fast das ganze Dorf der Hexerei zu beschuldigen. Das Perfide an den den daraufhin stattfindenden Prozessen ist, dass nur diejenigen begnadigt werden, die ihre Schuld eingestehen. Wer standhaft leugnet, wird hingerichtet. Und es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass es dem einen oder anderen Bewohner Salems ganz gelegen kommt, wenn das Land eines Hingerichteten versteigert wird, oder jemand, mit dem man immer im Streit lag, plötzlich nicht mehr da ist. Abigail allerdings hat noch einen weiteren Grund für ihr Tun. Sie will die Frau des Pflanzers Proctor zum Tode verurteilt sehen, damit sie dann mit Proctor zusammen leben kann. Proctor aber gesteht zwar, eine Affäre mit Abigail gehabt zu haben, ist jedoch eher bereit sich hängen zu lassen, als gegen die Wahrheit und sein Gewissen zu bezeugen, dass er mit dem Teufel im Bunde stehe. Und als auch Pastor Hale endlich zu begreifen beginnt, dass die Mädchen keine Heiligen sind, ist es für viele schon zu spät ...

Theater
Arthur Miller

Auferstehungsblues

Deutsch von Inge Greiffenhagen
3 D, 6 H, St, Verwandlungsdek

Arthur Millers vorletztes Stück, Resurrection Blues, ist eine satirische Allegorie, die die Frage stellt: Was würde passieren, wenn ein Messias heute in der Welt auftauchen würde? In einem nicht näher bestimmten lateinamerikanischen Land hat der Militärdiktator General Felix Barriaux einen Revolutionsführer verhaften lassen. Dem Rebell, der unter verschiedenen Namen bekannt ist, wird nachgesagt, dass er im ganzen Land Wunder gewirkt hat. Der General hat vor, den geheimnisvollen Mann kreuzigen zu lassen, und hat die exklusiven Fernsehrechte für dieses Vierundzwanzig-
Stunden-Reality TV-Event für 25 Millionen Dollar an einen amerikanischen Sender verkauft. Sein Cousin warnt ihn davor, dass diese Hinrichtung den Mann erst recht zum Mythos und somit zur Gefahr für das Regime machen könnte. Auch in der angereisten Film Crew gibt es Zweifel an dem Unterfangen. Die Regisseurin, die bisher nur Werbespots gedreht hat, schreckt davor zurück, aber andererseits winkt vielleicht Hollywood nach einem solchen Coup, und sie muss doch ihre Wohnung abbezahlen, und schwanger ist sie auch vielleicht.

„And the good news is that the work is a funny, pertinent and sharp-toothed satire aimed at the materialist maladies of modern America. …They do Miller proud in Minneapolis. But he, in turn, has
given them a sparky, pugnacious play that proves that even in his 80s, he is still capable of taking the moral temperature of the nation. It also reminds us that within the supposedly solemn, sententious
Miller there has always lurked a savage ironist.“ (The Guardian über die Uraufführung am Guthrie Theatre 2002)

Theater
Arthur Miller

Scherben

Deutsch von Inge Greiffenhagen, Bettina von Leoprechting
3 D, 3 H, 1 Dek

Schauplatz ist Brooklyn 1938. Die amerikanische Jüdin Sylvia Gellburg ist von einer geheimnisvollen Lähmung befallen, für die es keine körperliche Ursache gibt. Liegt sie, wie ihr Ehemann Philipp annimmt, in der Besessenheit seiner Frau mit den Schrecken der Berliner Kristallnacht begründet? Oder steht sie, wie ihm klargemacht wird, im Zusammenhang mit seiner eigenen zwiespältigen Haltung zum Judentum und mit der sexlosen und bitteren Ehe, die die beiden seit 20 Jahren führen? Philipp bittet den verständnisvollen Arzt Harry Hyman, die Ursache für die Lähmung zu finden. Dieser ist alles andere als der übliche Guru und Vertraute: Der kettenrauchende Arzt versteht nichts von Psychologie, ist ein pro-deutscher Idealist und Witzbold, der sich ernsthaft in seine Patientin verliebt.

