Theater

Nele Stuhler

Gaia rettet die Welt

(Gaia rettet sich selbst) (Oder auch: (Wie alles so geworden ist) Wie es ist) (Bzw. dann auch noch: Wie es vorher war Und wie es zwischendurch war)

Es ist halt - wie immer - alles nicht so einfach. Selbst als Schöpferin der Welt. Weil auch Geschöpfte ziemlich nervig sind. Und als Gaia dann die Leute schöpft und die immer mehr werden und sie nach und nach krank machen und trotzdem immer noch an nichts schuld sein wollen, weiß sie wirklich nicht mehr, was das alles soll. Die Wurzel allen Übels liegt in einer eingepflanzten Rippe, die Gaia aus Langeweile in die Erde steckt, um nach ein paar 1000 Jahren Leute ernten zu können. Und weil die Leute zwar ganz nett, aber auch nicht wirklich besonders sind, versuchen sich alle Götter mal am Leutemachen, aber irgendwie ist das nicht so wirklich einfach, und die Leute sind auch nie so richtig gut, und irgendwann wird das auch langweilig. Es gibt nur ein Problem: Die ganzen Leute gehen nicht mehr weg, im Gegenteil, sie werden sogar immer mehr. Und sie denken nicht daran, sich wieder abschaffen zu lassen. Mit großer Hartnäckigkeit und unerschöpflicher Diskussionsfreude versuchen sie Gaia davon zu überzeugen, dass sie doch selbst schuld sei an dem verheerenden Zustand der Welt (also ihrem eigenen), da sie die Leute ja schließlich erst geschaffen habe. So beschwören sie ihre Schöpferin Gaia eindringlich: „Ja gut, aber wenn wir dazu gehören, dann muss auch alles von uns dazu gehören dürfen. Dann musst du uns liebhaben, wie wir sind. Auch wenn wir so sind, dass wir dich krank machen. Das musst du dann auch liebhaben. Und dass wir uns zu selten melden. Und dass wir genau nicht das sind, was du dir erwartet hast, von deiner letzten großen Schöpfung.“
Nele Stuhlers Schöpfungsgeschichtenkomödie ist ein hinreißendes Debattierdebakel über die Genese der Menschheit und die beliebig dehnbaren und kreativ zu interpretierenden Grenzen der Eigenverantwortung.

Besetzung variabel

UA: 20.01.2023 · Staatstheater Nürnberg · Regie: Branko Janack

Aufführungsarchiv

22
Februar 2023
Nele Stuhler

Gaia rettet die Welt

Theater
ÖEA
Regie Maria Sendlhofer
Theater Kosmos Theater Wien, Wien

Weitere Stücke

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Theater
Nele Stuhler

Und oder oder oder oder und und beziehungsweise und oder beziehungsweise oder und beziehungsweise einfach und

frei zu besetzen

"Es gibt Leute, die sagen, dass die Dinge schon immer sehr kompliziert waren. Und es gibt Leute, die sagen, dass die Dinge immer komplizierter werden. Aber dass die Dinge jedenfalls, entweder heute oder schon immer, genau nicht nur das eine sind oder das andere, sondern beides. Oder beides nicht. Oder jedenfalls irgendwie widersprüchlich. Und wenn man das aushalten kann, ist man ambiguitätstolerant. Es gibt Leute, die sagen, dass es sich besser lebt, mit einer hohen Ambiguitätstoleranz. Es gibt Leute, die sagen, dass die Leute grundsätzlich keine hohe Ambiguitätstoleranz aufweisen. Und es gibt Leute, die sagen, dass die Leute heute immer weniger Ambiguitätstoleranz aufweisen. Dass wir immer weniger aushalten. Oder dass wir an sich nicht viel aushalten. Und dass die Leute sich dann Strukturen bauen, die weniger kompliziert sind. Die die Welt vereinfachen, weil ihnen der Widerspruch immer mehr Stress macht. Zum Beispiel mithilfe von Dichotomien. Es gibt Leute, die sagen, die Leute machen es sich immer einfacher. Und es gibt Leute, die sagen, einfach gemacht haben es sich die Leute schon immer." Nele Stuhler

