Theater

Mona Winter

Herzflüge

An der schwangeren Königin, die auf einer Leiter sitzt, zerren Esmeralda und Jolanda mit ihren Wünschen für das - noch - ungeborene Kind.
Sebastian Lotzer, einer mit Brille, räsoniert über das schwere Schicksal der Reichen und das schwerere der Armen, dabei rutscht ihm die Brille von der Nase.
Zwischen Kuckucksuhr und Glockenspiel regiert ein Spaß-Königspaar so vor sich hin, versehen mit den Insignien der Macht und Morgenpantoffeln, und in Ermangelung anderen Schlachtgetümmels legt der König in der nächsten Szene höchstpersönlich Hand an die Hühner, und selbst der königliche Beischlaf gerinnt zu einer kämpferischen Phantasie ...
Märchenhaft grausame und um die sogenannte Realität unbekümmerte Dinge passieren in diesem erfundenen Land, vor allem dann, wenn "das Volk" sich einmischt ...
Eine poetische Parabel auf die unregulierbaren Verhältnisse der Menschen untereinander.

4 D, 3 H, (Doppelbesetzungen möglich), 1 Dek

UA: 06.10.2000 · Landestheater Schwaben, Memmingen · Regie: Petra Dannenhöfer

Kritiken

Süddeutsche Zeitung

„Vom Krieg handeln alle ihre Stücke: vom Krieg der Männer an den Fronten und vom Liebeskrieg zwischen den Geschlechtern."

Memminger Zeitung

"Herzflüge (…) will nicht dokumentieren, es will nicht historisieren, es zeigt eine verrückte, aus den Fugen geratene Welt, in der jeder der Protagonisten auf verlorenem Posten kämpft. In einer stimmigen Inszenierung feierte das Stück seine Uraufführung vor einem begeisterten Publikum."

Süddeutsche Zeitung

„Vom Krieg handeln alle ihre Stücke: vom Krieg der Männer an den Fronten und vom Liebeskrieg zwischen den Geschlechtern."

Memminger Zeitung

"Herzflüge (…) will nicht dokumentieren, es will nicht historisieren, es zeigt eine verrückte, aus den Fugen geratene Welt, in der jeder der Protagonisten auf verlorenem Posten kämpft. In einer stimmigen Inszenierung feierte das Stück seine Uraufführung vor einem begeisterten Publikum."

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Theater
Mona Winter

Zuviele Engel hier

1 D, 5 H, Verwandlungsdek

Warten ist nicht Franzis Ding. Dennoch wird sie hin und wieder in ein Warten hineingezwungen... Wenn die Welt ihren Sohn Bubi ruft. Wenn Pioniere ihn in ihre Mitte nehmen und viel Abenteuerliches versprechen. Denn der Krieg ist der Held, wenn man auf der richtigen Seite steht.
Franzi lebt vom Schreiben. Manchmal werden die Wörter zu Kannibalen. Fressen sie auf. Dann offenbart sich die Schriftstellerin als Schreibhasserin. Eigentlich will sie nicht Bücher, sondern das Leben verfassen. Aber die Wörter fallen sie an. Fangen in ihrem Kopf an zu toben. Sie kann ihnen nicht widerstehen. Wenn sie in die Wörter eintaucht, kriegen sie ihr Geschlecht. Ihre Sprache, ihr Schreiben wird Teil ihres Körpers. Und sofort ist sie für die Männerwelt verloren.
Zuviele Engel hier ist aus einer Folge von Wörtern heraus geschrieben, die durch Verschiebungen und zugespitzte Akzentuierungen einen neuen Sinn ergeben. deshalb arbeitet das Stück mit Brechungen: satirischen Überhöhungen, Zitaten aus Franziskas Leben, Comicelementen, tragischen Abstürzen, Traumspielen und musikalischen Geschichten.

Über die bayerischen Landesgrenzen hinaus ist sie berühmt geworden, Franziska Gräfin zu Reventlow (1871-1917). Männlich in ihrem Liebesverlangen, weiblich in ihrem Mut, kindlich in ihren Spielen. In ihren Liebesexzessen schafft sie sich selber, eine Kunst- und Kultfigur. Rebellisch und meistens in Opposition zu Familie, Staat, herrschender Moral, nimmt sie jenes libertine Lebensgefühl vorweg, das sich in Europa vor dem ersten Weltkrieg in der Subkultur ankündigt und später in die Metropolen hineinexplodiert. (Mona Winter)

Junges Theater
Mona Winter

Knock Out

2 D, 2 H, 3 Engel, 1 Dek

Rose und Richie erwachen am Morgen des Lebens als platonische Einheit. Körper und Seele sind ineinander verschlungen. Aber schon bald landen sie mit einem gemeinen Knall auf dem Boden der Tatsachen. Down to earth. Und schon stürzen sie in alle Kalamitäten, die die Erde für sie bereithält.
Richie, Künstlergenie im Selbstverwirklichungswahn, ignoriert Rose und modelliert sein Alter ego, Kid Ron, den Boxer. Rose verdoppelt sich gleichfalls. Ihr Alter ego, Rose 2, tritt als Boxtrainerin aus einem Spiegel, in dem sich die ursprüngliche Rose als Schauspielerin anschaut und Rollen einstudiert.

