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Ilse Aichinger

Blitzlichter

Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben

Blitzlichter, Filmbilder, Worte. Ilse Aichinger erzählt auf eigenwillige Art und Weise ihr Leben. Knapp, existenziell - eine ganz andere Autobiographie, die sich im Wesentlichen über Kinobesuche definiert. Kontrastiert werden die lakonisch formulierten Feuilletons durch kurze Filmausschnitte und durch Interview-Sequenzen mit der Autorin, die auf diese Weise mit sich selbst in einen Dialog tritt. Bei Kriegsausbruch 1939 war Ilse Aichinger im Kino, bei Kriegsende übermittelte ihr eine Kinokassiererin eine Nachricht über deportierte Verwandte: Film und Verhängnis. Filme sind für sie mehr als nur Filme: So denkt sie anlässlich von Stan Laurel und Oliver Hardy über die Absurdität der Existenz nach - oder sie spürt der Bedeutung und Wichtigkeit dessen nach, was John Huston bei seiner Verfilmung von "Der Malteser Falke" weggelassen hat. Abwesenheit und allmähliches Verschwinden als Lebensperspektive. Ilse Aichinger entwirft anhand von Filmen und Fotografien eine Mentalitätsgeschichte, in der das Private zum Öffentlichen wird. Wichtige Stationen des vergangenen Jahrhunderts können im Spiegel einer subjektiven Kinorezeption noch einmal neu und anders erzählt werden.
"Beim Kino denk ich immer, es könnte zu früh enden, beim Leben denke ich immer, es könnte zu spät enden."

Ursendung: 21.10.2002 · BR · Regie: Ulrich Lampen · Bearbeitet von Ulrich Lampen

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