Theater

Andreas Marber

Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn

Text für eine Schauspielerin, einen Globus, eine Handvoll Seemannslieder und eine Flasche Sekt

Jedes Jahr an seinem Todestag gedenkt sie mit einer Flasche Sekt des Verlusts ihrer großen Liebe: Ihr Mann war Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff, auf allen sieben Weltmeeren unterwegs – und selten bei ihr. Doch dann hat sie ihn an das Meer verloren. An seinem Geburtstag, ausgerechnet. Sie, die zurückgelassene Seemannsbraut, träumt sich nun Jahr für Jahr zurück in dieses Leben. Sie erzählt von rauschhaften Kapitänsdinners, von liebestollen Kreuzfahrtpassagierinnen, von stolzen Seebären und zurückgelassenen Landratten, von zarten Händen und prächtigen Uniformen.
In ihrer Phantasie auf dem Deck eines Luxusdampfers, in der Realität verloren an einer Flasche Sekt, verliert die Braut zunehmend den festen Boden unter ihren Füßen. Hat das Meer wirklich ihren Mann umschlungen? Oder ist diese wilde Fahrt übers Meer, diese lustvolle Kreuzfahrt voller deftiger Seemannslieder nur leidenschaftlich gesponnenes Seemannsgarn? (Ankündigung des Staatstheaters Mainz)

1 D

UA: 21.11.2010 · Staatstheater Mainz · Regie: Philipp Kugler

Aufführungsarchiv

21
November 2010
Andreas Marber

Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn

Theater

UA

Regie Philipp Kugler
21
März 2011
Andreas Marber

Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn

Theater

Regie Sinja Bohn
Theater Theater Kiel AöR, Kiel
11
September 2011
Andreas Marber

Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn

Theater

Regie Martin Maria Blau
Theater Hamburger Kammerspiele, Hamburg
26
Mai 2013
Andreas Marber

Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn

Theater

Regie Stefan Rogge
Theater Stadttheater Bremerhaven, Bremerhaven
14
Februar 2014
Andreas Marber

Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn

Theater

Regie Oliver Lisewski
19
Mai 2017
Andreas Marber

Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn

Theater

Regie Hans-Peter Krüger
Theater Theater Fletch Bizzel, Dortmund

Weitere Stücke

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Theater

Andreas Marber

Die Beißfrequenz der Kettenhunde

3 D, 4 H

Es beginnt alles mit einem kleinen Wunder. Mitten in Dhaka, Hauptstadt von Bangladesch, im 'Deutschen Klub' trifft Peter Vischer, gescheiterte Existenz ohne jede Perspektive, auf Rudolf Klaase, einen alten Freund seines Vaters, und erhält unerwartet eine Chance für einen beruflichen Wiedereinstieg. Klaase will ihn als Geschäftsführer für seine in Hamburg ansässige Firma einstellen .... Grund für Klaases Entscheidung ist sein 'Bauch-Gefühl', das ihm sagt, dass dieser junge Mann noch etwas vor sich hat – und mit seinem Bauch ist der erfolgreiche Geschäftsmann sein Leben lang gut gefahren. ...
Was sich dann allerdings innerhalb der nächsten Wochen in Hamburg in den Geschäftsräumen der Firma 'Powerclothing' abspielt, lässt uns als Beobachter hilflos zuschauen, wie radikal ein solcher Wiedereinstieg misslingen kann. Vischer, voller Elan und ungeheurer Hoffnung auf Gelingen und Glück, missdeutet bis zuletzt die Worte und Gesten seines Chefs und seiner untergebenen Mitarbeiterinnen und erkennt endlich als Letzter, wie er wieder einmal voll gegen die Wand fährt. Und diesmal gibt es kein Zurück mehr: Vischer greift zur letzten Möglichkeit, sorgfältig und mit der Kraft des Verzweifelten nimmt er einen radikalen Plan in Angriff.