"Die Dramatikerin und Regisseurin Nele Stuhler hat nun einen wunderbar unkonventionellen Text geschrieben, der seinen eigenen Regeln folgt: in dem sie sich über solcherlei Gegenüberstellungen wundert, sich zusammengesetzte Substantive auf der Zunge zergehen lässt, Redewendungen und Glaubenssätze ins lapidar Extreme führt, sie in Wortneuschöpfungen und falschen Buchstabierungen seziert, bis der neu geschaffene Nonsens wiederum auf ein eher herkömmliches Gegenüber trifft, und so fort." (FAZ)

Theater
Nele Stuhler

Oblomow

4 Darsteller:innen

Nele Stuhler hat einen herrlich enthemmt faulen Oblomow geschrieben, der die wichtigen Fragen des Lebens und seines Daseins mit höchster Langeweile und nichtstuend trefflich zu ignorieren weiß. Nie waren wir alle so sehr Oblomow wie zu Coronazeiten. Und selten kam sie uns so nah wie in dieser Überschreibung, die mit selbstkritischer Ironie die Grenzen des Erträglichen auszuloten weiß.

Schauspiel Köln:

»Liebe Zuschauer*innen,

die Produktion OBLOMOW REVISITED ist eine neue, fruchtbare und gleichzeitig herausfordernde Auseinandersetzung mit dem Nichtstun. Wie stellt man Nichtstun szenisch auf der Bühne dar – in einem Theatersystem, das auf Unterhaltung ausgerichtet ist? Wie thematisiert man die positiven Seiten von Faulheit und Verweigerung in einer Gesellschaft, die auf leistungsorientierte Menschen setzt?

Die zentrale Figur verweigert sich diesem Druck und bleibt einfach zu Hause, um dort »nichts« zu tun. Statt dieses Thema mit einer Behauptung zu theatralisieren, statt so zu tun, als ob, haben wir versucht, uns wirklich mit dem Thema auseinander zu setzen, um zu erfahren, wo eine Verweigerung des Theatersystems hinführen würde.
Wie Sie mitbekommen haben, begleiten wir unseren Arbeitsprozess multimedial, zeigen Erfolge und auch interne Krisen auf Instagram, einem Blog und auf dem Twitch-Kanal der Oblomow-Darstellerin Luana Velis. Ich möchte auch jetzt transparent mit Ihnen sein. Die Hauptdarstellerin verweigert seit einigen Tagen die Proben. Sie sieht es als künstlerisch konsequente Auseinandersetzung mit ihrer Rolle. Was das Endergebnis sein wird, wissen wir jetzt noch nicht, aber sicher ist, dass es nicht nichts sein wird. Ich hoffe auf Ihr Verständnis für dieses einmalige Experiment. Um diese szenische Abschlussveranstaltung einzuordnen, möchte ich Sie bitten, sich die digitalen Kanäle des Projekts anzusehen. Dort werden Sie täglich über den aktuellen Stand informiert.

Luk P.«

Neu
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Nele Stuhler

Leichter Gesang

frei zu besetzen

Was bedeutet es, etwas zu verstehen oder nicht zu verstehen? Welche Sprache braucht es für Verständigung? Und was geschieht, wenn genau dieser Versuch das Verstehen, das Missverstehen selbst zum Thema eines Theaterabends wird? Autorin Nele Stuhler und Regisseur FX Mayr haben sich gemeinsam mit Schauspieler:innen des DT und des inklusiven RambaZamba Theaters auf eine poetische Forschungsreise begeben: ins Innere des Sprechens, des Schreibens und in das produktive Missverständnis.

Leichter Gesang ist ein Theatertext, der nicht vorgibt, alles zu wissen, sondern sich bewusst im Nicht-Wissen verortet. Der in der Sprache selbst sein Material findet und sie gleichzeitig in Frage stellt. Nele Stuhler arbeitete dabei auch mit Elementen der Leichten Sprache, ohne sie eins zu eins zu übernehmen. Stattdessen nutzte sie deren Prinzipien. Herausgekommen ist eine Sprache, die zugleich einfach und komplex ist. Eine Sprache, die allen fremd ist und damit alle gleichermaßen einlädt, sich ihr zu nähern. Eine Inszenierung über Sprache, über ihre Macht und ihre Grenzen. Über das, was verständlich erscheint; und was sich im nächsten Moment wieder entzieht. Die Begriffe neu sortiert, Fragen stellt, statt Antworten zu geben. Ein Text, der erklingen will, im Sprechen, im Singen, im Spiel. Und der dabei erfahrbar macht, dass Verständigung nicht im Beherrschen von Sprache liegt, sondern im gemeinsamen Versuch. (Deutsches Theater Berlin)

Digitales Textbuch