Theater

Witold Gombrowicz

Die Trauung

Schauspiel in 3 Akten
(Slub)

Sich nach Geborgenheit sehnend, kehrt Henrik in sein Elternhaus zurück. Doch findet er nicht das erhoffte vor, sondern anmaßende väterliche Autorität, mütterliches Duckmäusertum und Elend. Seine Braut ist zur Hure herabgesunken. Dennoch will er sich mit ihr trauen lassen. Um dafür den Segen zu erhalten, unterwirft sich Henrik der Allmacht des Vaters und wird gezwungen, diesen als König zu bestätigen. Dem Gesetz entsprechend, ist Henrik nun Thronfolger. Dadurch wird er sogleich eine Gefahr für den Vater. Henrik muss, um nicht selbst ein Opfer zu werden, den Vater-König stürzen und kann, im Besitz uneingeschränkter Macht, seine Braut, die Hure, zur Jungfrau, Lüge zur Wahrheit erklären. Macht bestimmt die Spielregeln. Und schon verfängt sich Henrik in den Gesten der Macht, sieht er sich von Neid und Verrat umgeben und einem unsichtbaren Mechanismus ausgeliefert, der seine Handlungen zu bestimmen scheint. Er hat die Rolle des Tyrannen bereits verinnerlicht.

Deutsch von Walter Tiel

Für die Bühne bearbeitet von Helmar Harald Fischer

2 D, 9 H, St, Verwandlungsdek

DSE: 09.01.1968 · Schiller Theater, Berlin · Regie: Ernst Schröder

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Theater
Witold Gombrowicz

Yvonne, die Burgunderprinzessin

Deutsch von Heinrich Kunstmann
5 D, 7 H, St, 3 Dek

Prinz Philipp verlobt sich mit der unappetitlichen Yvonne, weil seine Würde durch ihren Anblick beleidigt wird und er sich als freier Geist nicht der natürlichen Abneigung hingeben will, die dieses peinliche Fräulein erweckt. Der König und die Königin nehmen die Verlobung ihres Sohnes zur Kenntnis, um keinen Skandal hervorzurufen. Es zeigt sich, dass Yvonne sich in den Prinzen verliebt hat. Der Prinz ist von ihrer Liebe überrascht und fühlt sich ebenfalls zu Gefühlen, zu einer Revanche verpflichtet - sowohl als Mensch wie als Mann. Er will sich in sie verlieben. Die Gegenwart Yvonnes am königlichen Hof ruft Komplikationen hervor. Die bloße Tatsache der Verlobung des Prinzen wird zur Ursache für Klatschereien und Possen. Das Schweigen, die Rohheit, die Schüchternheit und die Ratlosigkeit Yvonnes versetzen die königliche Familie in eine schwierige Lage. Der König erinnert sich an seine verjährten Sünden. Die Königin, die heimlich der Graphomanie huldigt und in der Tiefe ihrer Seele die Scheußlichkeit ihrer Verse empfindet, beginnt eine Art von Ähnlichkeit zwischen Yvonne und ihrer Poesie zu entdecken. Unsinnige Verdächtigungen entstehen; es häufen sich Dummheit und Unsinnigkeit, deren sich eigentlich alle bewusst sind. Der König, der Kammerherr, die Königin und der Prinz versuchen - jeder auf eigene Faust - Yvonne zu ermorden, scheitern jedoch an der Etikette.
Erst als man auf den Rat des Kammerherrn den Mord so organisiert, dass der Schein der Majestät, des Glanzes, der Eleganz und der Überlegenheit bewahrt bleibt, erst als man einen Mord "von oben" und nicht "von unten" plant, glückt der Eingriff, und die königliche Familie kehrt zur Norm zurück.