Während wir einem Gescheiterten beim Scheitern zuschauen, wirft der Autor Andreas Marber ganz nebenbei einen Blick auf ein Wirtschafts-System, das solche Opfer leicht verschmerzt. Schließlich ist jeder ersetzbar. Und der Blick ist nach vorn gerichtet, niemals zurück. (Ankündigung des Thalia Theaters Hamburg)

Theater

Andreas Marber

Falstaff

6 Darsteller:innen

"Der Prinz hat ihm das Herz zerbrochen"
- die brüllend komische Tragödie des Falstaff

Wir kennen den dicken Ritter Falstaff als Witzfigur aus Oper, Operette und Komödie: dem Wein verfallen, und der Damenwelt, Held unehrenhafter Abenteuer mit unglücklichem Ausgang. Der Falstaff aber, dessen Geschichte Shakespeare in seine Dramen über Heinrich IV. und Heinrich V. hineingewoben hat, ist dagegen ein veritables Ungeheuer. Versoffen, korrupt, verlogen, feige: das jämmerliche Zerrbild der menschlichen Existenz. Umso verblüffender sein Umgang: der junge Prinz Heinrich, Thronfolger des von Bürgerkriegen geplagten Englands. Das ungleiche Paar zankt und versöhnt sich, sie verfluchen sich und erwachen doch am Morgen in einem Bett. Der König zwingt den Prinzen in den Krieg, wo der junge Mann sich tatsächlich bewährt – um doch, nach Kriegsende, wieder sein altes Leben mit Falstaff aufzunehmen. Auch Falstaff kann dem Krieg nicht ganz entkommen, und wenn es schon nicht anders geht, so schlägt er wenigstens noch Geld heraus. Der König stirbt, Falstaff sieht sich als Protegé des neuen Königs, er hält sein Glück für gemacht – doch der schickt ihn zum Teufel: Er kennt ihn nicht. Und Falstaff stirbt, weil ihm "der Prinz das Herz zerbrochen hat". Das rührende Ende einer skandalösen und rätselhaften Freundschaft.

Es ist eine Komödie, und es ist eine Farce: Falstaffs Charakter und sein Leibesumfang sind gewaltig, sein Witz und seine Selbstverliebtheit gnadenlos. Nur dem eigenen Vorteil verpflichtet, legt er ethische Grundsätze in Trümmer. Was verbindet die beiden? Warum verfällt der Mann, auf den ein Königreich wartet, dem Charme des Bösen? Die ungleichen Freunde wissen es selbst nicht: "Was ist es, was mich derart an ihm anzieht", fragt sich Falstaff, als er sich vom Prinzen verraten sieht – während der Prinz die schlechte Laune, die ihn wegen der Abwesenheit Falstaffs überfällt, mit grausamen Spielen und zynischen Sprüchen zu vertreiben sucht. Und da kippt es um und wird tragisch: Falstaff, der nur halb gescheite, aber ganz von seiner eigenen Genialität überzeugte Denker, versucht den Prinzen zu benutzen, um gesellschaftlich aufzusteigen – und dabei entgeht ihm, dass es vielmehr der Prinz ist, der ihn benutzt: zur Bereicherung seines mittelmäßigen Verstands und zur Erziehung seiner unterentwickelten Gefühle.

Das Lustspiel Falstaff kommt mit sechs Darstellern aus. Falstaff schlüpft in die Rolle Heinrichs IV. - zuerst im Spiel, wenn er mit dem Prinzen die Strafpredigt einübt, die den missratenen Sohn im Palast erwartet, dann im Ernst, wenn er als König Krieg führt und schließlich den Thronfolger verfluchend stirbt und so den eigenen traurigen Tod vorwegnimmt. Die anderen spielen alle anderen Rollen, die das Drama Falstaff bis zum Untergang des Helden braucht: Beamte, Soldaten, Rebellen, Musiker und Prostituierte – die ganze mittelalterliche Welt, die Shakespeare nutzt, um ein überzeitlich widerliches, liebenswertes Scheusal zu zeichnen, einen abstoßenden, hinreißenden, sinnlichen, unersättlichen Anti-Menschen, über dessen elenden Tod am Ende doch, ganz unvermutet, Trauer einkehrt.


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