Kaum aus dem Paradies entlassen, spaltet sich der ganze Mensch in Rose und Richie und wird sogleich auch mit sich selber uneins. Zwei Seelen kämpfen, ach, in jeder Brust. Aber den Originalen entgleiten ihre Doubles, mit den eigensinnigen Seelenteilen. Während eines irrsinnigen Konkurrenzkampfes erschießt Richie seinen Boxer Kid Ron und macht sich damit wieder zum Herrn über seine Geschöpfe. Rose 2 zählt den zu Boden Fallenden aus, während sich Rose und Richie erneut aufeinander zubewegen. Indes ist das Paradies verschlossen. Rose und Richie müssen sich endgültig draußen arrangieren. Zum Finale beginnt ein Kampf der Liebe und des Hasses.

Knock Out arbeitet mit grotesken Szenarien des zeitgenössischen Theaters und setzt darüber hinaus tänzerische und musikalische Elemente ein. Denn der Showdown der vier Hauptdarsteller wird von drei ausgeflippten Engeln, die das Spiel rhythmisch-musikalisch begleiten, karikiert und kommentiert. Alltagsjargon und Kunstsprache, Kinderlieder und Popsongs werden zu einer phantastischen Spielhandlung gemixt. Als Folie einer sehr persönlichen, einer sehr gesellschaftlichen Geschichte.

Theater
Mona Winter

Ich eine von Dir

1 D

ICH, EINE VON DIR ist der poetische Versuch, Marieluise Fleißer mit gegensätzlichen, widerstreitenden Stimmen sprechen zu lassen. Luluise gegen Marie. Die Dichterin tritt uns als eine Doppelte entgegen. Luluise, die Welt-, Berlin- und Brecht-Liebende, die besessen Schreibende gegen Marie, die es immer wieder zurück nach Ingolstadt, zur Heimat zieht.
Zu Hause, weiß man, wer man ist, zu Hause hat man einen Halt. Die warme Milch, das wärmende Nest, die wärmenden verwandtschaftlichen Gemüter, sie alle warten auf Marie. Aus dieser Erde kommt Marie so schnell nicht heraus. Ja, zu Hause gucken die Vorfahren glasig aus dem Boden der Vorväter und grabschen nach ihr mit Knochenhänden, umklammern sie, dass sie bleibt.
Aber Luluise trifft Brecht. Brecht ist eine Potenz. Luluise geht nach Berlin. Hier darf sie allerdings nur Gast des Lebens sein. Brecht ist ein großes Tier, das im Theater am Schiffbauerdamm über die Bühne spaziert. Hier dichtet sich Brecht in die Krebsgeschwüre der Gesellschaft hinein. Brecht sagt: Der Dichter muss duch die Ärsche durch, dann wird er eine Modegröße und landet auf dem Olymp. Brecht stellt Luluises Theaterstück "Pioniere in Ingolstadt" aus. Denn Brecht lässt die Paare in ihrem Stück auf dem Friedhof zwischen den Totenköpfen vögeln. So zieht er den Skandal an den Haaren herbei. Das geht in Luluises Fleisch! Die Heimat tobt. Plötzlich ist sie eine jüdisch-marxistische Volkspest, eine vaterländische Hure.
In die Enge geht alles. Ein Fremdling ist Luluise in der Welt. Aber daheim sitzen die Lieben noch beim Lampenschein um den Tisch herum. Des Tages Mühsal ist auf die Straße gekehrt. Auch Marie kehrt wieder heim. Aus Grausamkeit gegen sich selbst heiratet sie den Tabakwarenhändler Bepp und wächst mit jedem Tag tiefer in den Tabakwarenladen hinein. Nun sind sie abgerissen, die Wünsche der Dichterin. Um das Dichten wird sie die nächsten zwanzig Jahre betrogen.
Ein Leben zwischen extremen Widersprüchen: Politik ... Kunst, Heimat ... Fremde, Anerkennung ... Vergessen, Liebessehnen und Ehealltag, der alle Wünsche erstickt.

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