Zwischen den Zeilen

Hortense und der Marquis werden durch ein Testament gezwungen zu heiraten, denn im Falle einer Eheschließung fallen ihnen 200.000 Franken zu, auf die keiner von beiden verzichten will. Doch heiraten wollen sie jeweils eine(n) andere(n)... Durch eine Intrige gelingt es Hortense, den Marquis so in die Enge zu treiben, dass er die Ehe schließlich mit ihr verweigert, die sowieso nicht unter dem günstigsten Stern geschlossen worden wäre. Hortense kann nun ihren Chevalier heiraten, ohne auf das Geld verzichten zu müssen. Doch auch für den Marquis ist gesorgt: Als er es nach vielerlei Hin und Her endlich fertig bringt, der Gräfin, die er für abweisend hält, seine Liebe zu gestehen, ist sie nicht nur bereit, ihn zu heiraten, sondern übernimmt auch seine Schulden. Dass diese ganzen Verwicklungen zu einem guten Ende für alle Beteiligten kommen, ist, wie immer, nur der aktiven Unterstützung der Diener zu verdanken.

Angélique, Tochter der gestrengen Madame Argante, soll den reichen, aber alten Damis heiraten. Damis seinerseits hat einen Sohn, Eraste, der von dieser geplanten Hochzeit nichts weiß, und sich in Angélique verliebt hat. Auch sie liebt ihn, doch unter dem unduldsamen Regiment der Mutter wagt sie zunächst nicht, ihren Willen zu behaupten. Trotz ihrer Tugendhaftigkeit und Naivität ist sie sich der Tatsache bewusst ist, dass gerade die strenge Erziehung der Mutter, Sehnsüchte in ihr geweckt hat, die sie gar nicht verspüren würde, wären sie nicht derart tabuisiert worden. Unter tätiger Mithilfe der Diener Lisette und Frontin kann die ungewollte Heirat verhindert werden. Am Ende nach allerlei komischen Verwicklungen, gelingt es auch, die starrsinnige Mutter zu überzeugen, dass Eraste der geeignetere Ehemann für ihre Tochter ist.

Wer bringt die Untreue in die Welt - die Damen oder die Herren?
Das ist in dieser äußerst unterhaltsamen Rokoko-Komödie die Frage. Um sie ein für alle mal zu beantworten, präsentiert ein Prinz seiner Geliebten ein Experiment. Vier neugeborene Kinder wurden genau vor achtzehn Jahren voneinander getrennt und fern der Zivilisation unter der Obhut eines Dienerpaares aufgezogen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo man beobachten möchte, wie die beiden Mädchen und die zwei Jungen reagieren, wenn sie erstmals aufeinander treffen. Mit der Erfahrung eines Gegenübers beginnen auch für sie die ersten Eitelkeiten und Eifersüchteleien, die schließlich in Intrigen, Untreue und Verrat enden.
Der Prinz und seine Geliebte müssen erkennen, dass sich Frau und Mann in punkto Untreue nichts vorzuwerfen haben. Die glänzenden Dialoge Marivaux' scheinen im Kontrast zu dem sarkastischen Menschenexperiment zu stehen und doch spiegelt diese Komödie den ewigen Traum der Menschen von Liebe, Glück und Zweisamkeit wider.

Die zwei Aristokraten-Kinder Sylvia und Dorante wollen beide ihre zukünftigen Ehepartner kennenlernen, ohne erkannt zu werden. Den Standpunkt des neutralen Beobachters möchten sie einnehmen, gleichsam aus Misstrauen zu der Liebe, die den Blick trübt, blind macht. Sie tauschen ihre Rollen mit ihren Dienern. Doch gerade weil sie beide einander aus der Ferne betrachten wollen, geraten sie nah aneinander und verlieben sich. Beide spielen, ohne sich selbst zu erkennen geben, ein Erkennungsspiel gegen die Liebe, und beide unterliegen ihr.
Das Interesse des Dienerpaares ist anders gelagert. Lisette und Arlequin sind durch den Rollentausch mit ihrer Herrschaft geadelt. Sie wollen sich dessen würdig erweisen, in dem sie die Liebe ihres angeblichen aristokratischen Partners entflammen. Es geht ihnen weniger darum, den anderen kennenzulernen, als vielmehr möglichst lange selbst verkannt zu werden.

Vier Schiffbrüchige landen auf einer Insel - Arlequin und sein Herr Iphicrate, Cleanthis und ihre Herrin Euphrosine. Die Bewohner dieser Insel sind die Nachfahren von Sklaven, die hundert Jahre zuvor gegen ihre Herren revoltiert und sich als freie Menschen auf dieser Insel niedergelassen haben. Während ursprünglich "alle Herrn, die ein Zufall oder Schiffbruch auf diese Insel führe, zu töten und umgekehrt alle Sklaven freizulassen" waren, herrscht nun ein sanfteres Gesetz: "Wir nehmen keine Rache mehr an euch, wir suchen euch zu bessern. Wir trachten nun nicht mehr nach euerm Leben, wir wollen die Barbarei in euern Herzen heilen. Wir machen euch zu Sklaven, damit ihr selbst die Schmach, die man dabei empfindet, am eignen Leib verspürt." Und so werden, auf Geheiß des Inselbewohners Trivelin, Iphicrate und Euphrosine zu Sklaven ihrer Sklaven. Ihr "Leidensweg" führt schließlich zur Erkenntnis vom wahren Adel des Menschen: "Man braucht nichts weiter als ein gutes Herz, Tugend und Verstand; die braucht man, die zeitigen Respekt und Ehrerbietung, erhöhen einen Menschen über andre."

Bei der Jagd hat sich der Prinz in ein junges Mädchen vom Land verliebt und es ins Schloss entführen lassen. Doch dort verweigert sich diese Silvia allen Annehmlichkeiten und verzehrt sich in Sehnsucht nach ihrem Bauernburschen Arlequin. Da der Prinz in diesem Fall nicht nur auf ländliches Frischfleisch scharf ist, sondern Sylvia liebt, hat er ein ernstes Problem: Er möchte wiedergeliebt werden. Eine Intrige wird gesponnen: Arelequin wird ebenfalls an den Hof geholt. Man lässt die beiden scheinbar in Ruhe und überhäuft sie mit verlockenden Angeboten: Landhäuser, Kutschen, edle Weine und Tafelfreuden, schöne Kleider und Kurtisanen, Macht und Einfluss. Sie widerstehen heldenhaft, sie zaudern, zucken, schwanken, zweifeln und fallen am Ende doch: Arlequin liebt die Hofdame Flaminia und Silvia den Prinzen.