Witold Gombrowicz

Operette

Deutsch von Christa Vogel
4 D, 13 H, St, Verwandlungs-Dek

Auch in diesem Werk des Autors steht eine Außenseiterin im Mittelpunkt, die ihre Umwelt herausfordert: Albertinchen, die mit ihrem Schrei nach Nacktheit, das heißt nach unverhüllter Wahrheit, nach Natur ohne kunstvolle Verkleidung, Empörung auslöst. Gombrowicz bevölkert das Schloss Himalaj mit sämtlichen Klischees der Operettenwelt: Prinz und Prinzessin als Feudalherren, ihr Sohn, Graf Charme, der Herzensbrecher vom Dienst, der mit Baron Firulet um den Rekord an Liebschaften rivalisiert, sind von einem servilen Hofstaat umgeben, in dem der Modeschöpfer Fior den Ton angibt. Fior ist in dieser Welt von höchster Bedeutung, denn er verkündet den neuesten Modetrend, und die Realisierung der jeweiligen Mode bedeutet gesellschaftliches Ansehen. Daher empört Albertinchens Aufruf zur Nacktheit besonders, würden doch damit alle Klassenunterschiede aufgehoben. Als schnell verkommende Modenschau ziehen die Spitzen der Gesellschaft der Vorkriegszeit vorbei, schon macht sich eine neue Maskerade bemerkbar, es kommen allmählich die Requisiten der Faschisten zum Vorschein. Die Autorität der Mode ersetzt jede andere. Nachdem Graf Charme und Baron Firulet vergeblich um Albertinchen geworben haben und der Kammerdiener Josef eine große Revolution angezettelt hat, werden alle von Fior entworfenen Figuren vom "Wind der Geschichte" gespenstisch durcheinandergewirbelt. Albertinchen, die der Bekleidung entflieht, ist verschwunden. Zwei Spitzbuben bringen einen Sarg, in den alle ihre verstorbenen Hoffnungen legen, da entsteigt Albertinchen dem Sarg: nackt, in der Schönheit der unverformten Jugend. Doch das letzte Wort haben die beiden Spitzbuben, die sich als Autoren der Sargkomödie bekennen.

Theater
Witold Gombrowicz

Geschichte

Deutsch von François Bondy, Constantin Jelenski
7 D, 18 H, (Doppelbesetzungen möglich), 1 Dek

Achtzehn zusammenhängende Fragmente geben blitzlichtartig Blicke frei auf ein Individuum, das ohnmächtig vor der Geschichte steht, ohne seine Mitverantwortung leugnen zu wollen. Achtzehn Angstvisionen: Sie beginnen im privaten Umfeld und enden in der großen und grausamen Politik:
Witold geht barfüßig, eigentlich ein kleines Detail, aber für seine Familie ist es Ausdruck von Wahnsinn und Rebellion. Für sie ist Witold ein subversives Element:
Vater und Mutter, schon im Privatem Angehörige einer repressiven Institution, verwandeln sich in den alptraumhaften Sequenzen zur Prüfungskommission der Schule, später in ein Familiengericht. Die Kindheit ist nichts weiter als eine Phase, in der man sich formen lassen muss hin zur entindividualisierten Norm. Witold bleibt barfüßig, er bleibt Nonkonformist. Man bestraft ihn mit dem Schlimmsten, was er sich vorstellen kann: Man entzieht ihm das Wort.
Witold hält dennoch eine Rede, und darin wandelt sich die private Vision hin zur Schreckensvision der grausamen Geschichte. Der Riss, der zwischen ihm und der Welt verläuft, ist auch bestimmt durch die Mitschuld, die er für das Attentat in Sarajewo empfindet. Sein Leiden ist das Gefühl der Ohnmacht und das Vorgefühl der kommenden Katastrophe. Alles wird enden. Er findet sich als barfüßiger Gesandter des Zaren wieder: vor dem deutschen Kaiser. Wird es zur allgemeinen Mobilmachung kommen? Der Kaiser jedenfalls sieht nicht ein, warum gerade er es sein muss, der diese Frage entscheiden soll.
Und selbst im Café unter Dichtern stolpert man über Witolds Barfüßigkeit. Man will ihn wieder nach Deutschland schicken: "Ach, wenn man entdecken könnte, dass es keinen Hitler gibt."

