Jörn van Dyck

Der in Marienbad geborene Weltbürger mit belgischem Pass, Theatermann und Übersetzer Jörn van Dyck starb 2020. Er studierte und wirkte ab den 1970ern in München als Lehrer an der Falckenberg-Schule, lange zuvor als Regieassistent am Residenztheater und an den Kammerspielen, arbeitete in London, aber als Gastregisseur auch in vielen renommierten deutschsprachigen Häusern.

Der in Marienbad geborene Weltbürger mit belgischem Pass, Theatermann und Übersetzer Jörn van Dyck starb 2020. Er studierte und wirkte ab den 1970ern in München als Lehrer an der Falckenberg-Schule, lange zuvor als Regieassistent am Residenztheater und an den Kammerspielen, arbeitete in London, aber als Gastregisseur auch in vielen renommierten deutschsprachigen Häusern.

Theater
Audio
Athol Fugard

Aussagen nach einer Verhaftung auf Grund des Gesetzes gegen Unsittlichkeit

Deutsch von Jörn van Dyck
1 D, 2 H, 1 Dek

Sie leben in derselben Stadt und kommen aus verschiedenen Welten. Die Frau ist weiß, der Mann schwarz. Sie arbeitet als Leiterin der Bibliothek in der Stadt. Er ist ein verheirateter Lehrer in der „Siedlung“. Kennengelernt haben sie sich über das Interesse an Büchern und Bildung. Ihre Liebe aber wird zur Quälerei. Sie ringen darum, Grenzen zu überschreiten, bemühen sich um gegenseitiges Verständnis. Doch ihre Gespräche enden in Sackgassen aus Selbstvorwürfen und Anschuldigungen. Sie können im wahrsten Sinne des Wortes nicht aus ihrer Haut.
Obwohl sie ahnen, dass ihre heimlichen Treffen beobachtet werden und obwohl der Mann die ständigen Lügen nicht mehr aushält, wiederholen sie ihre Liebesabende. Dann greift die Verfolgungsmaschinerie der Apartheid zu. Eine Nachbarin denunziert das Paar, sie werden festgenommen und verhört. Das Protokoll des Polizisten ist ein Musterbeispiel für die antrainierte Logik einer vorurteilsvollen Gesellschaft. Die Frau und der Mann werden wegen Verstoßes gegen das Gesetzes gegen Unsittlichkeit angeklagt.

Athol Fugard zeichnet die Bedrohung szenisch nach: Was im Dunkeln und als heimliches Flüstern zwischen zwei Individuen beginnt, mündet in ein Blitzlichtgewitter, in dem die Aussagen der Angeklagten kaum eine Chance haben, sich gegen die Macht des Apparates zu behaupten. Übrig bleibt kaltes weißes Licht und die schmerzende Gewissheit des Mannes, nur noch die Leere zu haben. Und die will selbst Gott nicht.

Theater
Athol Fugard

Dimetos

Deutsch von Jörn van Dyck
2 D, 2 H, 5 Dek

Der Schauplatz ist - im ersten Akt - ein vergessenes Dorf in den Bergen, im zweiten die Einsamkeit einer Meeresküste. Das Land ist irgendwo, Dimetos ein fähiger Ingenieur, der sich mit Nichte und Haushälterin aus der vermeintlichen Vergeblichkeit seiner Arbeit in der Stadt ins Exil seines Grübelns über den Ursprung der Dinge und ihren Sinn zurückgezogen hat, zu primitivstem Handwerkszeug und misstrauisch-tumben Bauern, denen er gelegentlich per hilfestellender Handreichung ein Almosen seiner Fähigkeit gibt. Derlei geschieht auch an dem Tag, als Danilo aus der Stadt kommt, um ihn zurückzuholen. Ein Pferd war in eine Brunnengrube gestürzt, Dimetos baut eine Seilzugwinde und lässt seine Nichte nackt in den Brunnen hieven, um die Taue am Pferd zu befestigen. Erregt von dem seltsamen Abenteuer einer sinnvollen Tätigkeit ist das Mädchen Lydia erwacht für die Herausforderungen des Lebens, erwacht ist auch ihre Bereitschaft zur Annahme des Mannes, den sie in Danilo ahnt. Doch Dimetos hält Danilo hin mit seiner Antwort, damit der Jüngere Lydias Liebesbereitschaft wecke. Als Dimetos dem Mädchen sein eigenes Verlangen bekennt, knüpft sie den Knoten zur Schlinge für ihren Hals. Im zweiten Akt erscheint Danilo noch einmal, nun selbst einer, der resigniert hat, der nur noch die Kraft aufbringt, Dimetos die Schuld am Tod des Mädchens auf den Kopf zuzusagen. Der vegetiert in erbärmlicher Sinnwidrigkeit am verlassenen Strand, erst im ausbrechenden Wahnsinn die vertane Fähigkeit seiner Hände, seines Menschseins erahnend.

