Theater

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Pier Paolo Pasolini

Affabulazione oder Der Königsmord

Ein Spiel in 8 Episoden
(Affabulazione)

Ausgehend vom antiken Ödipus-Stoff betrachtet Pasolini den Vater-Sohn-Konflikt von der Seite des Laios und legt die mythologische Geschichte auf die moderne Gesellschaft um. Im Zentrum dieses radikalen Psychodramas steht ein Mailänder Großindustrieller, der sich vom Heranwachsen seines Sohnes ausgeschlossen fühlt und die Geschlechtsreife und damit die Fähigkeit seines Sohnes, selbst Vater zu werden, als existentielle Bedrohung sieht. Selbstquälerisch beobachtet er heimlich seinen Sohn und tötet ihn mit einer Doppeldeutigkeit, die im Grund des Verlangen ist, selbst getötet zu werden.
In diesem Stück hat Pasolini viel von seinen eigenen Leiden und dem verzweifelten Versuch der Selbstanalyse eingearbeitet. Wesentlich für das Stück, wie auch für die gesamte Arbeit Pasolinis, aber ist die Spiegelung der privaten Situation auf eine gesamtgesellschaftliche Ebene. So entsteht im Schaffen Pasolinis der Schnittpunkt dreier großer Protestbewegungen gegen die Macht des Staates: Der politische Protest, der sexuelle Protest und der mystische Protest.

Deutsch von Heinz Riedt

3 D, 8 H, 2 Dek

UA: 06.10.1973 · Vereinigte Bühnen (Schauspielhaus), Graz · Regie: Peter Lotschak

Ursendung: 02.09.1988 · RIAS Berlin · Regie: Götz Naleppa

Aufführungsarchiv

14
Februar 2006
Pier Paolo Pasolini

Affabulazione oder Der Königsmord

Theater

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Regie Barbara Nicolier
Theater Schauspielhaus Salzburg, Salzburg
11
April 2006
Pier Paolo Pasolini

Affabulazione oder Der Königsmord

Theater

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Theater Theater Phönix, Linz

Weitere Stücke

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Theater

Pier Paolo Pasolini

Calderón

Deutsch von Heinz Riedt
8 D, 12 H, St, Verwandlungsdek

In seinem erst posthum aufgeführten Drama greift Pasolini auf das Original von Caldérons Das Leben ist Traum nur mehr bruchstückhaft zurück.
Hauptfigur des Stücks ist Rosaura, die eines Tages ohne Identitätsbewusstsein erwacht und verschiedene gesellschaftliche Szenarien durchlebt/durchträumt: Die Trennlinien zwischen Traum und Wirklichkeit sind nahezu aufgehoben, sind zumindest im Unklaren gelassen.
Thematischer Ausgangspunkt Pasolinis ist der im Niedergang befindliche Franquismus im Spanien der 60er/70er Jahre und ein in Ansätzen erkennbarer 'Wandel' der Machtstrukturen. Rosaura durchlebt in ihrer 'realen Traumwelt' an drei Spielorten- einem Palast, einem Bordell und einem Lager - jeweils als Außenseiterin die aristokratische, die bürgerliche und die proletarische Variante gesellschaftlichen Seins. Der Abgesang an die Möglichkeit, eine faschistisch-kapitalistische Gesellschaft revolutionär zu verändern, zieht sich durch alle Szenarien.
Rosauras letzter Traum, den auch sie nun eindeutig als solchen erkennt - sie, interniert in einem Konzentrationslager, wird von revolutionären Arbeitern befreit -, wird von Basilio, ihrem bürgerlichen Vater, in seinem Illusionsgehalt bestätigt: "Doch bei diesem Traum mit den Arbeitern gibt es keinen Zweifel. Es ist ein Traum, nichts als ein Traum." Auf einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel besteht - nach Pasolini -nun keine Aussicht mehr.

Theater

Pier Paolo Pasolini

Pylades

Deutsch von Heinz Riedt
4 D, 13 H, Verwandlungsdek

Nach dem Sturz der Tyrannen Agamemnon und Klytaimnestra durch Orest und Pylades kehren diese nach langer Abwesenheit - sie sind als Königs- bzw. Muttermörder geflohen - in die Stadt Argos, deren Bevölkerung und Institutionen darniederliegen, als Freundespaar zurück. Elektra, die reaktionäre, konservative Traditionalistin, empfängt ihren Bruder Orest mit Ablehnung, da sie ihn als Erben des alten Königreiches zurückerwartet hat. Orest aber errichtet mit Hilfe seines Freundes und erleuchtet von Athene, der Vernunft, eine Demokratie, die Wohlstand und Macht bringt. In der Folge werden die Freunde zu politischen Feinden. Pylades zieht sich als anarchischer Revolutionär aus der Stadt in die Berge zurück und findet bei den Bauern und Armen seine neuen Verbündeten. Das Volk bangt um seinen Wohlstand und zwingt Orest, sich mit Elektra zu verbünden. Orest, von Athene ein zweites Mal geleitet, errichtet in Argos eine Staatsform, welche der pyladischen Revolution zuvorkommt.

Pier Paolo Pasolinis sozialkritisches Stück Pylades befasst sich vor allem mit der Demokratie als Staatsform der menschlichen Vernunft. Was sie war in ihren Anfängen, und wie sie sich entwickelte, sich anpasste. Indem er ihre Schwächen aufzeigt (wie z.B. Konsum und Geldwirtschaft, Profitdenken) findet er darin auch die Bedingungen für eine neue Staatsform, die er zwar nicht ausformuliert, doch in ihren Grundzügen aufzuzeigen versucht.

DSE Frei

Theater

Pier Paolo Pasolini

Bestia da Stile

Deutsch von Moshe Kahn
5 D, 15 H, Chor, Doppelbes. möglich

Pasolini bezeichnet sein letztes Theasterstueck als 'autobiografisch', tritt aber in der Gestalt des Tschechen Jan Palach auf (der hier nicht historisch verstanden werden darf) und entwirft in den sieben Bildern dieses Schauspiels nichts weniger als ein großes modernes Welttheater. Im Wechselgespräch mit dem Chor verhandelt er eine Welt von Glueck, Ruhm und Untergang. Dabei kommen alle großen Ideen zu Wort, die das 20. Jahrhundert über lange Zeit getragen haben. Pasolini hat dieses Schauspiel als polemischen Gegenentwurf zum Theater seiner Zeit verstanden.
Moshe Kahn

„Dieses Theaterstück habe ich von 1965 bis 1974 geschrieben. Während dieser Zeit wurde es immer wieder umgeschrieben und, worauf es in erster Linie ankommt, ständig aktualisiert, denn es handelt sich bei diesem Stück um eine Autobiographie. Und so, wie die Zeit verging und ich das Werk wegen der unablässigen Neugestaltungen unveröffentlicht bei mir behielt, verging auch mein Leben, und damit wurden auch ständige Aktualisierungen notwendig. Im Sommer 1974 habe ich mich dann entschlossen, aufzuhören - mit den Aktualisierungen, nicht jedoch mit den Neufassungen …In jenem Sommer habe ich den langen Anhang geschrieben, den der Leser, wenn er will, nicht zu lesen braucht. Das Stück endet mit den Worten trunken von Gras und Finsternissen. Dann folgen im Anhang allerdings noch - für mich - wichtige Dinge, doch das ”Ende”, dessen Nachklang in der Stille des ”Endes” im allgemeinen das schönste Stilelement des Stücks ist, ist dort.“
Pier Paolo Pasolini

Digitales Textbuch