Junges Theater

Lorenz Langenegger

Nordwärts

Nordwärts handelt von Sehnsucht und Fernweh, aber auch von Schicksal und Selbstbestimmung. Zwei Brüder sind unterwegs in Skandinavien. Sie suchen nach dem Tod der Mutter ihren Vater und begegnen sich selbst.
„Der Nordpol war der Gipfel aller Wünsche, anderes ordnete [die Mutter] dem zu und unter. Sie ging Umwege, machte Kompromisse, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Dennoch kam alles anders. Sie verliebte sich unterwegs in den norwegischen Wäldern, wurde schwanger und sollte sich nun entscheiden zwischen dem Norden und der Familie. Der Nordpol blieb ein Traum. Ihre Tagebuchaufzeichnungen halten nur den Weg dorthin fest. Vor ihren Zwillingssöhnen jedoch machte sie aus dem Traum Realität, erinnerte und erzählte von nie erlebten Abenteuern und konnte so sogar die Nichtexistenz des Vaters der Kinder in der Familie mit einem besonderen Glanz versehen ...
Wenn die Brüder am Ende sehr verschiedene Reiseziele haben, ist das das Ergebnis auch ihrer Emanzipation: ... Robert befreit sich von den Vaterbildern, die die Mutter prägte und sucht selbst nach familiären Zusammenhängen. Thomas behauptet sich mit seinen Fragen nach den Sehnsüchten und Enttäuschungen der Mutter und findet daher ein anderes Ziel: den Nordpol, das Reiseziel der Mutter.“
(Ankündigung des Theaters an der Sihl, Zürich)

Altersempfehlung 14+

1 D, 3 H

UA: Februar 2005 · Theater an der Sihl, Zürich · Regie: Brigitte Soraperra

Kritiken

Tagesanzeiger

„Dabei gelingt es Langenegger, nie moralisch oder schwer zu werden. Der Text verschränkt gekonnt unterschiedliche Zeitebenen ... die kurzen Sätze sind klar gesetzt. Es lockt eine abstrahierende szenische Umsetzung.“

Tagesanzeiger

„Dabei gelingt es Langenegger, nie moralisch oder schwer zu werden. Der Text verschränkt gekonnt unterschiedliche Zeitebenen ... die kurzen Sätze sind klar gesetzt. Es lockt eine abstrahierende szenische Umsetzung.“

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UA Frei

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Lorenz Langenegger

Wo wir sind

3 D, 3 H

Ein Stadtpark in der Nacht. Sechs Einwohner der Stadt halten sich aus unterschiedlichen Gründen darin auf. Markus, der zu viel und bis spät abends arbeitet, trifft sich einmal in der Woche mit Amir am Teich. Amir hat zu viel Zeit. Er darf nicht arbeiten, aber seine Familie in der Heimat braucht dringend Geld, um einen Anwalt zu bezahlen, der seine inhaftierte Schwester ausfindig macht. Im letzten Sommer hat er Lena kennengelernt, die mit ihren Freundinnen Urlaub am Mittelmeer genoss.
Lena überredet ihren Freund Bastian, das Zelt und die Schlafsäcke einzupacken, um sich dem Protest im Park anzuschließen. Bastian ist Rettungssanitäter und versteht nicht, was mit seiner Freundin passiert, und weshalb sie ständig von Amir angerufen wird, obwohl sie behauptet, ihn kaum zu kennen.
Bastian läuft weg und trifft auf Sabine, die Markus sucht, weil ihr gemeinsamer Sohn mit einer Infektion auf der Quarantänestation des örtlichen Krankenhauses liegt. Sabine fürchtet ihren Mann zu verlieren. Seit der Geburt des Kindes macht sich Markus Sorgen, die außer Kontrolle geraten. Seine beruflichen Analysen dringen ins Private ein. Er will für seinen Sohn einen sicheren Hafen bauen, ein Netz, das ihn auffängt, wenn alle Stricke reißen.
Anna kann es schon einmal passieren, dass ihr die Tageszeiten durcheinander geraten, und sie nachts spazieren geht. Nach dem Tod ihres Mannes, der fürs Außenministerium unterwegs war, wohnt sie alleine in der Wohnung mit Aussicht auf den Park, bis sie auf der Straße hinfällt und ihr Amir, der für die kalte Jahreszeit ein Dach über dem Kopf braucht, auf die Beine hilft.
Hat sich Lena entschieden? Wer hat Markus niedergeschlagen? Warum hat Amir schon wieder eine neue Telefonnummer? Hat sich Sabine bei ihrem Sohn angesteckt? Die Figuren verfangen sich in einem fein gestrickten Netz aus Dialogen. Eine Tür stößt die nächste auf. Räume öffnen sich - und Abgründe. Gewissheiten gibt es keine. All diese Begegnungen laden zu unterschiedlichen Deutungen ein.