DSE Frei
Theater
Audio
Peter Shaffer

Mit wem habe ich das Vergnügen ?

Deutsch von Jörn van Dyck
1 D, 1 Dek

Angela, Engländerin um die Fünfzig, will sich umbringen. Zuvor möchte sie jedoch ihre jüngste Vergangenheit für die Nachwelt auf Tonband festhalten.
Mit dem Whiskeyglas neben sich beginnt sie von den Ereignissen der vergangenen Monate zu erzählen.
Als Zaungast bei einer Filmpremiere verwirklicht sich für Angela in ihrem recht fortgeschrittenen Alter das, wovon Teenager in aller Welt träumen: Sie lernt zufällig den jungen, umschwärmten amerikanischen Schauspieler Tom Prance kennen. Tom ist nämlich anglophil und hat ein Faible für ältere englische Damen. Und so engagiert er Angela spontan als Gesellschafterin in seinem Reha-Zentrum für Drogenabhängige in Los Angeles.
Was wie ein Traum beginnt, wird für Angela aber bald zum absoluten Alptraum. Sie hegt nämlich nach einer Weile nicht mehr nur mütterliche Gefühle für den schönen jungen Mann, der ihr täglich seine Sorgen und Nöte anvertraut. Diese Situation ruft Toms aus Publicity-Gründen als Fahrer getarnten Liebhaber auf den Plan, der Angela sehr plastisch und brutal die Augen über das wahre Leben des Stars öffnet.
Gedemütigt und enttäuscht kehrt sie nach England zurück, sieht keinen anderen Ausweg mehr als den Tod, aber: Das Tonband soll posthum veröffentlicht werden, damit Angela noch vom Grab aus Rache an dem früher so vergötterten Jungen nehmen kann. Doch dann kommt es zu einer überraschenden Wendung...

Theater
Sam Shepard

Selbstmord in H-Moll

Deutsch von Jörn van Dyck
2 D, 5 H, 1 Dek

Zwei Detektive, Pablo und Louis, sind damit beauftragt, den mysteriösen Tod Niles, eines Jazzpianisten, zu untersuchen. Sie ermitteln in dessen Wohnung, wo auf dem Fußboden die Umrisse des toten Körpers aufgezeichnet sind. Pablo und Louis vermuten, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist und spielen verschiedene Mordarten durch. Zufällig stoßen zwei Bandmitglieder aus Niles Gruppe dazu - sie machen übrigens eine Musik, die vom Menschen nicht mehr wahrnehmbar ist. Petrone und Laureen werden eingehend verhört. Später tritt Niles selbst auf - für die anderen unsichtbar. Begleitet wird er von Paulette, einer Art geistiger Führerin von der anderen Seite. Sie hilft ihm, sich vom Leben zu verabschieden, indem sie ihn in verschiedene Kostüme steckt (z.B. einen Cowboy-Anzug) und dann diesen Teil seiner Persönlichkeit erschießt. Offensichtlich beging er Selbstmord, um seinem Ruhm zu entkommen, aber Petrone spürt seine Anwesenheit und - trotz Paulettes verzweifelten Warnungen - bringt er ihn wieder nach innen, wo er in Handschellen gelegt und abgeführt wird. Selbstmord in h-moll, entstanden 1976, ist eine Art Übergangsstück in Shepards Werk, denn es verbindet viele Motive seiner früheren Stücke mit den Ideen, die ausführlicher in den späteren Stücken dargestellt sind. Es markiert auch einen Wendepunkt im Leben des Autors. Denn nun war die Rolle des Künstlers mehr als ein abstraktes Thema seiner Stücke geworden, sondern bereits wichtiger Bestandteil seines täglichen Lebens. Sam Shepard wandelte sich vom begabten, jugendlichen Autor der Off-Off-Broadway-Szene zum "vielversprechendsten, jungen, hochtalentierten, preisverdächtigen, amerikanischen" Schriftsteller.

Aufführungsarchiv

Digitales Textbuch