Theater

Anne Carson

Antigone

von Sophokles in einer neuen Version von Anne Carson
(Antigone by Sophokles in a new Version by Anne Carson)

Die griechische Tragödie Antigone, hier in einer neuen englischen Übersetzung von Anne Carson, zeigt uns, wie unvernünftig die Vernunft sein kann. Polyneikes wird in einem blutigen Machtkampf mit seinem Bruder Eteokles getötet und darf nicht begraben werden. Als Verräter angesehen, wird seine Leiche in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt. Seine Schwester Antigone akzeptiert die Demütigung von Polyneikes und die Tatsache, dass er als Sündenbock behandelt wird, nicht. Antigone, Tochter einer inzestuösen Ehe zwischen ihrer Mutter Iokaste und ihrem Bruder Ödipus, ist die ultimative Verkörperung all dessen, was verboten ist, all dessen, was gegen das Gesetz verstößt. Unerschrocken und hartnäckig verteidigt sie die Interessen des Individuums und der ungeschriebenen Gesetze. Sie ist eine leidenschaftliche Kämpferin, die für das Recht des Herzens kämpft. Für diese extreme Hingabe und Liebe ist in der thebanischen Gesellschaft kein Platz.

Antigone ist ein Stück mit der Sprengkraft einer Atombombe. Jenseits von Gut und Böse erkundet es ein neues Feld der Menschlichkeit und des Menschen in der Krise.

Deutsch von Maria Milisavljevic

3 D, 4 H, Chor

UA: 04.03.2015 · Barbican Centre, London, in Koproduktion mit den Theatre de la Ville de Luxembourg · Regie: Ivo van Hove

DSE: 21.09.2024 · Theater Bremen · Regie: Elsa Sophia Jach

Aufführungsarchiv

28
September 2024
Anne Carson

Antigone

Theater
DSE
Regie Elsa-Sophie Jach
Theater Theater Bremen GmbH, Bremen
12
Dezember 2024
Anne Carson

Antigone

Theater
SEA
Regie Mirjam Loibl
Theater Theater Kanton Zürich, Winterthur

Weitere Stücke

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Theater
Anne Carson

bakkhai

Deutsch von Maria Milisavljevic
1 D, 7 H, und die Bakkhai

Pentheus, Herrscher über Theben, will einen Staat nach seinen Vorstellungen: Ordnung soll herrschen und Vernunft. Den anarchischen Hype um den dahergelaufenen Dionysos, der behauptet, Zeus' Sohn zu sein, und dessen wilde, rituelle Anbetung passen ihm nicht. Ausschweifungen, Sex, Alkohol gefährden die öffentliche Moral. Aber vor allem die Frauen, die von zuhause wegrennen. Bakkhische Möchtegernrituale oben in den Bergen. Weiber, die vollkommen durchdrehen, wegen jemanden, den sie Dionysos nennen sind ihm ein Dorn im Auge. Diesem Wahnsinn, bei dem sogar seine Mutter Agave mitmacht, muss ein Ende gesetzt werden, ins Gefängnis gehören sie, die entfesselten Verehrerinnen des Dionysos.

Doch Pentheus unterschätzt die Bakkhai – überhaupt unterschätzt er die Sehnsucht der Menschen nach einer Existenz jenseits der Normen, nach Gefühlen und nach Befreiung von Zwängen. Und vielleicht unterschätzt er auch seine eigene Sehnsucht nach einem anderen Dasein. Eines, das Dionysos verheißt.
Ein Kampf um die Gunst des Volkes entbrennt – Pentheus' kühler Verstand gegen das anarchische Lustprinzip des Dionysos und seine Versuchungen, Nüchternheit gegen Rausch, Ekstase gegen Disziplin.

Mit bakkhai hat die ausgewiesene Kennerin antiker Tragödien Anne Carson eine ‘neue Version’ von Euripides’ dunkelster Tragödie gedichtet und sich dabei virtuos der Mythen des dionysischen Kultes bedient. Carson blickt tief in die Abgründe sexueller Unterdrückung und familiärer Gewalt, erforscht dabei Gender-Zwänge ebenso wie die Schrecken despotischer Herrschaft und erzählt sehr zeitgemäß von einer Welt, die an der Radikalisierung ihrer Gegensätze zerbricht.

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