UA Frei

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Lorenz Langenegger

Geschwister

3 D, 1 H

Gabriela: „Ich habe ein Kind. Ich bin verheiratet. Einen Beruf. Eine Wohnung. Ich – “
Tom: „Endlich können wir eine richtige Familie sein.“
Maja: „Jetzt läufst du davon. Sehr gut. Sehr sehr gut. Was für eine Familie!“
Doris: „Das bin ich. Das ist alles. Du darfst nicht zu viel erwarten.“

Mitten in der Nacht findet Gabriela einen Fremden in ihrem Bett. Er entpuppt sich als ihr Bruder Tom, den sie seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen hat. Wie ist Tom in die Wohnung gelangt? Wieso hat ihre Tochter Maja ihn hereingelassen? Im Folgenden erleben wir in einer die Zeitebenen verschachtelnden Szenenabfolge, wie Tom in Gabrielas Leben eindringt. Auf der Straße trifft er Doris zum ersten Mal, die Tür zur Wohnung im einundzwanzigsten Stock wird ihm von der fünfzehnjährigen Maja geöffnet, Doris wird von Gabriela ins Wohnzimmer gebeten und Tom und Gabriela treffen sich schließlich in der Intimität des Schlafzimmers. Allmählich setzt sich das Mosaik zusammen. Tom ist mit achtzehn von zu Hause ausgezogen, er ließ Eltern zurück, die er angeblich nie für seine wirklichen Eltern gehalten hat, und er flüchtete vor seiner damals fünfzehnjährigen Schwester Gabriela, für die er heftige Gefühle hegte. Jahrzehnte später beendet die Finanzkrise seine Karriere als Banker und er macht sich auf die Suche nach seinen wirklichen Eltern. In der suchtkranken Doris, behauptet er, seine Mutter gefunden zu haben. Und nun ist er da, um Gabriela davon zu überzeugen, dass er nicht ihr Bruder ist und es keine Hindernisse mehr gibt für ihre Liebe.

Familie – Bindungen, Erwartungen, Vertrauen und Nähe, aber auch Trennungen, Täuschung, Misstrauen und Distanz – fesselnd beleuchtet Lorenz Langeneggers neues Stück diesen Themenkomplex und hält dabei vieles in der Schwebe.

UA Frei

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Lorenz Langenegger

Rakows Dom

3 D, 4 H

"Lorenz Langenegger gewinnt Stückewettbewerb der Schaubühne ... Die Jury ... lobt die stringente Dramaturgie und die ökonomische Sprache von Rakows Dom. Die Charaktere sind nach Meinung der Jury scharf gezeichnet, und Langenegger gelingt eine humorvolle Darstellung des Kosmos’ einer kleinstädtischen Gesellschaft ... Rakows Dom beschreibt den Irrsinn des Glaubens an Geld und Macht, die Absurditäten politischer Mechanismen und die große Verdrängung einer Familienlüge." (Pressemitteilung der Schaubühne)

In vergangenen Jahrhunderten haben reiche und mächtige Familien Schlösser oder Kirchen gebaut. Heute sammeln sie Kunst, gründen Stiftungen gegen das Elend auf der Welt, halten sich einen Fußballverein oder gewinnen einen Segelwettbewerb. Was aber, wenn sich heute einer in den Kopf setzt, einen Dom zu bauen? Handelt es sich dabei um eine große Idee, der sich kleingeistiger Widerstand entgegen stellt oder doch eher um Größenwahn, der im Keim erstickt werden muss? Weshalb ist der Pfarrer gegen das neue Gotteshaus und die Künstler dafür, obwohl ihre Ateliers dem Prunkbau weichen müssen? Frau Rakow und die Stadtpräsidentin unterstützen das Vorhaben von Amtes wegen. Der feinfühlige Junior vermisst seine Schwester Jelena, deren Kuraufenthalt er seinem Vater anlastet, und bringt wenig Begeisterung für die Pläne seines Erzeugers auf. Das Mädchen von der Kunsthochschule hingegen hat sich ihre künstlerische Jungfräulichkeit für ein Werk von solchem Ausmaß erhalten und ist entschlossen, Rakows Wunsch einer Heirat mit Junior zur Eröffnung des Jahrhundertwerks nachzukommen. Und das alles nur, weil ich ein Stück hab schreiben wollen über einen, der einen Dom bauen will, weil es ihm die Kuppeln angetan haben. (Lorenz Langenegger)

Im Rahmen des 7. Festivals Internationale Neue Dramatik (F.I.N.D.7) der Schaubühne wurde das Stück in einer von Sebastian Nübling eingerichteten szenischen Lesung präsentiert.

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