"Neither Hyman nor anyone else acts as Miller's Spokesman. You are left to discern the meaning through the masterly use of metaphor and stage imagery; through the contrast between the couple, respective victims of physical and spiritual paralysis; through the manifold meanings of the title." (Independent on Sunday)

"As Arthur Miller has illustrated in his long, productive career, one person's blindness can affect another's vision. A playwright of fierce conscience, Miller has obliged salesmen, Puritans, policemen and businessmen to account for themselves morally. ... Broken Glass is a kind of spiritual detective story, a play that, in the end, ignites." (The New York Times)

"Attention must be paid. All the elements are in place for just the conflagration of personal and historical morality found in Arthur Miller at his most rewarding." (Newsday)

DSE Frei
Theater
Arthur Miller

Abgedreht

Deutsch von Inge Greiffenhagen
3 D, 5 H

Abgedreht, Arthur Millers letztes Stück, spielt in Reno, Nevada im Jahre 1960 während der Dreharbeiten zu einem Film, den die labile Schauspielerin Kitty, die die Hauptrolle spielt, durch ihre Unfähigkeit, zur Arbeit zu erscheinen, in Gefahr bringt. Budget und Zeitplan sind hoffnungslos überschritten. Wegen dieser Krise versammeln sich die verschiedenen beteiligten Personen in Kittys Hotelsuite in Reno, um zu versuchen, die Schauspielerin aus ihrer Benommenheit aufzurütteln und den Film zu retten.
Unter ihnen ist Derek, der Regisseur des Films, Paul, der verzweifelte Drehbuchautor und Ehemann der Schauspielerin, und Jerome und Flora Fassinger, die großen Einfluss auf Kitty ausüben - Jerome als Direktor der Schauspielschule, die sie besucht hat, und Flora als ihre stets präsente Ratgeberin und Betreuerin.

Die Parallelen zwischen der Situation und den Figuren des Stücks und den Ereignissen bei den Dreharbeiten des Films Nicht gesellschaftsfähig - in dem Marilyn Monroe die Hauptrolle spielte, John Houston Regie führte und Arthur Miller das Drehbuch verfasste - sind unvermeidlich. Die Fassingers sind Lee und Paula Strasberg nachempfunden, dem Leiter des berühmten Actors Studio in New York, und seiner Frau Paula, die Marilyn sehr nahestanden.

Kitty ist die Figur, um die sich alles dreht, aber Miller zeigt sie uns als stumme und geheimnisvolle Figur, wie aus der Ferne, und so fungiert sie als Spiegel, in dem sich die anderen Figuren offenbaren. Trotz der komischen Momente, die diese dramatische Situation natürlich hergibt, dreht sich der Kern des Stücks doch um die (im Fall von Monroe tod-)ernste Frage nach dem Preis, den eine knallharte, gierige Welt wie die Filmindustrie von einem kreativen, sensiblen Menschen fordert.

