Theater

Manfred Hausmann

Aufruhr in der Marktkirche

Reformationspiel in 15 Bildern

Hannover 1533. Der Gottesdienst im Barfüßerkloster gerät zu einer politischen und theologischen Versammlung. Die Positionen sind unvereinbar: Die Vertreter der katholischen Kirche beharren auf ihrem Alleinanspruch, die Auslegung der Schrift betreffend. Die Schwärmer folgen Luthers Auffassung, jeder sei ein Priester. Aber sie wollen mehr: Sie sind zur Tat bereit, um die Gleichheit aller Menschen durchzusetzen. „Worte. Worte! Wir sind der Worte satt!“ Ein Aufruhr entsteht. Auf dem bilderstürmerischen Höhepunkt kehrt Hans Grönewald aus Wittenberg zurück. Er besuchte Luther, um auf die vielen Fragen der Gemeinde eine Antwort zu finden. Grönewald muss erkennen, dass der Spalt nicht nur quer durch die Stadt geht, sondern auch seine Familie teilt. Hochmut, Machterhalt oder Angst vor der Freiheit: Die Gründe, warum die einen mittelalterlich verhangen bleiben wollen, den anderen aber die lutherische Lehre nicht weit genug geht, sind vielfältig. In komplexen Gesprächen mit seinen Söhnen, seiner Frau, dem Lehrer und dem Prediger der Kirche tritt er auf verschiedenen Ebenen der Skepsis gegenüber der lutherischen Lehre entgegen und sperrt sich gegen die Fehldeutungen aller Parteien. Was er gelernt hat, ist Demut: Der Mensch kann in der Auslegung der Schrift irren. Worauf man vertrauen kann, ist allein die Verkündigung Gottes. Von allen verlassen, stimmt er „Ein feste Burg“ an. Die Gemeinde fällt mit ein.

Scharf gezeichnete Charaktere, wirkungsmächtige Dialoge, hohes Engagement: Manfred Hausmann lässt spüren, wie groß die Verunsicherung in der Zeit der Reformation war. Sein Reformationsspiel ist zudem eine Hymne an die Kraft der Sprache.

1 D, 17 H, 1 Dek

UA: Oktober 1957 · Hannover

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Manfred Hausmann

Der Fischbecker Wandteppich

2 D, 2 H, 1 Dek

Eine alte Legende erzählt von der Gründung des Stiftes Fischbeck. Die edle Frau Helmburgis bewohnt mit ihrem Gatten Rickbert eine alte Burg, die auf dem Knick nicht weit von Hameln liegt. Rickbert ist ein gewaltiger Kriegsheld. Unter Kaiser Otto kämpft er auf dem Lechfeld gegen die Hunnen und bleibt seiner Burg jahrelang fern. Während dieser Zeit kommt ein Pilger aus dem Heiligen Land auf die Burg und wird von Helmburgis treu gepflegt. Beim Abschied reicht er ihr zum Dank einen heilkräftigen Trank. Diesen hat er aus Kräutern zusammengesetzt, die er an heiligen Stätten gesucht hat. Diesen Trank soll sie im Notfall bei Krankheiten anwenden. Nach vielen Kriegszügen kehrt Rickbert krank nach Hause zurück. Schon häufig war ihm während seines Fernseins der Gedanke gekommen ob ihm seine Frau Helmburgis wohl die Treue gehalten hätte. Sie empfängt ihren Gemahl mit großer Freude und widmet seiner Pflege sorgfältige Aufmerksamkeit. Helmburgis bereitet ihm ein Bad, und beim Anblick seines Leidens erinnert sie sich an den Heiltrunk des Pilgers. Sogleich reicht sie ihn dem kranken Gemahl. Dieser aber war nicht nur unterwegs, sondern auch bei seiner Heimkehr von Eifersucht geplagt und voll Argwohn gegen seine treue Gattin und sinkt nach Genuß des Trankes ohnmächtig im Bade zusammen. Als er nach langer Zeit wieder zu sich kommt, beschuldigte er Helmburgis, sie habe ihn vergiften wollen.
Um sich von diesem furchtbaren Verdacht zu reinigen, erklärt sich Helmburgis freiwillig bereit, durch ein Gottesurteil ihre Unschuld beweisen zu lassen...

Theater
Manfred Hausmann

Hafenbar

4 D, 9 H, 2 Dek

Die Wirtin Gerda, bei sich angekommen und daher souverän, ist der ruhende Pol unter den Menschen, die sich an diesem Abend in der Hafenbar versammeln. Alle anderen schwanken zwischen der Lust am Abenteuer und dem Wunsch nach einem Halt. Der Leichtmatrose Johann zum Beispiel: Er freut sich auf seine erste große Fahrt, verliebt sich aber wenige Stunden davor so gründlich in die Prostituierte Alma, dass er das Ablegen seines Schiffes verpasst. Oder Bootsmann Brandenhorst: Sein cholerisches Aufbrausen ist nichts anderes als Ausdruck dafür, wie uneins er mit sich und der Welt ist.
Er ist es auch, der sich auf ein Gespräch mit zwei Frauen der Heilsarmee einlässt. Helene, die ältere der beiden, schafft es, ihn durch ihre direkte Sprache und klaren Argumente zu berühren. Brandenhorst ist beeindruckt und kniet andächtig nieder. Ein kurzer Moment der Wandlung ist das, denn als er von der Hafengesellschaft höhnisch verlacht wird, ist er wieder der Berserker.
Ein Spirituosenhändler überredet ihn dazu, seinen Ruf wiederherzustellen: Er soll sich mit Ernestine, der zweiten Soldatin Gottes, in einer eindeutigen Situation ertappen lassen. Ernestine glaubt nach einem vertrackten Zirkelschluss wiederum, dass sie durch ihre körperliche Aufopferung seine Seele retten kann. Zur Katastrophe kommt es, als der eifersüchtige Johann in dieses Arrangement stürzt.

Wie etwa auch Joseph Conrad benutzt Manfred Hausmann die Szenerie einer dubiosen Hafenbar nicht, um einen voyeuristischen Blick auf den Rand der Gesellschaft zu werfen. Ihm geht es vielmehr darum, die tiefe Zerrissenheit von einsamen Menschen zu zeigen. Und er bietet Lösungen an: menschliche Nähe etwa, oder Glaube.

Digitales Textbuch