Theater

Laura Dabelstein, Leo Meier

Spielerfrauen

Spieler sind Helden. Identifikationsfiguren. Millionenschwere Assets. Und ihre Frauen? Welche Rolle nehmen sie ein? Und wie gehen Leistungssportlerinnen mit dem allgegenwärtigen Sexismus und patriarchalen Machtstrukturen im Sport um? Spielerfrauen, eine Textcollage von Laura Dabelstein und Leo Meier, verhandelt in vielschichtiger Weise die Leben und Erfahrungen von Frauen, die entweder mit Berufsfußballspielern in Beziehungen stehen oder selbst Spielerinnen sind. Aus verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen heraus beleuchten sie Liebe, Eifersucht, Erwartungen, die Glamourwelt des Profisports sowie die persönlichen Kämpfe und Herausforderungen, mit denen die Spielerfrauen konfrontiert sind.
Laura Dabelstein und Leo Meier haben für die Inszenierung von Lena Brasch am Berliner Ensemble dramatische Miniaturen geschrieben, die frei collagiert werden können. Es ergibt sich ein fragmentarisches Bild von der komplexen und teilweise sexistischen Welt des Fußballs – einerseits satirisch überhöht mit schneidendem Humor, teilweise schockierend offen und schmerzhaft präzise.

„Jeder Skandal um einen knutschenden Funktionär ist interessanter als die sportliche Weltklasse Leistung einer weiblichen Fußballmannschaft. Ist doch so, oder?“

Auftragsarbeit für das Berliner Ensemble

frei zu besetzen

UA: 09.05.2024 · Berliner Ensemble · Regie: Lena Brasch

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Theater
Noëlle Haeseling, Leo Meier

Ich, Akira

1 Darsteller:innen

Der Hund – des Menschen bester Freund. Devot. Treu ergeben. Sklavisch untertan. Der klassische Befehlsempfänger. Und daher gilt vom röt’sten Links ins braunste Rechts hinein dies eine als gegeben: »Happiness is a warm puppy.« (Charles M. Schulz) Der Mensch liebt seinen Hund. Und der Hund liebt bedingungslos zurück, denn er unterscheidet nicht zwischen arm und reich, hübsch oder hässlich, gut oder schlecht.
Doch was, wenn der Hund ein Verständnis hätte »for the greater good«? Wenn ein Hund, Verantwortung für sein Herrchen oder Frauchen übernehmend, entscheiden könnte, bis hierhin und nicht weiter? Wenn er über eine Ethik, eine Moralphilosophie verfügte? Hätte Blondi den zweiten Weltkrieg verhindern können? Oder Putins Buffy den dritten? Meldehunde retten verwundete Soldaten, der Bernhardiner verschüttete Skifahrer, und Therapiehunde so manches Seelenheil. Könnte ein Hund die ganze Welt retten? Oder zumindest aktiv verbessern? Und verdient wirklich jedermann die Liebe eines Hundes? Ein Beispiel?
Im ganz konkreten Fall dieses Monologstücks hier heißt der Herr Attila Hildmann, war Kochbuchautor und ist mittlerweile realitätsverlustierter Verschwörungsideologe, der als Speerspitze einer rechtsextremen Bewegung von Reichsbürgern und Corona-Leugnern nicht müde wird, sein Natterngift in einschlägig bekannten Netzwerken zu verspritzen. Drüber hinaus ist Hildmann Papa. Ist Papa von Akira. Einem Huskie. Einem Hund. Der sich in einer Zwickmühle befindet: »Ich bin heute Abend hierhergekommen, weil ich Ihnen eine Frage stellen möchte. Es ist eine etwas heikle Frage. Deswegen kann ich sie nicht alleine beantworten. Weil ich Ihre Hilfe brauche.«
Und die Frage? – »Wuff Wuff Wuff.« (Saarländisches Staatstheater, Sparte4)


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Leo Meier

zwei herren von real madrid

4 D, 4 H, Doppelbesetzung möglich

Zwei Herren begegnen sich im Wald. Der eine flippt Steine. Der andere spielt nicht in seiner Freizeit. Der eine ist Stürmer, der andere Mittelfeldspieler. Beide sind Profifußballer bei Real Madrid. Was für ein herrlicher Zufall. Man kommt ins Gespräch und redet über die ewige Angst vor dem Sterben und über Pokale. Und weil man einander so sympathisch findet, lädt der Stürmer zu einem besinnlichen Weihnachtsfest ins Elternhaus ein. Ein gewagter Schritt, doch der Mittelfeldspieler ist begeistert. Bringt sogar ein selbstgebackenes Bananenbrot mit, das jedoch zu einem allergischen Schock der Mutter und zu ihrem vorzeitigen Ableben führt. C'est la vie.