Theater
Arthur Miller

Nach dem Sündenfall

Deutsch von Hans Sahl
7 D, 7 H, Verwandlungsdek

"Eden hatte zwei Alternativen zur Folge: einmal die Alternative Kains - zu morden, um dann hinterher zu sagen, man habe nichts gewusst. Die andere Alternative erfüllt den Rest der Bibel und Menschheitsgeschichte mit dem Pathos eines jahrtausendealten Bemühens, die zerstörerischen Instinkte des Menschen einzudämmen, sein Bedürfnis nach Größe, Reichtum, Vollendung, Liebe zu befriedigen, ohne indessen Gesetz und Frieden in ein Chaos zu verwandeln. Die Frage, auf die das Stück hinausläuft ist demnach, wie dies herbeigeführt werden kann. Quentin betritt die Bühne in dem niederdrückenden Bewusstsein seiner eigenen und der Sinnlosigkeit dieser Welt. Er hat zwei unglückliche Ehen hinter sich, aber seine Verzweiflung ist zu ernst, zu tödlich, als dass er andere dafür verantwortlich machen könnte. Worum er sich verzweifelt bemüht, ist, sich über sein eigenes Verhalten Klarheit zu verschaffen. Er hat kürzlich eine Frau gefunden, die ihn liebt. Aber solange er noch an sich selbst zweifelt, möchte er nicht die Verantwortung für ein anderes Leben auf sich nehmen. Er ist demnach vor dieselbe furchtbare Alternative gestellt, mit der Eva Adam konfrontierte, nämlich, eine Entscheidung treffen zu müssen. Dies ist aber nur möglich, wenn man sich selbst erkannt hat, und niemand hat sich selbst erkannt, der nicht in sich den Mörder erkannt hat, die heimliche, ewige Konspiration mit den Mächten der Zerstörung. Der Apfel kann nicht mehr in den Baum der Erkenntnis zurückgesteckt werden ..." (Auszüge aus Millers Aufsatz "Ein Mann steht vor Gericht")

Theater
Arthur Miller

Im Palais des Erzbischofs

Deutsch von Gottfried Greiffenhagen, Inge Greiffenhagen
2 D, 3 H, 1 Dek

Die luxuriöse ehemalige Residenz eines Erzbischofs in Ost-Europa dient nun als Heim für den Schriftsteller Marcus, der nach einer mehrjährigen Haft im Einverständnis mit dem Regime lebt und in dessen Auftrag im Palais kompromittierende Orgien veranstaltet.
Adrian, ein amerikanischer Autor, besucht ihn, um seine Freunde Marcus und Sigmund zu sehen. Sigmund, der als berühmtester Dichter im Landes gilt, ist in Ungnade gefallen, sein Manuskript wurde konfisziert, weil er das Regime kritisiert und provoziert hat. Ihm droht Gefängnis oder Deportation. Die Auseinandersetzung der Freunde mit Sigmunds Problemen wird zum Gradmesser für ihre Freundschaft untereinander, zumal als es immer wahrscheinlicher wird, dass in der Stuckdecke des Raums Abhörgeräte verborgen sein könnten. Im Mittelpunkt der Handlung steht Maja, die als ehemalige Geliebte von Adrian, Marcus und auch Sigmund alle Fäden in der Hand hält.
Arthur Miller zeigt in seinem Stück die ohnmächtige Angst, die in einem totalitären Staat herrscht - aus der Sicht des außenstehenden Amerikaners. Er schildert auch das Unverständnis des Amerikaners angesichts der Tatsache, dass Europäer ein solches System ertragen, wenn nicht sogar akzeptieren, weil sie ihr Land lieben, dem sie verbunden bleiben müssen, wenn sie nicht wie so viele Emigranten ihre Identität und ihre ganze Existenz aufs Spiel setzen wollen.

