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Theater

Harald Kislinger

2 SCHWESTERN / 1 FEHLEN

Eine richtig mörderische Kunstrealisierung

"DAZU: In diesem Stück ist fast alles durch die Blume gesagt. Menschen, die morden. Menschen, die keine Mörder werden wollen. Menschen, die sich nicht hineinziehen lassen wollen - und hineingezogen werden.
Es kommt auf die Querverbindungen an, auf die unterirdischen Qualen und Freuden. Leben gegen den TOD - Leben wozu? Wild leben und - in Würde. Während einige beobachten, entblättern sich andere - und während einige zu lange beobachten, werden sie entblättert und hineingezogen.
Es ist ein geheimnisvoller Mahlstrom.
Als Folie diente mir dieses "Morden" der sogenannten Wiener 'Mordschwestern' vor ein paar Jahren, aber neben den stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten ging es mir vor allem um die Frage: Wie leicht wird man eigentlich zum Mörder... oder zur Mörderin?
Zur Kunstrealisierung: Alles fließt zusammen in eine scheinbare Realität.
Alles hebt sich hoch zur 'Normalsprache'.
Die Realität mit absurdem Beigeschmack: die Kunstrealisierung also - sie macht's möglich.
Hinter dem Absurden lauert das Tragische." (Harald Kislinger)

2 D, 3 H, Verwandlungsdek

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Harald Kislinger

Meine Mama, mein Temelin

1 D, 1 H

"Schon einmal haben wir ein Kernkraftwerk verhindert / Anstatt an einem Strang zu ziehen / zerstreiten sich die Idioten / die Parteien / Die zerfallen alle / fliegen / in die Luft / Anstatt mit einer Stimme aufzutreten: und ein Zeichen hinzusetzen weltweit, damit was Unverwechselbares uns Erbärmliche erhöht, versinken wir im Hickhack. Kleinlich. Lächerlich. Ein schwarzes Loch / erfaßt uns, drückt uns in die Finsternis der Hölle.
Ich hasse die Politiker, die feigen Hunde.
Diese Diener: einer hemmungslosen Wirtschaftsmafia.
Wir haben keine Chance, das Werkl zu verhindern, wir werden ja nicht angehört.
Wir versinken - das Recht / ist dort, wo eine Macht sich streckt / Wir haben uns verkauft: den Kräften teuflischer Natur / Die Würde haben wir verloren - und auch unseren Stolz / Ich lese diese Zeitungen nicht mehr, die im Namen der Politiker die Leute bloß verarschen - aufputschen.
Ich bin gezeichnet / Wir alle: sind gezeichnet /
Zu Boden hat man uns gedrückt. In den 80ern / Wir haben SpezialMilch kaufen müssen.
Die Kinder / mußten wir aus den verseuchten Sandspielkisten reißen /
Schwämme / durften wir aufeinmal nicht mehr essen /
Das ganze Mühlviertel / verseucht: der Boden: Gift /
Aber diese Idioten / haben draus ja nichts gelernt / Diese schrecklichen Verdränger /
Kleinlicher ParteienStreit / Lächerlich: beschämend / Das Volk: muß sich erheben /
Wir haben keine Chance / Das muß uns egal sein /
1986 / unsre Kinder waren grad geboren worden / ist die Hölle über uns hereingebrochen /
Wer erinnert sich noch dran? /
Wer denn?"

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Theater

Harald Kislinger

Big Mäc Epos

1 D, 2 H

(Irgend ein Abend. Sie bügelt. Er surft durch die Kanäle.)
Rus: Da haben wir was entdeckt: wie wir draufgekommen sind, daß das Fernsehen ohne Ton viel besser ist. Ich mein, das ist fast eine Kunstform!
Vori: Glaubst?
Rus. Sicherlich, du surfst durch die Kanäle, kommst praktisch in der Welt herum und du siehst immer wieder so stumme Szenen. Da mußt du erst draufkommen, worums da dabei geht. Da siehst du zum Beispiel eine Diskussionsrunde und da siehst du die unterschiedlichen Typen und du brauchst eine Zeit, bis du draufkommst, worums geht. Meist kommst du eh nicht drauf. Das ist dann am lustigsten. Weil da siehst du sie gestikulieren, da siehst du wie sie sich hinsteigern - und du weißt zugleich, daß du gar nicht weißt, worums geht. Da stehst du irgendwie außerhalb. Fühlst dich stark. Herausgehoben. Seitdem wir den Ton wegdrehen, sind wir richtige Geistesmenschen geworden. Nachdenkmenschen!

"Ein Modellfall. Ein dramatischer Wutschrei. Gegen das McDonalds-Syndrom. Schnell-Esser, die seelisch verhungern. Ein Stück über Brände, in vielerlei Hinsicht. Wenn man so will: auch ein Volksstück. Geeignet für Bühnen zwischen Flensburg und Krems an der Donau, Hamburg Nord und Wien Ost. Da alle Szenen vor dem laufenden Fernseher spielen, wobei der Ton abgeschaltet ist, kann man sich gut auf die Sprache konzentrieren. Oft liegt eine würgende Sprachlosigkeit im Redefluß. Man macht keine Worte, wies so schön heißt, wo ein Fußtritt oder eine Ohrfeige genügt.
Wer nicht mehr wütend ist, sollte das Schreiben lassen!" (Harald Kislinger)



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Harald Kislinger

Die Axt im Bischofsrücken oder Der letzte Plattenspieler

1 H

"Solange die Läden voll von Langspielplatten waren, brauchte der Fan sich weder vom Radio noch von der Presse bevormunden lassen. Er studierte die Hüllen, die an seine Neugier appellierten; er konnte die Zeichen deuten, in Bildern lesen und dann selbst urteilen, ob er ein Cover als Warnung oder als Verheißung zu interpretieren hatte.
Diese Liebesgeschichte geht nun zu Ende, und nach ihr wird nichts Nennenswertes kommen. Einer CD merkt man nicht an, wer sie wie oft und wie intensiv gehört hat. Vermutlich merkt man auch ihren Hörern nichts an." (Der Spiegel)

Zum Stück:
Ein Monolog für einen Schauspieler ohne Hemmungen - eine Abschiedsvorstellung für alle Plattenspieler.
Und wer von uns wars nicht? Nicht? Renate? Egon? Knut? Tante Bulli? Herr Karl? Alle legten mal Platten auf, so runde schwarze Dinger...und jetzt.....??
Vorbei, liebe Leute, eine Abschiedsvorstellung ist dieses Kislinger-Stück...in schöner Monolog-Pathosironie mit Realeinschlag...ein romantisches Märchen für alle Plattenwichser und die, dies erst werden wollen.
Heute hat der Kislinger seine CDs - und er ist nicht mehr DERselbe - wie soviele...erinnert ihr euch noch an die schönen Zeiten der großen Plattenhüllen, Renate, Didi, Uwe, Peter, Klausi, Harald?
Ein einsames letztes Fest der Theatersprachkunst rund um Mister Plattenspieler...geeignet für euch große einsame Schauspieler...legt die letzte Platte auf.....euer Harald K.!

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