Theater
Witold Gombrowicz

Operette

Deutsch von Walter Tiel
4 D, 13 H, St, Verwandlungsdek

Auch in diesem Werk des Autors steht eine Außenseiterin im Mittelpunkt, die ihre Umwelt herausfordert: Albertinchen, die mit ihrem Schrei nach Nacktheit, das heißt nach unverhüllter Wahrheit, nach Natur ohne kunstvolle Verkleidung, Empörung auslöst. Gombrowicz bevölkert das Schloss Himalaj mit sämtlichen Klischees der Operettenwelt: Prinz und Prinzessin als Feudalherren, ihr Sohn, Graf Charme, der Herzensbrecher vom Dienst, der mit Baron Firulet um den Rekord an Liebschaften rivalisiert, sind von einem servilen Hofstaat umgeben, in dem der Modeschöpfer Fior den Ton angibt. Fior ist in dieser Welt von höchster Bedeutung, denn er verkündet den neuesten Modetrend, und die Realisierung der jeweiligen Mode bedeutet gesellschaftliches Ansehen. Daher empört Albertinchens Aufruf zur Nacktheit besonders, würden doch damit alle Klassenunterschiede aufgehoben. Als schnell verkommende Modenschau ziehen die Spitzen der Gesellschaft der Vorkriegszeit vorbei, schon macht sich eine neue Maskerade bemerkbar, es kommen allmählich die Requisiten der Faschisten zum Vorschein. Die Autorität der Mode ersetzt jede andere. Nachdem Graf Charme und Baron Firulet vergeblich um Albertinchen geworben haben und der Kammerdiener Josef eine große Revolution angezettelt hat, werden alle von Fior entworfenen Figuren vom "Wind der Geschichte" gespenstisch durcheinandergewirbelt. Albertinchen, die der Bekleidung entflieht, ist verschwunden. Zwei Spitzbuben bringen einen Sarg, in den alle ihre verstorbenen Hoffnungen legen, da entsteigt Albertinchen dem Sarg: nackt, in der Schönheit der unverformten Jugend. Doch das letzte Wort haben die beiden Spitzbuben, die sich als Autoren der Sargkomödie bekennen.

Theater
Witold Gombrowicz

Yvonne, Prinzessin von Burgund

Deutsch von Olaf Kühl
5 D, 7 H, St, 3 Dek

Prinz Philipp verlobt sich mit der unappetitlichen Yvonne, weil seine Würde durch ihren Anblick beleidigt wird und er sich als freier Geist nicht der natürlichen Abneigung hingeben will, die dieses peinliche Fräulein erweckt. Der König und die Königin nehmen die Verlobung ihres Sohnes zur Kenntnis, um keinen Skandal hervorzurufen. Es zeigt sich, dass Yvonne sich in den Prinzen verliebt hat. Der Prinz ist von ihrer Liebe überrascht und fühlt sich ebenfalls zu Gefühlen, zu einer Revanche verpflichtet - sowohl als Mensch wie als Mann. Er will sich in sie verlieben. Die Gegenwart Yvonnes am königlichen Hof ruft Komplikationen hervor. Die bloße Tatsache der Verlobung des Prinzen wird zur Ursache für Klatschereien und Possen. Das Schweigen, die Rohheit, die Schüchternheit und die Ratlosigkeit Yvonnes versetzen die königliche Familie in eine schwierige Lage. Der König erinnert sich an seine verjährten Sünden. Die Königin, die heimlich der Graphomanie huldigt und in der Tiefe ihrer Seele die Scheußlichkeit ihrer Verse empfindet, beginnt eine Art von Ähnlichkeit zwischen Yvonne und ihrer Poesie zu entdecken. Unsinnige Verdächtigungen entstehen; es häufen sich Dummheit und Unsinnigkeit, deren sich eigentlich alle bewusst sind. Der König, der Kammerherr, die Königin und der Prinz versuchen - jeder auf eigene Faust - Yvonne zu ermorden, scheitern jedoch an der Etikette.
Erst als man auf den Rat des Kammerherrn den Mord so organisiert, dass der Schein der Majestät, des Glanzes, der Eleganz und der Überlegenheit bewahrt bleibt, erst als man einen Mord "von oben" und nicht "von unten" plant, glückt der Eingriff, und die königliche Familie kehrt zur Norm zurück.

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