DSE Frei
Theater
Arthur Miller

Der Mann, dem alles glückte

Deutsch von Michael Walter
2 D, 9 H, 2 Dek

"Die Angst vor dem Dahintreiben, genauer gesagt, die Angst davor, in eine Form des Faschismus hineinzutreiben, lag insgeheim Dem Mann, dem alles glückte, einem früheren Stück von mir, zugrunde. (...) In diesem Stück rang ich mit einer Frage, auf die es keine Antwort gibt - der Frage nach der Gerechtigkeit des Schicksals. (...)Der Mann, dem alles glückte sollte mich in all seinen zahlreichen Versionen Schritt für Schritt zu der Erkenntnis des Vater-Sohn- und Bruder-Bruder-Konflikts führen. David Bees war ursprünglich ein Waisenjunge, der in seiner Kleinstadt auf beinahe wunderbare Weise die Leiter des Erfolgs erklommen hatte. Sein Freund Amos war ein junger Baseballwerfer, dessen fanatischer Vater Pat ihn praktisch von Kindheit an trainiert hatte. Sein Sohn musste selbst in den langen Wintermonaten im Keller den Ball auf ein Ziel werfen. Kurz gesagt, Amos Leben sollte vor dem unberechenbaren Zufall geschützt werden. Pat gelingt es schließlich, einen Talentsucher für Detroit Tigers zu einem Spiel einzuladen. Der Talentsucher sieht, dass Amos gelähmt ist, sobald Spieler auf dem Schlagmal hinter ihm stehen. Im Keller musste er nur an das Ziel vor seinen Augen denken. Was Amos vor dem Versagen schützen sollte, bringt ihn zu Fall. Für David hat das einschneidende Folgen. Es isoliert ihn gefährlich von seinen Freunden in der Stadt. Eines Tages erkannte ich plötzlich, dass Amos und David Brüder waren und Pat ihr Vater. Nun beherrschte ein anderer quälender Konflikt die Geschichte. (...) Als Der Mann, dem alles glückte 1944 an den Broadway kam, gelang es dem Stück immerhin, alle Kritiker bis auf zwei völlig zu verwirren." (Arthur Miller in seiner Autobiographie Zeitkurven)

Theater
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Arthur Miller

Mr. Peters' Verbindungen

Deutsch von Inge Greiffenhagen, Bettina von Leoprechting
4 D, 4 H, 1 Dek

Mr. Peters ist ein kluger Mann, der in der Welt herumgekommen ist; die Orientierung nicht zu verlieren, gehörte zu seinem Job als Pilot. Jetzt ist er müde, vergesslich, alt; älter jedenfalls als alle, die er kennt.
Auf seine Frau wartet er - in einer heruntergekommenen Nachtbar, die zum Verkauf steht. Wenn er sich recht erinnert, hatte seine Frau vor, die Bar zu kaufen. Gleich muss sie kommen.
Aber Genaues weiß er nicht. Er weiß auch nicht, ob der Mann, der ihn begrüßte und in der Bar herumführte, der Makler oder nicht eigentlich sein Bruder ist. Wer diese penetrant optimistische Schwangere ist, die mit ihrem New Age-Freund in die Bar kommt? Vielleicht, wie er später meint, seine Tochter?
Nicht, dass Mr. Peters unglücklich wäre. Er hat keine Sorgen. Außer, dass die Welt sich so verändert hat, dass er sich nicht mehr darin zurechtfindet und meint, das Leben ginge an ihm vorbei.
Mr Peters' Connections ist kein anklagendes Stück, sondern eine intelligente, (selbst)ironische, oft witzige, aber nie zynische Beschreibung dessen, was in einem alten Menschen vorgeht, wenn die Höhenflüge nur noch Erinnerung sind und schließlich alle Gewissheiten schwinden - ein Zustand, in dem von Kontinuität, von einem Lebensweg nicht mehr die Rede sein kann
Eigentlich ist es ein Ein-Mann-Stück - alle anderen Gestalten sind Personen aus Mr. Peters' Vergangenheit, die für Augenblicke seine Tagträumereien kreuzen, ihn durch ihre Nähe aufschrecken und dann als Erinnerungsbilder wieder ins Vergessen zurücksinken.

