Theater

Joseph Breitbach

Zweierlei Helden

Schauspiel in 3 Akten

Ein Spiel um Macht, Verantwortung, Liebe und Idealismus in der Politik:

Ein Staatsbesuch stürzt die 1934 in ihrem Selbstwertgefühl angegriffenen Vertreter der Republik in einen Zwiespalt aus politischem Kalkül und moralischen Grundsätzen. Der König und Diktator eines Balkanlandes wird erwartet; er soll vom Minister in Marseille empfangen werden. Ein Attentat auf den Diktator steht zu befürchten. Um seinem Land keine Blöße zu geben, beschließt der Minister, auf die bei solchen Anlässen übliche Schutzweste zu verzichten, ein Opfer für die Republik. Auch Cécile, seine Geliebte und angeblich Nichte, kann ihn von diesem Entschluss nicht abhalten. Auf dem hohen politischen Parkett äußerst bewandert, verfügt sie über Informationen, die besser nicht an die Öffentlichkeit kämen. In fiebriger Erwartung der Ereignisse wird dies und werden die Heiratspläne Céciles besprochen: Sie liebt Berger, den Adjutanten des Ministers, will ihn aber nicht heiraten, wenn dies bedeutete, sich aus der Gesellschaft zurückziehen zu müssen.
Beim unvermeidlichen Attentat wird der König getötet, der Minister lebensgefährlich verletzt. Er weist an, ohne ärztliche Hilfe bleiben zu wollen, und stirbt. In der allgemeinen Konfusion droht auch Céciles falsche Identität aufzufliegen. Noch bevor man aber ihrer Stellung gefährlich werden kann, passiert das nächste Unglück: Berger erschießt sich an der Totenbahre des Königs. In seinen Augen ein Akt von Patriotismus: Sein Tod soll Sühne für die Unfähigkeit seiner Nation sein, die es nicht vermochte, den König zu beschützen. Cécile nimmt das Angebot einer großen Zeitung an, ihre Informationen über die Politik und Gesellschaft in einer Kolumne zu verarbeiten.

1 D, 3 H, 1 Dek

UA: März 2000 · Theater am Kirchplatz, Schaan · Regie: Georg Rootering

Aufführungsarchiv

17
März 2000
Joseph Breitbach

Zweierlei Helden

Theater
09
April 2000
Joseph Breitbach

Zweierlei Helden

Theater
Theater Kultur & Künste, Koblenz

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Joseph Breitbach

Hinter den Kulissen oder Genosse Veygond

2 D, 6 H, 1 Dek

Die letzte Vorstellung vor den Theaterferien: Hinter den Kulissen leeren sich die Gänge, alle wollen möglichst schnell in den Urlaub. Nur Veygond ist noch auf der Bühne und lässt sich als Autor feiern. Nach dem letzten Vorhang findet er sich mit Arthur, Emile und wenigen anderen allein im Theater wieder. Arthur und seine Genossen, die sich "Urmarxisten" nennen, halten Veygond fest - und mit ihm sowohl seine Geliebte als auch seine Frau Olga. Sie wollen es nicht mehr dulden, dass bei Veygond, einem produktiven und wichtigen Autor für die Partei, Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Er predigt in seinen Werken den Sozialismus, lebt aber selbst im Luxus. Arthur will ihn erst gehen lassen, wenn er auf Band und schriftlich erklärt, dass er sich als Autor selbst enteignet. Es entbrennt eine Diskussion über die Gefahr, die in Veygonds Werken liegt: Er idealisiert den Sozialismus, die "Urmarxisten" wollen aber die Wahrheit dargestellt sehen: nämlich, dass es auch im Sozialismus Schinderei und Entbehrungen geben wird. Auch die bourgeoisen privaten Lebensumstände des Genossen Veygond kommen auf's Tablett. Emile verliebt sich derweil in die Geliebte Veygonds.
Zwei Wochen bleiben die Veygonds eingesperrt, bis Emile einen Vermittler in das verlassene Theater holt: Charles, Parteifunktionär und Freund Veygonds. Man kommt überein, dass man die ganze Angelegenheit vertuschen muss - zum Wohle der Partei. Bei den Verhandlungen darüber hat jeder nur seine eigenen Eitelkeiten und Vorteile im Blick. Emile aber nimmt heimlich die Mitschnitte der letzten Wochen an sich - sie sollen helfen, den Sumpf in der Partei aufzudecken.

