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William Faulkner

Requiem für eine Nonne

Schauspiel in 3 Akten
(Requiem for a Nun)

Faulkners Requiem für eine Nonne ist eine unaufhörliche Beichte, erzwungen nach immer wieder versuchter Flucht. Das Leben von Temple Stevens ist schrecklich. Bereits als College-Girl begann sie mit der Prostitution. Sie ging durch alle Höllen hindurch, durch die Höllen, die in ihr selbst sind, und durch die Höllen, die andere für sie bereithalten. Gemeinheit, Gier, Mord - ein ganzes Kompendium des Bösen wird aufgerissen. Sie ist kein Opfer des Bösen, sondern sie hat vom Bösen Besitz ergriffen, hat es in sich genährt, mit Willen Vorsatz, ruchlos, das eigene Gewissen immer wieder erstickend.
Nun hat Nancy Mannigoe, ihr Dienstmädchen und ihre Leidensgenossin, eines von Temples Kindern getötet. Und zwar genau in dem Augenblick, in dem Temple wieder, mit dem Bösen im Herzen, vor sich selbst fliehen wollte. Sie hätte selbst ihre Kinder leiden lassen, um sich nicht ihrem Gewissen stellen zu müssen.
Nun kann sie nicht mehr vor sich selbst fliehen, denn Nancy wurde für sie zur Mörderin. Ein verzweifelter Mord, der ein heilsamer Schock für Temple sein sollte.
Nancy wird zum Tode verurteilt. Temple geht zum Gouverneur und legt dort unter Qual und Not ihre Lebensbeichte ab, um Nancy zu retten.

2 D, 7 H, 5 Dek

UA: 09.10.1955 · Schauspielhaus Zürich · Regie: Leopold Lindtberg

Ursendung: 13.12.1955 · HR · Regie: Leopold Lindtberg · Bearbeitet von Willy H. Thiem

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Theater
William Faulkner

Als ich im Sterben lag

Deutsch von Albert Hess, Peter Schünemann
2 D, 5 H

"Als ich im Sterben lag gehört zu den überragenden Meisterwerken der modernen Literatur. William Faulkner (1897-1962) selbst hat den in nur knapp sieben Wochen verfassten Roman, der 1930 unter dem amerikanischen Originaltitel As I Lay Dying erschien, mehrfach als seinen besten Roman bezeichnet.
In wechselnden Perspektiven wird mit sardonischem Humor erzählt, wie der arme Südstaatenfarmer Anse Bundren gemeinsam mit seinen Söhnen Darl, Cash, Jewel, Vardaman und seiner Tochter Dewey Dell das Versprechen erfüllt, das er seiner Frau Addie vor ihrem Tod gegeben hat, nämlich sie im Familiengrab in ihrer Geburtsstadt Jefferson beizusetzen.
Die wahnwitzige Odyssee der Familie nach Jefferson wird begleitet von Feuer- und Wasserkatastrophen, die wie ein Fluch der Verstorbenen über die Teilnehmer des Leichenzugs kommen. Im Laufe dieser makaberen Pilgerreise wird nicht nur ein Geheimnis der Mutter enthüllt, durch das die einzelnen Familienmitglieder gezwungen werden, das Bild, das sie sich zu Lebzeiten von ihr gemacht haben, zu revidieren, sondern es setzt auch ein erbarmungsloser Offenbarwerdungsprozess ein, der die Verstrickung der Bundrens in Schuld und Gewalt zu Tage fördert.
Eine zentrale Frage, die Faulkner in Als ich im Sterben lag aufwirft, ... ist die Frage nach Identität und inwiefern Sprache ein Mittel sein kann, die Identität einer Person festzumachen. Addie Bundren gelangt im Zuge der Reflexion über ihr Leben zu der Einsicht, dass "Wörter keinen Sinn haben, dass Wörter nie passen, gleichgültig, was sie auszudrücken versuchen." (Deutsches Schauspielhaus Hamburg)

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