Theater
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Arthur Miller

Der Tod des Handlungsreisenden

Deutsch von Katrin Janecke
4 D, 8 H, Simultandek

Über 30 Jahre lang hat der nun sechzigjährige Willy Loman für ein und dieselbe Firma als Handelsvertreter die Städte und Dörfer um New York aufgesucht. Er ist im Beruf alt geworden und spürt, dass er dem Leben eines Handlungsreisenden nicht mehr gewachsen ist. Seine Konzentrationsfähigkeit lässt nach, er fühlt sich am Steuer nicht mehr sicher. Der Juniorchef seiner Firma lehnt Lomans Bitte, ihn in einer anderen Abteilung zu beschäftigen, ab. Er rät ihm, sich erst einmal eine Weile auszuruhen, was in seiner Terminologie einer Entlassung gleichkommt. Wegen laufender Ratenzahlungen ist Loman aber auf ein bestimmtes Einkommen angewiesen. All seine Träume von einem ruhigen Alter in bescheidenem Wohlstand sind zerschlagen. Unfassbar für Loman, der sich immer für einen besonders tüchtigen Vertreter gehalten hat. Auch seine beiden Söhne können ihn nicht unterstützen. Sie haben den materiellen Erfolg, der ihnen vom Vater immer wieder als das Erstrebenswerteste im Leben eingeimpft wurde, nie erreicht. Gerade Biff, der ältere Sohn, fühlt sich von den Erwartungen des Vaters erdrückt und flieht vor den Anforderungen. Sein Bruder Happy richtete seine Interessen schon immer mehr auf die Frauen. Besorgt um die Familie überschätzt Willy Loman seine Fähigkeiten und beginnt in einer irrealen Welt zu leben. Umsonst müht sich seine treu besorgte Ehefrau Linda, die gegenseitigen Quälereien und Vorwürfe . Loman, seiner Lebenslüge beraubt, sieht als einzigen Ausweg den Freitod. Durch diesen Selbstmord würde seine Familie eine Versicherungssumme von 20 000 Dollar erhalten und könnte sorgenfrei leben.

Theater
Arthur Miller

Die Erschaffung der Welt und andere Geschäfte

Deutsch von Hans Sahl
1 D, 8 H, Verwandlungsdek

Von der Erschaffung Adams und Evas bis zum ersten Brudermord: Die einzelnen Stationen sind bekannt und werden auch hier erzählt: die Versuchung, der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies, der erste Zwist unter Brüder, der erste Mord. In diesem Rahmen zeigt Miller Menschen, die um die Liebe Gottes buhlen und ihn doch immer wieder missverstehen. Lucifer, von Gott gemacht und ausgebildet, kommt ins Spiel. Nichts wünscht sich der schizophrene Engel mehr, als von Gott wie ein Sohn geliebt zu werden. Aber gleichzeitig will er ihn stürzen. Er meint, den Willen Gottes zu kennen, aber auch er missversteht Gott. Lucifer wirkt als Katalysator. Er verführt Eva, und er ist es, der ihr beibringt, dass sie nicht zu viele Muscheln gegessen habe, sondern ein Kind erwartet.
Die Menschen, hin- und hergerissen zwischen dem Glauben an Gottes Güte und wütender Verzweiflung ob der ihnen auferlegten Strafen, entzweien sich zusehends. Kain fordert bei seinen Eltern die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein. Die Erkenntnis, dass auch ihre Mutter gesündigt hat, ist für die ersten Brüder der Menschheitsgeschichte ein Schock. Kain ist es, der den Sabbath erfindet und seine Familie auffordert, Gott zu preisen. Daraus wird: eine feiste Orgie. Und Gott erscheint - und feiert mit. Indem er sich als Feinschmecker gebärdet und Abels Speisen vorzieht, treibt er Kain zur bekannten Tat. Denn Gott weiß: Ohne die Sünde wäre er selbst überflüssig. Das Kainsmahl: ein ewiges Lächeln.

Die Suche des Menschen nach Antworten gesteigert zur Ekstase: Arthur Miller ergänzt die alttestamentarische Erzählung um die neuzeitliche Psychologie und macht sie damit für heute dingfest.

