Theater

August Strindberg

Fräulein Julie

Ein naturalistisches Trauerspiel
(Fröken Julie)

Emile Zola hatte eben den Vater gelobt, und Strindberg, beflügelt vom Lob des Hauptvertreters des französischen Naturalismus, schrieb 1888 in vierzehn Tagen Fräulein Julie nieder: Das erste naturalistische Trauerspiel, wie er es nannte. Aufgewühlt von der Debatte über "la nouvelle formule" verteidigte er den neuen Stil in Schweden präventiv gegen seine Angreifer: "Nietzsche glaubt, wie ich, nicht an eine Handlung im Drama! Nur an Ereignisse!"
Sein Verleger Bonnier war da ganz anderer Ansicht und lehnte das Schauspiel ab. Erst der konservative Verleger Seligmann ließ sich erweichen, den Text zu veröffentlichen, allerdings in stark zensierter Fassung. ("Er hat mich zu einem Moralprediger gemacht, anstatt der Moral mit meiner Ironie eins auf die Rübe zu geben!")
Im Folgenden fand sich kein Theater, welches das Stück - auch nicht in der zensierten und entstellten Fassung - auf die Bühne bringen wollte; sogar die Uraufführung des Strindbergschen Experimentaltheaters in Kopenhagen wurde von der Zensur untersagt.
Inzwischen ist Fräulein Julie das häufigst gespielte Stück August Strindbergs. Die vorliegende Übersetzung stützt sich auf die von den Korrekturen Seligmanns befreite Urfassung des Autors.

Deutsch von Hansjörg Betschart

2 D, 1 H, 1 Dek

UA: 14.03.1889 · Kopenhagen

Aufführungsarchiv

21
Januar 2001
August Strindberg

Fräulein Julie

Theater
Theater Deutsches Theater, Berlin
03
Oktober 2003
August Strindberg

Fräulein Julie

Theater
Theater Theater Koblenz, Koblenz
05
Juli 2007
August Strindberg

Fräulein Julie

Theater
Theater turbine theater, Langnau am Albis
06
Oktober 2007
August Strindberg

Fräulein Julie

Theater
Regie Alexander May
12
April 2008
August Strindberg

Fräulein Julie

Theater
Regie Peter Steiner
Theater Jon Laxdals Theater, Kaiserstuhl
26
Februar 2014
August Strindberg

Fräulein Julie

Theater
Regie Christine Gnann
Theater Theater tri-bühne, Stuttgart

Weitere Stücke

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Theater
August Strindberg

Der Vater

Deutsch von Hansjörg Betschart
3 D, 5 H, 1 Dek

Im Dezember 1886 legt Strindberg seinem Verleger Albert Bonnier seine Absicht dar, die Trilogie der Marodöre zu verfassen. Im ersten Teil dieses Triptychons sollte der elterliche Einfluss auf das Mädchen Bertha geschildert werden, welches zwischen den Machtansprüchen seines Vaters und seiner Mutter zerrieben wird. "Man schreit pretentiös nach Lebenslust und die Intendanten fordern Farcen, als ob Lebenslust darin bestünde Menschen lächerlich zu zeichnen, tanzkrank oder verblödet!", beklagt sich Strindberg in seinem Vorwort zu Fräulein Julie.
Dabei machte er sich bereits Sorgen, wie denn der Vater zu spielen sei: "Das ist das Moderne in meiner Tragödie, und wehe mir und der Knallcharge, wenn er die reine Schillersche Räuberbande 1887 spielt! Keine Schreie, keine Massenaufrufe. Zart, ruhig und resigniert sucht der starke Zeitgeist Ausdruck in dieser erotischen Passion... Nur vor der Frau ist er unmännlich, und auch nur deshalb, weil sie ihn so sieht, und die Gesetze der Anpassung zwingen uns, die Rolle zu spielen, die die Liebhaberin von uns fordert: Mal keusch, mal naiv, mal unwissend, alles, bloß um den Beischlaf zu ergattern."