Auf der Beerdigung der nur scheinbar toten Mutter - sie wird ihr eigenes Begräbnis verpassen - wird fröhlich beschwipst bei Kontersekt kondoliert, während sich Stürmer und Mittelfeldspieler zum ersten Mal küssen. Doch die zarte Liebe zwischen den beiden bleibt nicht lange unentdeckt - ein Foto ihres ersten Kusses geht viral. Und so müssen die Fußballer auf der ersten Pressekonferenz des Jahres zahlreiche Fragen über sich ergehen lassen. Was noch viel schlimmer ist - plötzlich werden auch noch die Wechselpläne des Stürmers zu Paris Saint-Germain aufgedeckt! Hat diese junge Liebe eine Chance? Eines ist sicher, die Welt wird sich weiterdrehen, wie der Ball vor ihren Füßen - egal auf welchem Rasen.

Mit viel Empathie und feinsinnigem Humor verschränkt Leo Meier Fiktion und Realität und erschafft eine Gegenwelt, in der erfolgreiche Profifußballer einander ihre Liebe gestehen und Sergio Ramos ergreifend über den Sinn und die Vergänglichkeit des Lebens philosophiert.

Theater
Leo Meier

fünf minuten stille

3 Darsteller:innen, ein Zombie

Drei Unbekannte in einem Raum. Sie möchten der Stille lauschen. Ein Refugium der Ruhe und Entspannung, aus dem man entfernt die Vögel im Geäst hören kann. Nur das Pochen des eigenen Herzens gibt den Takt an. Eine Wohltat, das alles – könnten die drei nur für fünf Minuten die Fresse halten. Stattdessen debattieren sie konstant miteinander, zerren das lärmende Alltagsgezeter mit sich an diesen Ort der Ruhe und Einkehr. Streiten statt schweigen – und die Hölle, das sind ja bekanntlich die anderen. War man sich zunächst so schön einig, prallen jetzt die unterschiedlichen Lebensvorstellungen aufeinander. Dann lieber raus hier und wieder zurück zu Krach und Smog. Doch leider ist die Tür versperrt, und vom Schlüssel fehlt jede Spur. Finden die drei hier in diesem tristen Ort einen Konsens oder doch eher ihre letzte Ruhe?

Leo Meier, der für sein Debütstück zwei herren von real madrid den Publikumspreis und den SWR2-Hörspielpreis des Heidelberger Stückemarkts 2022 gewann, gelingt ein kleines Wunder. Mit vermeintlicher Leichtigkeit und befreiendem Humor entwirft Meier ein selbstkritisches absurdes Drama für unsere heutige Zeit. Gibt es ein richtiges Leben im 21. Jahrhundert? Und falls ja, wie sieht es aus? Wo bleibt der eigene Sinn im Leben, angesichts verheerender Klimakatastrophen und der Verrohung der Gesellschaft? Vielleicht ist es die Poesie, die uns retten wird – oder auch nicht. Das Stück reißt Wunden auf, streut Salz hinein und streicht vorsichtig und sanft heilendes Balsam darauf.

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Leo Meier

auf der suche nach dem verlorenen bagger

frei zu besetzen

Der fünfjährige Alfi hat den hässlichsten Spielzeugbagger auf der ganzen Welt, doch seine Mutter möchte ihm partout keinen neuen kaufen. Das ist ein großes Problem, denn mit diesem wertlosen Stück Plastik macht er sich zum Gespött des gesamten Kindergartens. Also heckt er einen geheimen Geheimplan aus: Den Bagger verschwinden lassen und aus dem Kindergarten entwischen, um in der nächstgelegenen Polizeistation eine Vermisstenanzeige für den "verloren gegangen" Bagger aufzugeben. Alles tipptopp von den Cops zertifiziert – da wird seine Mutter keine andere Wahl haben, als ihm einen neuen, ferngesteuerten Bagger zu kaufen, oder?

Leider hat der kleine Alfi die Rechnung ohne die Polizistin auf der Hauptwache gemacht, die es sich zum persönlichen Ziel setzt, Alfis verschollen geglaubtes Spielzeug zu finden. Schon bald eskaliert die Situation, und Alfis wasserdichter Plan führt zu einer überregionalen Suche, in der nicht nur eine Frau aus dem Fundbüro, ein Mensch mit gelber Jacke, Oma und eine Showmasterin involviert sind. Mit seiner Suche nach dem "verlorenen" Bagger schafft es der neunmalkluge Alfi dann schließlich sogar ins Fernsehen. Und das bekommt dann auch seine Mutter mit. Scheiße.

Alfis Plan setzt innerhalb eines Tages eine Kettenreaktion in Gang. Schon bald geht es nicht mehr um den Bagger allein, denn Alfi scheint der Einzige zu sein, der nicht wirklich etwas verloren hat: Die Erwachsenen projizieren ihre Ängste, Ambitionen und unerfüllten Lebensträume auf den Jungen. Über die Suche nach dem Bagger fördert Alfi die Verluste seiner Mitmenschen zu Tage. Leo Meier hat eine aberwitzige Lausbubengeschichte geschrieben, die sich ganz nebenbei zu einer Reflexion über Trauer und Verlust entwickelt. Eine überschäumende, absurde und manchmal auch tieftraurige Gesellschaftskomödie.

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