Theater
Arthur Miller

Der letzte Yankee

Deutsch von Inge Greiffenhagen, Bettina von Leoprechting
2 D, 2 H, 2 Dek

Leroy ist Der letzte Yankee, Nachfahre einer alteingesessenen und angesehenen Familie. Er tritt ein für die soliden Werte des traditionellen Amerika. Er hätte alle Möglichkeiten gehabt, doch er ist "nur" Tischler geworden. Was er verdient, reicht nur knapp, um seine kinderreiche Familie zu ernähren. Aber Leroy ist zufrieden. Im Besucherzimmer einer staatlichen psychiatrischen Klinik lernt er den Unternehmer Frick kennen, einen Mann, für den materieller Wohlstand das Wichtigste ist. Beide Männer sind gekommen, um ihre Frauen zu besuchen, die wegen ihrer Depressionen in Behandlung sind.
Im zweiten Akt stehen Karen und Patricia im Mittelpunkt. Im Gespräch der beiden stellt sich heraus, warum sie hier sind. Beide sind vom Leben und von ihren Männern enttäuscht. Patricia begreift Leroy nicht, der statt sich um seine Karriere zu bemühen, mit Familie und Banjospielen zufrieden ist. Anders die kinderlose Karen, deren Mann dem Geld hinterher jagt, sie aber darüber völlig vernachlässigt. So hilflos ist sie geworden, dass sie sich nicht mehr zurechtfindet.
"In Der letzte Yankee greift Miller, der große Moralist, zu alten Lieblingsthemen. Seine Tragikomödie handelt vom Scheitern des amerikanischen Traums. Die persönlichen Schicksale seiner Figuren verkörpern die Übel, an denen die Gesellschaft krankt. Millers Amerika - das sind in diesem Fall zwei unerfüllte Ehepaare, die fassungslos vor den Scherben ihrer Existenz stehen und sich fragen, was schiefgegangen ist." (Frankurter Allgemeine Zeitung, 1993)

Theater
Arthur Miller

Der Preis

Deutsch von Hans Sahl
1 D, 3 H, 1 Dek

Der Preis spielt im Dachgeschoss eines abbruchreifen Hauses, in dem das Mobiliar der Familie Franz aufbewahrt ist. Dieses Mobiliar soll nun verkauft werden. Dieser Verkauf lässt die beiden Brüdern Victor und Walter Franz nach langer, freiwillig gesuchter Trennung noch einmal aufeinandertreffen.
Der Vater der beiden war ein angesehener, reicher Mann, der bei einem großen Börsenkrach sein Vermögen verlor und wegzog, nachdem auch seine Frau gestorben war. Victor verzichtete auf sein Studium und wurde Polizist, um sich um seinen Vater zu kümmern. Walter beendete sein Studium, schickte monatlich 5 Dollar Zuschuss und wurde ein erfolgreicher Chirurg. Als die beiden Brüder beim Verkauf des Mobiliars an den jüdischen Makler Salomon aufeinandertreffen, müssen sie erkennen, dass eine Versöhnung nicht mehr möglich ist.
Liebe und Verantwortung sind die beiden Grundpfeiler, um die es geht. Victor beschuldigt Walter des Egoismus. Walter beweist, dass Victor vom Vater nur ausgenutzt wurde. Dieser aber will sich nicht eingestehen, dass er sein Leben an eine Illusion verschenkt habe. Die vielen Jahre Trennung lassen sich nicht wieder gut machen. Walters Versuch scheitert. Er verzichtet auf die Hälfte des Erlöses und geht ohne Abschied. Esther, Victors Frau steht zwischen den beiden; sie anerkennt die Motive Walters und hält doch auch wieder zu ihrem Mann. Eine Lösung gibt es auch für sie nicht mehr.

