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Andreas Liebmann

Mein prähistorisches Hirn

Sprachtomographie für ein massloses Organ

„meier ist hirnforscher. er weiss alles über seine krankheit, und einiges über seinen geist. meier hat 40 jahre gehirne untersucht, in händen gehalten, aufgeschnitten, fotographiert, entsorgt. meier hat ahnung vom gehirn, liebt und hasst es. er träumt vom gehirn und will es wieder vergessen. meier wird immer hilfloser. sein hirn macht nicht, was meier will. sein körper macht nicht, was meier will, seine kollegen machen nicht, was meier will, die welt macht nicht, was meier will. meier wird sterben, meier zerfällt, und was meier bleibt: seinen zerfall beobachten, seinen zerfall mitdenken, seinen zerfall mitteilen. wir erzählen davon.“

Aus einer einjährigen Begegnung mit einem schwerkranken Neurologen entwickelt der Regisseur und Autor Andreas Liebmann einen Abend für vier Schauspieler und zwei Musiker.

Auftragsarbeit für das Theater Freiburg

4 Darsteller, 2 Musiker

UA: 9.10.2010 · Theater Freiburg · Regie: Andreas Liebmann

Ursendung: 12.02.2017 · WDR · Regie: Andreas Liebmann

Kritiken

nachtkritik

„Der daraus entstandene Text ist ein starkes Stück Literatur über das Verhältnis des Menschen zu seinem Hirn. Die Fallhöhe markiert der Satz, dass die Evolution den Mensch mit seinem Hirn überfordert hat, und dass das Hirn nicht dafür konstruiert ist, so lange zu leben, wie die Apparatmedizin es ermöglicht. Die Folge wird ein Planet der Dementen.“

nachtkritik

„Der daraus entstandene Text ist ein starkes Stück Literatur über das Verhältnis des Menschen zu seinem Hirn. Die Fallhöhe markiert der Satz, dass die Evolution den Mensch mit seinem Hirn überfordert hat, und dass das Hirn nicht dafür konstruiert ist, so lange zu leben, wie die Apparatmedizin es ermöglicht. Die Folge wird ein Planet der Dementen.“

Aufführungsarchiv

09
Oktober 2010
Andreas Liebmann

Mein prähistorisches Hirn

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UA
Regie Andreas Liebmann
Theater Theater Freiburg, Freiburg

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Theater
Andreas Liebmann

explodiert - vorschlag für einen theaterabend -

6 - 8 Schauspieler (Mehrfachbesetzungen sind notwendig)

Die Familie ist eine Musikerfamilie. Die Mutter erhält ein Angebot, für ein, zwei Monate in die Mongolei zu fahren – wenig, wie man meinen könnte, und der Vater unterstützt sie dabei. Aber kaum ist sie weg, bricht seine Welt zusammen und er spürt, dass ihn nichts Eigenes mehr hält. Er verschwört sich mit seinen Töchtern und gibt der Mutter in einem Telefonat klar zu verstehen, dass sie nicht mehr zurückzukommen braucht. Die Mutter werde jetzt verstoßen.
Anschließend macht er sich auf eine Reise nach Sizilien – auf der Suche nach etwas Ursprünglichem, was er verloren zu haben glaubt. Da seine Tochter Anna seinen alleinigen Abgang nicht akzeptiert und mitgeht, reisen sie zu zweit.
Das Stück arbeitet mit starken Schnitten und häufigen Ortswechseln, die über die Sprache erreicht und signalisiert werden. Es zeigt Menschen einer Familie, die so stark zusammengefügt ist, dass eine kleine Änderung alles ins Wanken bringt und stellt die Frage, wie sehr wir zu unseren „Nächsten“ wirklich gehören, und wie sehr wir überhaupt Individuen sein können, in der dauernden und starken Verbindung mit anderen. Alle Personen, die in dem Stück vorkommen, kämpfen mit dem Druck, jemand sein zu müssen, aber ohne genau zu wissen, wie sie das überhaupt erfahren können. So suchen sie sich ihre Wege: in der Verbindung mit einem Liebespartner, im Ausreißen aus festen Strukturen, auf der Suche nach Essenzen in der Musik. Am Ende des Stückes sind die Personen versprengt in der Welt oder tot. Ihre alte Heimat haben sie aufgelöst, aber was ist an deren Stelle getreten? (Andreas Liebmann)

explodiert wurde unter dem Titel die toten von heilbronn 2007 bei den Werkstatttagen des Burgtheaters Wien vorgestellt.

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Andreas Liebmann

Blue Garden

Altes Zürcher Bürgertum, zerfallende Biographien, heimisches Geld. Eine Old Lady blickt auf ihr von materiellen Sorgen unbeschwertes Leben zurück: In den 30ern residierte sie mit ihrer Familie in einem herrschaftlichen Anwesen am Zürichhorn - dem heutigen Museum Bellerive.
Der Stoff basiert auf Lebenserinnerungen von Mitgliedern eines Zweigs der Familie des Autors und Regisseurs Andreas Liebmann. Die Cousine seines Vaters ist im heutigen Museum Bellerive aufgewachsen, das ihr Vater, ein Zürcher Seidenhändler, hatte bauen lassen. Das Bellerive ist ein herrschaftliches Anwesen mit separaten Eingängen für Bedienstete, einer großen Marmortreppe für gesellschaftliche Auftritte und einem Männersalon für zigarrenrauchende Stützen einer nervösen Gesellschaft. Wegen des Krieges zieht die jüdische Familie nach Amerika, wo sie später heimisch wird und ihren Reichtum in Eigentumswohnungen und lebenslange Absicherung verwandelt. Der Vater und Hausbesitzer aber kehrt noch Anfang der 40er Jahre nach Zürich zurück, wo er in seinen selbst gebauten Mauern mit Blick auf den See stirbt.
Die 90jährige Grand Dame lebt noch heute in New York. Ihr Geld bewahrte sie vor der Erwerbsarbeit, von der sie lapidar sagt: »I tried it once, but I didn't like it«. Ein nostalgischer Trip ohne Vergangenheit.
Das Hörspiel war im Sommer 2015 im Rahmen der von Barbara Weber veranstalteten Reihe zu "Grey Gardens" im Theater der Künste Zürich in Kombination mit einem Live-Auftritt von Peter Liebmann (Andreas Liebmanns 84jähriger Vater) am Cembalo als Performance zu erleben.

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