Theater
Joseph Breitbach

Die Jubilarin

9 D, 4 H, 3 Dek

Marie Schmidt arbeitet seit 25 Jahren im Warenhaus Seelhof. Das Dienstjubiläum soll jedoch gar nicht gefeiert werden, wenn es nach dem Direktor Grisar geht, denn Marie ist trotz ihrer langen Berufserfahrung und Branchenkenntnis in Herrenwäsche keine "Verkaufskanone".
Nun stellt sich heraus, es soll eine Konkurrenzgründung für Seelhof geben. Emil Braun, ein wahrer "Napoleon des Einzelhandels", stellt bereits bei Seelhof Verkäuferinnen auf die Probe, um die besten von ihnen abzuwerben. Dies erfährt auch Carl Schmidt, Liftboy und Betriebsrat im Warenhaus, der der uneheliche Sohn der Jubilarin ist. Carl macht Herrn Braun das Angebot, seine Mutter anzustellen. Dadurch soll das Jubiläum, das aus Werbegründen nun doch gefeiert werden soll, unmöglich werden.
In der Abteilung Herrenwäsche hat es Streit gegeben. Der Direktor hat die Verkäuferin Krekovius, die "Verkaufskanone der Parfümerie", Marie vor die Nase gesetzt, und die hat sie im Beisein eines Kunden geohrfeigt. Grisar ist für harte Maßnahmen, nur ein Anruf des Generaldirektors, der dem Konkurrenten Braun auf jeden Fall die Eröffnung stören will, rettet Marie vor dem Rausschmiss.
So wird also das Jubiläum begangen; der Rundfunk schickt eine Reporterin, und Marie erlebt den schönsten Tag ihres Lebens. Allen Hörerinnen sagt sie: "Immer wieder würde ich Verkäuferin werden. Aber - ja, vielleicht würde ich lieber in der Parfümerie arbeiten, da sind die Männer nicht so kurz angebunden - da lassen sie sich beraten - und - und vielleicht wäre dann mal einer gekommen, der mich geheiratet hätte."

Theater
Joseph Breitbach

Requiem für die Kirche

1 D, 9 H, 1 Dek

Clemens, der Sohn des Küsters Wirg, ist ertrunken, das Begräbnis kann jedoch noch nicht angesetzt werden, da dessen Leiche fehlt. Doch das Seelenamt könnte man schon halten. So will's der Dechant, so wollen es die Geschwister, darauf dringen die Freunde.
Nur der Vater will nicht dulden, dass das Totenamt gelesen wird. Er ist wie besessen von Verzweiflung, denn er weiß, dass es für Clemens keine Hoffnung auf ewige Seligkeit gibt, dass er der Hölle verfallen ist. Clemens war vom Glauben abgefallen, hatte noch am Ostermorgen, nach der Kommunion, die Hostie vor der Kirche ausgespuckt und zertreten. Die Kirche darf in einem solchen Fall weder Begräbnis noch Seelenamt gewähren. Was sollte auch ein Seelenamt nützen, wenn die Seele längst zur Hölle gefahren ist? Das wäre bloße Zeremonie, abscheuliche Beleidigung Gottes. Das wird der Küster nicht dulden.
So kommt es zu diesem seltsamen Kampf mit vertauschten Rollen. Der Vertreter der Kirche will das Seelenamt gewähren, der eigene Vater will es mit allen Mitteln verhindern, wodurch er sich schließlich eine Entlassung aus der Kirche einhandelt.
Da taucht Clemens wieder auf. Keineswegs tot, inszenierte er das Badeunglück nur um ungestört durchbrennen zu können. Aber als der Dechant ihm Vorhaltungen machen will, schlägt die Wut Clemens' gegen den Vater in Zorn gegen die Kirche um: "Wer hat meinen Vater mit Geboten tyrannisiert. Sein Leben lang hat er unter dem Terror der Religion gestanden. Zuerst habt ihr ihn mit Dogmen abgerichtet, und dann habt ihr ihn für seinen Gehorsam bestraft." In seiner Wut erwürgt Clemens den Dechanten. Nun ist eine Leiche da, nun kann das Requiem gehalten werden - ein Requiem für die Kirche selbst.

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