Theater
Arthur Miller

Tod eines Handlungsreisenden

Deutsch von Volker Schlöndorff, Florian Hopf
4 D, 8 H, Simultandek

Über 30 Jahre lang hat der nun sechzigjährige Willy Loman für ein und dieselbe Firma als Handelsvertreter die Städte und Dörfer um New York aufgesucht. Er ist im Beruf alt geworden und spürt, dass er dem Leben eines Handlungsreisenden nicht mehr gewachsen ist. Seine Konzentrationsfähigkeit lässt nach, er fühlt sich am Steuer nicht mehr sicher. Der Juniorchef seiner Firma lehnt Lomans Bitte, ihn in einer anderen Abteilung zu beschäftigen, ab. Er rät ihm, sich erst einmal eine Weile auszuruhen, was in seiner Terminologie einer Entlassung gleichkommt. Wegen laufender Ratenzahlungen ist Loman aber auf ein bestimmtes Einkommen angewiesen. All seine Träume von einem ruhigen Alter in bescheidenem Wohlstand sind zerschlagen. Unfassbar für Loman, der sich immer für einen besonders tüchtigen Vertreter gehalten hat. Auch seine beiden Söhne können ihn nicht unterstützen. Sie haben den materiellen Erfolg, der ihnen vom Vater immer wieder als das Erstrebenswerteste im Leben eingeimpft wurde, nie erreicht. Gerade Biff, der ältere Sohn, fühlt sich von den Erwartungen des Vaters erdrückt und flieht vor den Anforderungen. Sein Bruder Happy richtete seine Interessen schon immer mehr auf die Frauen. Besorgt um die Familie überschätzt Willy Loman seine Fähigkeiten und beginnt in einer irrealen Welt zu leben. Umsonst müht sich seine treu besorgte Ehefrau Linda, die gegenseitigen Quälereien und Vorwürfe . Loman, seiner Lebenslüge beraubt, sieht als einzigen Ausweg den Freitod. Durch diesen Selbstmord würde seine Familie eine Versicherungssumme von 20 000 Dollar erhalten und könnte sorgenfrei leben.

Theater
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Arthur Miller

Zwischenfall in Vichy

Deutsch von Hans Sahl
17 H, 1

1942, Vichy in Frankreich. Eine Gruppe Häftlinge wartet in einem Haftlokal auf das Verhör, das über Leben und Tod entscheiden wird. Den meisten Männern ist klar, warum sie hier sitzen: Sie sind Juden. Ihre zum Teil gefälschten Papiere können sie nicht mehr schützen. Nur einem von ihnen wird es gelingen, sich freizukaufen. Während des qualvollen Wartens macht die entsetzliche Nachricht den Umlauf, dass die KZs im Osten keine Arbeitslager, sondern Vernichtungslager sind. Der Überlebenswillen treibt besonders den Schauspieler Monceau dazu, die Nachricht zu beschönigen. Er traut es den Deutschen, dem Kulturvolk, dem besten Publikum der Welt, nicht zu, dass sie Menschen, gar Künstler verbrennen. Der Aristokrat von Berg bringt diese Selbsttäuschung auf den Punkt: Darin genau liegt die Stärke der Nazis: dass sie das Unvorstellbare tun.
Fluchtgedanken, verzweifelte Hoffnung und nüchterne Hoffnungslosigkeit - einer nach dem anderen wird dem "Professor für Rassenkunde" vorgeführt, kaum einer kehrt aus dem Verhörraum zurück.
Leduc, Psychiater, und von Berg bleiben für eine Weile allein. In ihrem Gespräch erkennt von Berg, woraus sich sein unbestimmtes Schuldgefühl speist, nämlich aus der uneingestandenen Erleichterung darüber, dass er selbst kein Jude ist. Von Berg, der sein Land verließ, um nicht zu den Unterdrückern zu gehören, gesteht sich am Ende ein, dass auch er sich der Mitverantwortung für die grausamen Taten der Deutschen nicht entziehen kann. Den Passierschein, den er erhält, gibt er heimlich an den Juden Leduc weiter. Ein Akt der Humanität, der sofort die Frage nach Schuld aufwirft: Leduc wird ein Überlebender sein.

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