Die vorliegende Übersetzung orientiert sich an der schwedischen Erstausgabe und an der von Strindberg besorgten, vom Original leicht abweichenden französischen Übertragung. Strindbergs Anweisung an Mathilde Prager in Wien, doch "bei der Übersetzung Rohheiten, besonders im ersten Akt abzumildern oder wegzulassen" wurde nicht berücksichtigt. Wohl aber der Rat, "den Regisseuren die Freiheit zu bieten zu streichen". (Hansjörg Betschart)

Theater
August Strindberg

Todestanz

Deutsch von Hansjörg Betschart
2 D, 4 H, 1 Dek

Wer tanzt? Strindbergs Vorbild aus dem Leben erhellt den Titel: Sein kranker Schwager Hugo Philp stellte sich gegen Strindberg auf Siri von Essens Seite und warf ihm vor, seine Kinder im Stich gelassen zu haben! Annas und Hugos Tochter, Marta, bezeugte Jahre später die Begeisterung ihres Vaters für Halvorsens Marsch, den "Einzug der Bojaren". Strindbergs Schwester begleitete Hugo auf der Geige: Hugo tanzte, Hugo kollabierte, wie später Edgar im Stück, und August Strindberg war Zeuge des Tanzes. Er notierte: "Todestanz im Bad Salzsee."
Wer tanzt? 1900 feierten Anna und Hugo Silberhochzeit, wenige Tage, bevor Strindberg sein Stück beendete. Die Silberhochzeit besuchte er nicht. Hugo nannte er in einem Brief an Torsten Hedlund: "Ein Mann, der die Rätsel des gesamten Universums bereits gelöst hat - mit links!"
1900. "Letzter Oktobertag: Todestanz beendet!" Aus dem Leuchtturm ist ein ehemaliges Gefängnis geworden. Aus dem Lotsen ein ehemaliger Artilleriehauptmann. Aus Hugo Edgar. Aus Ann Alice. Nebenfiguren sind verschwunden. Der Vampir Edgar ist gefunden. Als Strindberg den zweiten Teil schreibt, hat er den Vampir bereits definiert: "Nun, da sein Leben entweicht, klammert er sich an anderen Menschen fest, lebt deren Leben, nistet sich in ihren Seelen ein."
Wer tanzt? "Nennt das Stück, wie ihr wollt, aber streicht nichts! Es braucht die Wirkung eines Romans und dessen Gründlichkeit! Zum Schluss bleibt nur die Verkündigung der großen Resignation. Ohne sie ist jegliches Leben unmöglich! Entfernt nicht mein Ureigenstes! Es wäre das Ende meiner Tage!" schreibt er 1902 an Reinhardt. Und eine Woche später legt er einer eigenhändig stark gekürzten Fassung die Worte bei: "So ist es am besten! Beide Teile an einem Abend!" Bis zu Reinhardts bahnbrechender Inszenierung 1912 gehen allerdings noch einige Jahre ins Land.
(Hansjörg Betschart)

August Strindberg

Grillen

Deutsch von Hansjörg Betschart
8 D, 4 H, Verwandlungsdek

1886 schickte Strindberg einen Zeitungsartikel nach Schweden, worin eine Skizze der Marodöre enthalten war:
"Eine Künstlerin, Malerin, lebt in Ehevertrag mit einem Künstler, Maler. Sie malt und verkauft weiterhin. Der Mann muss für ihren Unterhalt und eine Haushälterin, die die Arbeiten im Hause erledigt, aufkommen. Ein Kind kommt zur Welt. Die Frau malt weiter, denn sie kann es sich leisten, wenn der Mann ihr Kind und ihr Kindermädchen versorgt. Aber jetzt muss der Mann sein Einkommen vervierfachen. Seine Kunst kommt zu kurz, und er ´verkommt´ zu einem Zeichner, während die Frau als Malerin Karriere macht."
Strindberg ließ den Stoff nach heftiger Gegenwehr seines Verlegers von seinem Freund Lundegård einstreichen und entschärfen. Kameraden, die gekürzte und entschärfte Fassung von Marodöre, wurde schließlich 1905 in Wien uraufgeführt und zählte zu den erfolgreichsten Stücken Strindbergs in dieser Zeit.

Grundlage der Neuübersetzung von Hansjörg Betschart ist das als gedrucktes Manuskript erhaltene Marodörer. Das Manuskript enthält sowohl die handschriftlichen Korrekturen Strindbergs (die zu Kameraden führte), als auch Striche und Entschärfungen Lundegårds.

Grillen nannte Strindberg das Stück vermutlich zu dem Zeitpunkt, als er sämtliches Material niedergeschrieben hatte. In dieser Übersetzung der Marodöre sind zum ersten Mal Passagen deutsch zugänglich, die in den späteren Kameraden nicht mehr zu finden waren. Da die Übersetzung auch die Erweiterungen der späteren Kameraden-Fassung mit einbezieht, liegt hier zum ersten Mal das gesamte Material Strindbergs zu diesem Stoff - der Herkunft entsprechend gekennzeichnet - in einem Text vor. (Hansjörg Betschart)

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