Heinz Riedt

Theater
Pier Paolo Pasolini

Calderón

Deutsch von Heinz Riedt
8 D, 12 H, St, Verwandlungsdek

In seinem erst posthum aufgeführten Drama greift Pasolini auf das Original von Caldérons Das Leben ist Traum nur mehr bruchstückhaft zurück.
Hauptfigur des Stücks ist Rosaura, die eines Tages ohne Identitätsbewusstsein erwacht und verschiedene gesellschaftliche Szenarien durchlebt/durchträumt: Die Trennlinien zwischen Traum und Wirklichkeit sind nahezu aufgehoben, sind zumindest im Unklaren gelassen.
Thematischer Ausgangspunkt Pasolinis ist der im Niedergang befindliche Franquismus im Spanien der 60er/70er Jahre und ein in Ansätzen erkennbarer 'Wandel' der Machtstrukturen. Rosaura durchlebt in ihrer 'realen Traumwelt' an drei Spielorten- einem Palast, einem Bordell und einem Lager - jeweils als Außenseiterin die aristokratische, die bürgerliche und die proletarische Variante gesellschaftlichen Seins. Der Abgesang an die Möglichkeit, eine faschistisch-kapitalistische Gesellschaft revolutionär zu verändern, zieht sich durch alle Szenarien.
Rosauras letzter Traum, den auch sie nun eindeutig als solchen erkennt - sie, interniert in einem Konzentrationslager, wird von revolutionären Arbeitern befreit -, wird von Basilio, ihrem bürgerlichen Vater, in seinem Illusionsgehalt bestätigt: "Doch bei diesem Traum mit den Arbeitern gibt es keinen Zweifel. Es ist ein Traum, nichts als ein Traum." Auf einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel besteht - nach Pasolini -nun keine Aussicht mehr.

Theater
Pier Paolo Pasolini

Pylades

Deutsch von Heinz Riedt
4 D, 13 H, Verwandlungsdek

Nach dem Sturz der Tyrannen Agamemnon und Klytaimnestra durch Orest und Pylades kehren diese nach langer Abwesenheit - sie sind als Königs- bzw. Muttermörder geflohen - in die Stadt Argos, deren Bevölkerung und Institutionen darniederliegen, als Freundespaar zurück. Elektra, die reaktionäre, konservative Traditionalistin, empfängt ihren Bruder Orest mit Ablehnung, da sie ihn als Erben des alten Königreiches zurückerwartet hat. Orest aber errichtet mit Hilfe seines Freundes und erleuchtet von Athene, der Vernunft, eine Demokratie, die Wohlstand und Macht bringt. In der Folge werden die Freunde zu politischen Feinden. Pylades zieht sich als anarchischer Revolutionär aus der Stadt in die Berge zurück und findet bei den Bauern und Armen seine neuen Verbündeten. Das Volk bangt um seinen Wohlstand und zwingt Orest, sich mit Elektra zu verbünden. Orest, von Athene ein zweites Mal geleitet, errichtet in Argos eine Staatsform, welche der pyladischen Revolution zuvorkommt.

Pier Paolo Pasolinis sozialkritisches Stück Pylades befasst sich vor allem mit der Demokratie als Staatsform der menschlichen Vernunft. Was sie war in ihren Anfängen, und wie sie sich entwickelte, sich anpasste. Indem er ihre Schwächen aufzeigt (wie z.B. Konsum und Geldwirtschaft, Profitdenken) findet er darin auch die Bedingungen für eine neue Staatsform, die er zwar nicht ausformuliert, doch in ihren Grundzügen aufzuzeigen versucht.

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